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4. „The democratic way of life in Austria“
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maligen Mandatare und Funktionäre des Austrofaschismus spätestens mit Spätherbst 1945
mit keiner Einschränkung ihrer beruflichen oder politischen Tätigkeit mehr zur rechnen
hatten. Detaillierte biografische Dossiers prominenter österreichischer Politiker , die Ex-
perten von der „Division of Biographic Intelligence“ des U.S. Department of State noch im
Verlauf des Jahres 1945 angelegt hatten , blieben somit Schubladenmaterial.1253
Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945
Nachdem sich an den österreichischen Universitäten bereits im ausgehenden 19. Jahrhun-
dert deutlich antisemitische Tendenzen manifestiert hatten ,1254 entwickelten sich die „Ho-
das praktizierte Prozedere zu haben und merkte gegenüber dem State Department an , dass die von der
Staatspolizei vorgenommenen Arrestierungen ohnehin vom amerikanischen CIC supervidiert würden ;
des Weiteren : „The clearly defined arrest and removal categories of the directive were well received by
members of the Political Police , who have hitherto been working on ill-defined and loosely worded
Austrian authority. Hope has been expressed that uniform denazification policy , based on the Standard
Operating Procedure for denazification , will be adopted and enforced by all the Allied powers.“ Ebd., 3.
1253 Als historische Quelle sind diese geheimen biografischen Dossiers , in die u. a. Material aus persönlichen
Befragungen einfloss , allerdings durchaus von Interesse , da sie auch differenzierte Charakterisierungen
einzelner politischer Persönlichkeiten enthalten , wie beispielsweise zum ( politischen ) Werdegangs Le-
opold Figls , die u. a. von Martin F. Herz bestätigt wurden. Neben Angaben zu dessen politischer Sozi-
alisation , über den niederösterreichen Bauernbund , die von ihm organisierten „Niederösterreichischen
Sturmscharen“ š „Figl insists that the Sturmscharen were primarily anti-Nazi , but he does not deny they
were also strongly anti-Socialist“ [ Unterstreichung im Original ] š sind vor allem jene Passagen inte-
ressant , die sich mit seiner Persönlichkeit beschäftigen , die Ähnlichkeiten zu Dollfuß aufweisen würde :
„Especially in somewhat pathetic impression that both at times have given of plain , sincere , determined ,
little men close to the soil , shouldering heavy responsibilities [ … ]. A man of great vitality , he is said to
require only four hours sleep nightly.“ Hinsichtlich Figls „Character Analysis“ hielt das Dossier fest , dass
er sich seiner persönlichen historischen Bedeutung bewusst sei , jedoch weder besondere intellektuelle
Neigungen noch überzogene Vorstellungen seiner sonstigen Fähigkeiten habe , wobei in demokratiepoli-
tischer Hinsicht eine keineswegs unbedenkliche Ambivalenz spürbar sei : „FIGL is definitively honest and
sincere and a convinced Austrian patriot. On the other hand , his ideas of democracy in the western sense are
rudimentary. He knows very little of , and cares very little about , the intricacies of parliamentary politics. His
knowledge of the psychology of the working class is minimal. His lack of ideological principles , his ignorance
of international affairs and economic policy , and his tendency to oversimplify political questions , make it
easy for him to put expediency above principles. Internationally , he inclines toward friendship with the
Western Powers , and has made every effort to cooperate closely with the Americans whom he , like many
of his party , half hopes and half believes have come to Austria to save Austria from the Russians [ … ]“.
[ Hervorhebung d. Verf. ] Recordings of the U. S. Department of State relating to the Internal Affairs of
Austria 1945š1954 ( Mikrofilm-Bestand Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien ), Decimal File ,
Reel 1 , Headquaters United States Forces in Austria , Office of the Political Advisor to Secretary of State ,
Washington , „Transmitting sketch describing division of political and economic influence in Austria and
accompanying biographic portraits of prominent Austrians“, 30. April 1946 , 1 ff.
1254 Durch die Tolerierung bzw. Akzeptanz der immer unverhohlener antisemitisch auftretenden deutsch-
national-schlagenden Studentenverbindungen š mit der „Waidhofener Erklärung“ vom 11. März
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741