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4. „The democratic way of life in Austria“
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tigen Vorfällen dieser Art der CIC „a priori unterrichtet werden sollte.“1938 Dass sich der
amerikanische Militärgeheimdienst für diese Ange legen heit interessierte – bei der Unter-
redung mit dem CIC waren auch Parteien
vertreter an
wesend1939
– ist nicht weiter verwun-
derlich und dürfte auch keineswegs ein Einzel
fall gewesen sein , nur : Auswirkungen hatten
derartige informelle Kontakt aufnahmen keine.1940
Und dass es sich bei den erwähnten nazistischen Provokationen und Vorfällen auf dem
Boden der Universität keineswegs um akademische Randerscheinungen handelte , die fern
der gesellschaftlichen Realität stattfanden , sondern darin grassierende Einstellungen und
Stimmungen in der breiten Bevölkerung deutlich werden , illustrieren die polizeilichen Si-
tuationsberichte für Wien. So hielt ein Wochenbericht im August 1946 fest :
„In der letzten Zeit ist die Stimmung unter den ehemaligen Nationalsozialisten etwas lebhafter
geworden. Sie zeigen Freude an der schlechten Ernährungslage und anderen zutage tretenden
Missständen. Der Einfluss , den sie auf diese Weise ausüben , ist nicht unbeachtlich. Selbst die
den Nazis keineswegs zugeneigten Leute hört man öfters klagen , dass es unter Hitler doch
besser gewesen sei. Wiederholt wird beobachtet , dass jüngere Burschen ohne Scheu Abzei-
chen und Ausrüstungsgegenstände wie Koppel , Edelweiß und Wehrsportabzeichen aus der
Nazizeit tragen. Nach einem stark verbreiteten Gerücht sollen bereits illegale Organisationen
am Werk sein , welche Weisungen und Material aus den westlichen Bundesländern erhalten
und Terror aktionen vorbereiten [ … ].“1941
ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen
„nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen
Anlässlich der ersten Österreichischen Hochschülerschaftswahlen , die am 19. Nov
em
ber 1946
an allen Universitäten des Landes abgehalten wurden , kam es zur ersten Großdemonstrati-
on1942 gegen nazistische Umtriebe in der Zweiten Republik , die in tumultartigen Auseinan-
1938 Ebd.
1939 So Fritz Köhler für die ÖVP , Viktor Heller für die SPÖ und Hans Kaes für die KPÖ. Ebd.
1940 Als im Mai 1946 der Leiter der Rektoratskanzlei , Rudolf Fischer , eine studentische Aussage proto-
kollierte , wonach wiederholt Studierende in SS-Stiefeln und SS-Hosen auf Boden der Universität ge-
sichtet worden seien und diese auch Vorlesungen besuchten , führte dies zur Weisung des akademischen
Senats , künftig alle Verdächtigen „anzuhalten , ihre Nationale aufzunehmen und dem Rektorate Mel-
dung zu erstatten“; Meldungen dieser Art blieben aber Ausnahmefälle. UAW , RA GZ 100 / III-1945 / 46 ,
O.-Nr. 228 , Amtsvermerk von Rudolf Fischer , 10. Mai. Zit. nach : Huber , Studenten im Schatten der
NS-Zeit , a. a. O., 145.
1941 Zit. nach : Friedrich Wilhelm Schembor , Polizeiliche Situationsberichte für die Jahre 1945 und 1946. In :
Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Hrsg. v. Ferdinand
Oppl / Maria Altfahrt / Karl Fischer. Bd. 59 , Wien 2003 , 275.
1942 Die vermutlich allererste Großdemonstration in der Zweiten Republik fand kurz zuvor am 25. Okto ber
1946 in der Sowjetischen Zone in Wiener Neustadt statt , wo 4. 000 Werktätige für die Erhöhung der
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741