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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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175 Exkurs : die österreichische Emigration in den USA Tatsächlich verliefen die vertiefte inhaltliche Auseinandersetzung mit der Problematik der „Reeducation“ beziehungsweise „Reorientation“ und die Ausarbeitung militärischer Besat- zungsszenarien , wie noch zu zeigen sein wird , gewissermaßen in getrennten Regelkreisen  – eine Transmission der elaborierten Sach- und Fachdiskussion auf ziviler Expertenebene in die militärischen Planungsstäbe fand weder auf personeller noch auf inhaltlich-konzep- tioneller Ebene statt. Es waren daher primär akademische Zirkel und Vereinigungen im Dunstkreis amerikanischer Universitäten oder Colleges wie das New Yorker Hunter Col- lege , Zusammenschlüsse von Schriftstellern wie zum Beispiel das „Writers’ War Board“,760 die bereits erwähnten großen , privaten philanthropischen US-Bildungsvereinigungen so- wie zivilgesellschaftlich-pazifistische Initiativen wie die von Friedrich Wilhelm Foerster und Isidore Lipschutz gegründete „Society for Prevention of World War III“,761 die sich intensiv mit Fragen einer demokratischen Nachkriegsordnung Europas auseinandersetzten. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA  – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen Den Daten der US-Volkszählung aus dem Jahr 1940 zufolge lebten rund 1,2 Millionen Personen in den USA , die entweder selbst in Österreich-Ungarn geboren waren , oder zumindest einen dort geborenen Elternteil hatten ; von diesen gaben 479. 000 Personen Österreich als ihr Geburtsland an  – zwei Drittel dieser Gruppe waren bereits US-Staats- bürger.762 Davon waren geschätzte 40. 000 Österreicherinnen und Österreicher nach dem „Anschluss“ 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika emigriert.763 760 Siehe : Astrid M. Eckert , Feindbilder im Wandel : Ein Vergleich des Deutschland- und Japanbildes ( Stu- dien zur Geschichte , Politik und Gesellschaft Nordamerikas , Bd. 13 ), Münster 1999 , 45. 761 Mitglieder dieser prononciert antinazistischen Gesellschaft , die ein eigenes Monatsblatt ( Prevent World War III ) herausgab , waren unter anderen der ehemalige Deutschland-Korrespondent Edgar A. Mowrer , William L. Shirer oder George Creel. Siehe : Astrid M. Eckert , Feindbilder im Wandel : Ein Vergleich des Deutschland- und Japanbildes ( Studien zur Geschichte , Politik und Gesellschaft Nordamerikas , Bd. 13 ), Münster 1999 , 45. In der Präambel plädierte die Gesellschaft für eine kompromisslose Vorgehensweise bei nachfolgenden ‚Säuberungsmaßnahmen‘ : „The widespread habit of setting the Nazis apart from the German people results from an inadequate knowledge of German history. [ … ] The forces in Germany that raised Hitler to power and have maintained him , are identical forces that stood behind Bismarck and Kaiser Wilhelm. Any treatment of the enemy , after military victory , which does not destroy those forces will leave Germany as strong and dangerous as ever.“ Zit. nach : ebd., 47. 762 Foreign Nationality Groups in the United States. A Handbook ( revised edition ), April 1945 , 18 ff. Zit. nach : Siegfried Beer , Exil und Emigration als Information. Zur Tätigkeit der Foreign Nationalities Branch ( FNB ) innerhalb des amerikanischen Kriegsgeheimdienstes COI bzw. OSS , 1941–1945. In : Jahrbuch 1989. Doku- mentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Redaktion : Siegwald Ganglmair , Wien 1989 , 137. 763 Siehe : The Austrians. Foreign Politics in the United States. Foreign Nationalities Branch. Office of the Coordinator of Information , August 1942 , a. a. O., 8.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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