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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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2. „Education for Victory“ 138 Educational Reconstruction  – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende “It is idle to plan a free world and , at the same time , to plan that we shall be masters of it. [ … ] All men , all nations must be educated.”590 Wie sich zeigt , entwickelten sich die bildungspolitischen Überlegungen hinsichtlich ei- nes demokratischen Nachkriegsaufbaus von Anfang an in enger Verschränkung mit der Bedrohung durch Nationalsozialismus und Faschismus beziehungsweise den folgenden inneramerikanischen Bildungs- und Erziehungsanstrengungen.591 Das gilt in ähnlicher Weise auch für Großbritannien , das mit seinen bereits seit 1941 / 42 laufenden bildungspolitischen Initiativen auf der Ebene eigens geschaffener internationaler Gremien  – zum Beispiel der „London International Assembly“ und dem „Council for Edu- cation“  – zumindest im halbstaatlichen beziehungsweise zivilen Planungsbereich der „Edu- cational Reconstruction“ bald mit amerikanischen Institutionen kooperierte. Überhaupt lief die diesbezügliche Diskussion in Großbritannien , ähnlich wie in den USA , zunächst haupt- sächlich über inoffizielle zivile Stellen sowie in der Öffentlichkeit. Auch hier schalteten sich von Anfang an einzelne Politiker in die Debatte ein , auch die politischen Parteien und das britische Parlament , doch mit einem Unterschied : Trotz aller Präferenz für indirekte Kont- rollmaßnahmen lag die Gewichtung von Beginn an stärker auf der politischen Reeducation , also auf einer Veränderung des aggressiv-kriegerischen „deutschen Volkscharakters“, wie das Lord Vansittart in einem Memorandum ( „The Nature of the Beast“ ) für das britische Foreign Office bereits 1940 formuliert hatte.592 Insbesondere nach dem Ausbleiben eines antifaschistischen Volksaufstandes des „anderen Deutschlands“, wie es von links-liberaler Seite antizipiert worden war , gewannen die Thesen Vansittarts großen Einfluss in der bri- 590 Alexander Meiklejohn , Education as a Factor in Post-war Reconstruction. In : Free World , January 1943. Zit. nach : O. H. Mowrer , Educational Considerations in Making and Keeping the Peace. In : The Journal of the Abnormal and Social Psychology , 38. Jg., 1943 , 177. 591 Bezüglich der nationalen Kraftanstregung im Bereich von Bildung und Erziehung hieß es 1942 in einem Bericht des „National Institute on Education and the War“: „Education must make ist special and parti- cular contribution to the struggle. Fighting with learning is the slogan of victory [ … ]. Never was there a time when educational workers faced heavier responsibilities for adjusting the school program to a great national need.“ Zit. nach : Kandel. The Impact of the War upon American Education , a. a. O., 35. 592 Günter Pakschies , Re-education und die Vorbereitung der britischen Bildungspolitik in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs. In : Heinemann , Umerziehung und Wiederaufbau , a. a. O., 104 ; siehe weiters : Kurt Koszyk , „Umerziehung“ der Deutschen aus britischer Sicht. In : Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung das Parlament , 1978 , Heft 29 , 3–12 ; Heinz-Dittrich Fischer , Reeducation und Pressepolitik unter britischem Besatzungsstatus. Die Zonenzeitung „Die Welt“ 1946–1950. Konzeption , Artikulation und Rezeption , Düsseldorf 1978 ; Michael Balfour , In retrospect : Britain’s Policy of ‚Re- education‘. In : Nicholas Pronay / Keith Wilson ( Eds. ), The Political Re-Education of Germany and Her Allies After World War II , Kent 1985 , 139–150.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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