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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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33 Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre Die tief verankerten europäischen Negativ-Stereotype und verklärenden Mythen53 ge- genüber der „Neuen Welt“ haben als nachhaltige imagologische Feindbildkonstruktion allerdings historisch weit zurück reichende Wurzeln , deren ambivalenten Ausprägungen im Folgenden kurz nachgegangen werden soll. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre Die negativen Vorurteile , Feindbilder und Klischees hinsichtlich einer kulturellen Inferi- orität Amerikas als Land einer vulgären , degenerierten Massenkultur , mit denen sich die US-amerikanischen Besatzungstruppen in Europa wie auch in Österreich nach 1945 immer wieder konfrontiert sahen , bildeten insbesondere im Kontext des beabsichtigten geistig- kulturellen Wiederaufbaues demokratischer , westlicher Werte eine nicht zu vernachlässi- gende Mentalreserve in den Köpfen der Nachkriegsbevölkerung. Nicht zuletzt handelte es sich bei diesen Klischees und Feindbildern , gegen die die US-amerikanische Politik nicht nur im Zusammenhang der Reeducation anzukämpfen hatte , um Negativ-Stereotype , die nicht nur in der gezielt rassistisch angelegten NS-Propaganda mit „Demokratie“ allge- mein zusammenfielen , sondern auch in der über Dekaden durch einschlägige Stereotype geprägten Bevölkerung. Freilich stellt die Kritik am „Amerikanismus“,54 womit das Gefahrenszenario einer dro- henden ökonomisch-wirtschaftlichen Hegemonie einerseits sowie die aus dem Gefühl einer proklamierten kulturellen Überlegenheit resultierende Geringschätzung gegenüber allen diesbezüglichen Leistungen Amerikas andererseits bezeichnet wurde , keineswegs ei- ne Erfindung des Nationalsozialismus dar. Der Boden hierfür wurde lange vorher bereitet , was im Folgenden anhand einiger Beispiele illustriert werden soll , wenn auch der histori- sche Tiefpunkt zweifellos erst mit dem spezifisch antisemitisch-rassistischen Antiameri- kanismus des Nationalsozialismus zu verzeichnen ist. 53 Vgl. Rainer Götz , Der Wandel des Amerikabildes in der deutschsprachigen Literatur seit 1945. Mythos Amerika und Realität USA , phil. Diss., Univ. Graz 1979 ; zur Entstehung , Entwicklung und Verfesti- gung nationaler Images und Stereotype siehe in diesem Zusammenhang allgemein u. a. : Robert B. Downs , Images of America. Travelers from abroad in the New World , Urbana / Ill., 1987 ; Jack P. Greene , The intel- lectual construction of America. Exceptionalism and identity from 1492 to 1800 , Chapel Hill , NC 1993 ; Philip R. DeVita ( Ed. ), Distant mirrors. America as a foreign culture , Belmont / Calif. 1993 ; Stephen Fen- der ( Ed. ), American and European national identities. Faces in the mirror , Keele 1996 ; David E. Barclay ( Ed. ), Transatlantic images and perceptions. Germany and America since 1776 , Washington D.C. 1997. 54 Vgl. John Russell Bartlett , Dictionary of Americanism. A Glossary of Words and Phrases Usually Regar- ded as Peculiar to the United States of America , 2. erw. Aufl., Boston 1859. Zur Begriffsgeschichte des Terminus „Amerikanismus“ siehe weiters : Otto Basler , Amerikanismus : Geschichte eines Schlagwortes. In : Deutsche Rundschau , 224 , August 1930 , 142–146 ; weiters : Theodor Lüddecke , Amerikanismus als Schlagwort und Tatsache , ebd., 221 , März 1930 , 214–221 ; Richard Freienfels-Müller , „Amerikanismus“ und europäische Kultur. In : Der deutsche Gedanke , 1927 , Heft 4 , 30–35.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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