Page - 394 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

394 März 1873 30 35 5 10 15 che, sehr eingehende ausführliche Biographie des Meisters von dessen Sohn Max Maria v. Weber besitzen. Ganz interessant ist die Beigabe einer Photolithographie nach einem im October 1820 von Prof. Hornemann zu Kopenhagen nach dem Leben gezeichneten Bildnisse Webers, das erst in neuester Zeit aufgefunden wor- den. Die Aehnlichkeit hat der offenbar dilettantische Zeichner, wenn wir nach Webers Todtenmaske vergleichend schließen dürfen, nicht verfehlt, aber geschmei- chelt ist das Portrait keineswegs. Wie denn ein wirklich gutes Bildniß Webers überhaupt unter die Desiderata gehört – fast ebenso wie das Bild Mozarts, welches den Zeichnern unter der Hand gelegentlich zu einer aus großer Nase und Haar- beutel zusammengesetzten Fratze geworden ist. Erläuterungen 3 F. W. Jähns] Friedrich Wilhelm Jähns (1809–1888), dt. Musikschriftsteller, Weber-Forscher und -Sammler, Sänger, Gesangspädagoge, Chordirigent und Komponist. ◼ 8f. „sein ganzes Leben … eines Mannes heilig“.] Paraphrasierung des Ausspruchs „Homer vergaß sich selbst, sein ganzes Leben war der Betrachtung zweier Männer heilig.“ Goethe, Torquato Tasso I,3. ◼ 13 Köchels … Mozart-Katalog.] Chronologisch-thematisches Verzeichniss sämmtlicher Tonwerke Wolfgang Amade Mozarts […], hrsg. von Ludwig von Köchel, Leipzig 1862. ◼ 13–15 Jähns’ Weber-Katalog … 1870] Carl Maria von Weber in seinen Werken. Chronologisch-thematisches Verzeichniss seiner sämtlichen Compositionen […], Berlin, recte: 1871. ◼ 30 Biographie … von dessen Sohn] Max Maria von Weber, Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild, 3 Bde., Leipzig 1864–1866. ◼ 31f. Photolithographie … von Prof. Hornemann] Christian Horneman (1765– 1844), dänischer Maler; ausgebildet an der Akademie in Kopenhagen, ab 1804 Hofmaler ebd. Webers Porträtzeichnung entstand 1820 während seines Kopenhagen-Besuchs. 100. WA 1873, Nr. 50, 1. März Feuilleton. Musikalisches. Der Concertsaal hat es im letzten Drittel des eben beendeten Carnevals doch ge- merkt, daß der Tanzsaal für den Augenblick den Vorrang hatte und daß die Leute Tanzmusik lieber hörten als anderweitige. Die Concerte wurden sparsam. Ganz stockten sie indessen nicht. Interessant war Herrn Gotthards Novitäten-Matinée, worin er uns, wie in diesen Matinéen auch sonst, eine Auswahl seiner neuesten Verlagsartikel vorführte – keine Jean Paul’sche „Auswahl aus des Teufels Papie- ren“, sondern gute und interessante Sachen, wie denn überhaupt Gotthard als Ver- leger die merkwürdige Eigenschaft hat, am liebsten nach guten und interessanten Sachen zu greifen. Das Hauptstück war diesmal die Violoncell-Sonate von Julius Zellner, welche an den Herren Professor Door und Louis Spitzer vorzügliche In- terpreten fand. Dieses treffliche Werk wird wohl in der Reihe der nicht häufigen Violoncell- sonaten seine Stelle dauernd behaupten. Die Kritik hat bisher gerne bei Zellner