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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 346 In einer Hinsicht unterschied sich die Situation an den Universitäten und Hochschulen jedoch von anderen gesellschaftlichen Bereichen : auf den „Tisch gehauen“ wurde hier  – nie. Wie wenig effizient die Arbeit der Sonderkommissionen verlaufen sein muss , lässt sich unter anderem indirekt daraus ersehen , dass es mit der Intensivierung der „Säube- rungen“ Anfang 1946 zum Beispiel an der Universität Wien zu „immer heftiger werden- den Angriffe[ n ]“ auf diese Gremien kam , sodass die den „Sondersenaten“ zugewiesen Behördenvertreter schließlich beim Rektor vorstellig wurden und mitteilten , „ihr Amt nur dann weiterführen zu können , wenn der Herr Bundesminister diesen Wunsch äu- ßert und ihnen damit zu erkennen gibt , dass er in die Art ihrer Amtsführung Vertrauen setzt“1472  – so Rektor Ludwig Adamovich am 14. Jänner 1946 in einem Brief an Sektions- chef Skrbensky. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien An der Universität Wien , deren Hauptgebäude durch 23 Bombentreffer an elf Stellen schwer beschädigt war  – elf Prozent der gesamten Bodenfläche und 65 Prozent der Dach- eindeckung waren zerstört1473  – traten die „aufbauwilligen Kräfte des Lehrkörpers“ be- reits ab Mitte April 1945 zu täglichen Beratungen zusammen. Die erste dieser Sitzun- gen  – eine vom Judaistikassistenten Kurt Schubert1474 „einberufene“ und von Wilhelm Czermak in seinem Institut geleitete „Professorenkonferenz“1475  – fand am 15. April 1945 in den Räumlichkeiten des Institutes für Ägyptologie und Afrikanistik in der Frankgasse 1 im 9. Wiener Gemeindebezirk statt , eine Adresse auf „zumindest mittelbar »arisiertem« 1472 ÖSTA / AdR , Bestand 02 , BMfU , 2C1  – Disziplinarkammern , Sonderkommissionen , 1945–1958 , Ktn. 378 , Zl. 1000–46 , Rektor der Universität Wien an Sektionschef Skrbensky im Bundesministerium für Unterricht , 14. Jänner 1946 , 1. 1473 Universität Wien. Bericht über den Studienbetrieb , a. a. O., 75 ( Anlage I ). 1474 Kurt Schubert ( 1923–2007 ), Schüler des Orientalisten und Dekans der geisteswissenchaftlichen Fakul- tät in der NS-Zeit , Viktor Christian , bei dem er noch kurz vor Kriegsende im März 1945 am Institut für Altorientalische Philologie zu einem assyrologischem Thema promoviert hatte. Nach Kriegsende ar- beitete Schubert im „Displaced Persons-Camp Alserbachstraße“, wo er laut Dirk Rupnow „seine Kennt- nisse der modernen hebräischen Sprache und der talmudischen Literatur bei Rabbinern“ erwarb. Vgl. dazu : Dirk Rupnow , Brüche und Kontinuitäten. Von der NS-Judenverfolgung zur Nachkriegsjudaistik. In : Ash / Nieß / Pils ( Hrsg. ), Geisteswissenschaften im Nationalsozialismus , a. a. O., 9 ff bzw. 104. Schu- bert zählt zur Gruppe der illegalen Widerstandsbewegung der Katholischen Hochschuljugend rund um den Geistlichen Karl Strobl. Nach dem Krieg wurde Schubert 1956 ao. Professor und schließlich Or- dinarius und Vorstand des 1966 eingerichteten Institutes für Judaistik der Universität Wien. Vgl. dazu : Karl Strobl , Gruppe Calvarienberg  – Wien XVII. In : Siegwald Ganglmair ( Red. ), Jahrbuch 1995. Do- kumentationsarchiv des österreichischen Widerstands , Wien 1995 , 124–137. 1475 Vgl. Eszter Bokor , Kurt Schubert : „Unser Haus für das neue Österreich , 2. Mai 2005. Download unter : http://www.dieuniversitaet-online.at/dossiers/beitrag/news/kurt-schubert-unser-haus-fur-das-neue- osterreich/258.html [ Zugriff 11. 5. 2013 ].
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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