Page - 110 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

110 März 1872 5 10 15 20 ersten Teil (zitiert mit abweichender Interpunktion). ◼ 56–59 Jubel! … fliegt.] Chor der Hölli- schen im dritten  Teil (zitiert mit abweichender Interpunktion, Sperrdruck von Ambros). ◼ 61 Cogito, ergo sum] „Ich denke, also bin ich.“ (René Descartes, Principia philosophiae 1,7). ◼ 85f. „sie wird dir … stechen“] Bibel, 1  Mose  3,15. ◼ 89 Bodmers] Johann Jakob Bodmer (1698–1783), schweiz. Philologe. ◼ 91 „sehraffische“ Dichtkunst] Bezeichnung der „göttlich inspirierten“ Dichtkunst Friedrich Gottlieb Klopstocks und seiner Nach ahmer. ◼ 129 „hast in böser Stunde … gut“] Freizitat aus: Goethe, Gedicht „Guter Rat“. ◼ 131 tête de bronce] frz. „Bronze- kopf“. ◼ 154 Schimpfworte der „absoluten Melodie“] Der Begriff „absolute Melodie“ bezieht sich bei Wagner auf „die nackte, ohrgefällige, absolut melodische Melodie“ Rossinis, die jegli- cher dramatischen Absicht entbehre und somit unorganisch wirke. Oper und Drama, in: Wagner, GSD, Bd.  3, S.  311. ◼ 175 „unendlichen Melodie“] → Nr.  15/Erl. zur Z.  52. ◼ 212f. wie Mendelssohn … umschifft hat] die Gottesworte sind dem Chor anvertraut. ◼ 216f. Arnold von Melchthal] Figur in Rossinis Guillaume Tell. ◼ 217 Raoul] Figur in Meyerbeers Les Hugue- nots. ◼ 221 drei Erzengel] dargestellt von Karoline Stenzl, Marie Exner und Antonie Wolf. ◼ 226 Peccadillos] Sündchen. 23. WZ 1872, Nr. 74, 31. März Feuilleton. Ostern und der Frühling; Ostermusik, Frühlingsmusik. Von A. W. Ambros. Das Osterfest ist da und der Frühling! Die Glocken schallen in festlichem Feier- klange, aus den Kirchen tönt Chorgesang und Orgelklang und das jubelnde Halle- luja – „sie feiern die Auferstehung des Herrn“. Und auf die weite Erde lächelt die goldene Frühlingssonne, der blaue Himmel herab und nach dem harten, starren Zwange des Winters beginnt es sich zu regen; auch das Naturleben feiert seine Auferstehung. Es ist eine herrliche Zeit, der Vorfrühling, und wir athmen in ihm fast wohliger auf, als selbst wenn im Mai der Lenz sein ganzes Füllhorn von Blüthen über uns ausgeschüttet hat. Denn auch wir litten unter des Winters har- tem, starrem Zwang und die erste neue Lebensregung der Natur durchdringt auch uns mit neuem Leben. Da drängt es uns dann hinaus ins Freie – und mag es auch „an Blumen im Revier“ fehlen: die Grasflächen, die sich in helles Grün kleiden, die Büsche und Bäume, über denen ein grünlicher Duft liegt, zum Zeichen, daß die Knospen schwellen und aufbrechen, die geschwätzig in jeder Rille rauschenden Wiesenwässerchen, da und dort aus den knospenden, angrünenden Wäldern schon der Laut und Ruf eines einzelnen Vogels und die ersten Frühlingsblumen, die so unschuldig und naiv wie die Augen eines jungen Mädchens in die Welt gucken, die zarten, weißen Schneeglöckchen, die feinen Goldkelche des Krokus und sie, die, wie der Dichter sagt, „leiser denn alle Blumen der Wiese geschlummert“, die Primula veris – das alles giebt uns ein neues Lebensgefühl, denn „wir sind selber auferstanden, aus Handwerks- und Gewerbesbanden, aus der Gassen quetschen- der Enge, aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht, sind wir alle ans Licht gebracht“.