Page - 68 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

68 Februar 1872 5 10 15 20 25 an der Wien, Direktor der Komischen Oper in Wien (1873–1874, 1877–1878) sowie des Dt. Thea- ters in Pest (ab 1874). ◼ 13 Friese] Carl Adolf Friese (1831–1900), dt. Schauspieler und Bariton; 1852 als Komiker am Theater in der Josefstadt, 1860 am Carltheater, 1863–1887 am Theater an der Wien (gefeierter Interpret von Strauß-Operetten). ◼ 14 Venus Hermann Schlössers] Die 1872 im Wr. Kunstverein ausgestellte Venus Anadyomene des Bildhauers und Malers Hermann Schlösser (1832–1894) wurde wegen Verstoßes gegen das antike Schönheitsideal heftig kritisiert und verspottet. Ambros rezensierte das Werk ausführlich im Feuilleton „Venus Anadyomene“, in: WA (1872), Nr.  2, 3.  Jänner. ◼ 16 in Scene gesetzt] Die Dekorationen stammten von Albert Bredow (1828–1899) und Ludwig Grünfeld (1812–1888). 14. WZ 1872, Nr. 45, 25. Februar Z. 5–27, 35–191 aufgenommen in: „Musikalische Wasserpest.“, Bunte Blätter  II, S.  27–35 Feuilleton. Wiener musikalische Revue. Von A. W. Ambros. (Offenbachs „Fantasio“; die zweite Quartett-Soirée der Florentiner.) Ein Tonsetzer, welchem das Vergnügen zu Theil wird, an den Straßenecken einer großen Residenz und berühmten Musikstadt täglich auf den Affichen von drei verschiedenen Theatern die Titel seiner neuesten operistischen Werke in kolossalen Lettern zu lesen, der dann Abends eines der angekündigten Werke in einem der drei Schauspielhäuser in ganz vorzüglicher Aufführung anhören, ja, der die Auf- führungen selbst leiten kann, und den dann die ausverkauften Häuser mit en- thusiastischem Beifall überschütten – ein solcher Tonsetzer hat mindestens keine Ursache, in das alte Klagelied der verkannten Genies über „Zurücksetzung“ und „Nichtbeachtetsein“ mit einzustimmen. Ein solches Glück genießt in diesem Augenblicke in Wien der Meister Jacques Offenbach, dessen Muse – oder wie wir das capriciöse Wesen nennen sollen, welches ihn begeistert – bei uns sehr viele und sehr warme Freunde zählt. Man hat in neuerer Zeit oft genug auf die auffallende Verwandtschaft der beiden mitteleuropäischen Großstädte Wien und Paris hinge- wiesen und man könnte zu allem Uebrigen auch noch hervorheben, daß gerade auch diese zwei Städte es sind, wo Meister Offenbach seine Triumphe sucht und findet. Was zwischen beiden liegt, scheint für ihn kein rechter, mindestens kein gleich günstiger Boden. Sogar Paris beginnt zur Zeit mit seinem musikalischen Adoptivsohn etwas zu schmollen; bekanntlich war der Erfolg des „Roi Carotte“ trotz einer blendenden Ausstattung ein nur sehr zweifelhafter und ein Pariser Correspondent der „Augsburger allgemeinen Zeitung“ ließ jüngst gar den harten Ausspruch hören: „Die ägyptische Plage des letzten Jahrzehents war Sardou’s und Offenbachs Muse, war jene sinnliche Verderbniß des Geschmackes durch die classisch werdende Gemeinheit des Theaters.“ Aber Offenbach kann diesem und den anderen Gegnern und Anklägern mit den Worten weiland Chazets zurufen: „Je veux, en forçant leurs souffrages, les amuser pour les punir.“