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2. „Education for Victory“
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Educational Reconstruction
– Überlegungen und Konzepte
1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende
“It is idle to plan a free world and , at the same time , to plan that we shall be masters of it. [ … ]
All men , all nations must be educated.”590
Wie sich zeigt , entwickelten sich die bildungspolitischen Überlegungen hinsichtlich ei-
nes demokratischen Nachkriegsaufbaus von Anfang an in enger Verschränkung mit der
Bedrohung durch Nationalsozialismus und Faschismus beziehungsweise den folgenden
inneramerikanischen Bildungs- und Erziehungsanstrengungen.591
Das gilt in ähnlicher Weise auch für Großbritannien , das mit seinen bereits seit 1941 / 42
laufenden bildungspolitischen Initiativen auf der Ebene eigens geschaffener internationaler
Gremien
– zum Beispiel der „London International Assembly“ und dem „Council for Edu-
cation“
– zumindest im halbstaatlichen beziehungsweise zivilen Planungsbereich der „Edu-
cational Reconstruction“ bald mit amerikanischen Institutionen kooperierte. Überhaupt lief
die diesbezügliche Diskussion in Großbritannien , ähnlich wie in den USA , zunächst haupt-
sächlich über inoffizielle zivile Stellen sowie in der Öffentlichkeit. Auch hier schalteten sich
von Anfang an einzelne Politiker in die Debatte ein , auch die politischen Parteien und das
britische Parlament , doch mit einem Unterschied : Trotz aller Präferenz für indirekte Kont-
rollmaßnahmen lag die Gewichtung von Beginn an stärker auf der politischen Reeducation ,
also auf einer Veränderung des aggressiv-kriegerischen „deutschen Volkscharakters“, wie
das Lord Vansittart in einem Memorandum ( „The Nature of the Beast“ ) für das britische
Foreign Office bereits 1940 formuliert hatte.592 Insbesondere nach dem Ausbleiben eines
antifaschistischen Volksaufstandes des „anderen Deutschlands“, wie es von links-liberaler
Seite antizipiert worden war , gewannen die Thesen Vansittarts großen Einfluss in der bri-
590 Alexander Meiklejohn , Education as a Factor in Post-war Reconstruction. In : Free World , January 1943.
Zit. nach : O. H. Mowrer , Educational Considerations in Making and Keeping the Peace. In : The Journal
of the Abnormal and Social Psychology , 38. Jg., 1943 , 177.
591 Bezüglich der nationalen Kraftanstregung im Bereich von Bildung und Erziehung hieß es 1942 in einem
Bericht des „National Institute on Education and the War“: „Education must make ist special and parti-
cular contribution to the struggle. Fighting with learning is the slogan of victory [ … ]. Never was there a
time when educational workers faced heavier responsibilities for adjusting the school program to a great
national need.“ Zit. nach : Kandel. The Impact of the War upon American Education , a. a. O., 35.
592 Günter Pakschies , Re-education und die Vorbereitung der britischen Bildungspolitik in Deutschland
während des Zweiten Weltkriegs. In : Heinemann , Umerziehung und Wiederaufbau , a. a. O., 104 ; siehe
weiters : Kurt Koszyk , „Umerziehung“ der Deutschen aus britischer Sicht. In : Aus Politik und Zeitgeschichte.
Beilage zur Wochenzeitung das Parlament , 1978 , Heft 29 , 3–12 ; Heinz-Dittrich Fischer , Reeducation und
Pressepolitik unter britischem Besatzungsstatus. Die Zonenzeitung „Die Welt“ 1946–1950. Konzeption ,
Artikulation und Rezeption , Düsseldorf 1978 ; Michael Balfour , In retrospect : Britain’s Policy of ‚Re-
education‘. In : Nicholas Pronay / Keith Wilson ( Eds. ), The Political Re-Education of Germany and Her
Allies After World War II , Kent 1985 , 139–150.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741