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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 292 maligen Mandatare und Funktionäre des Austrofaschismus spätestens mit Spätherbst 1945 mit keiner Einschränkung ihrer beruflichen oder politischen Tätigkeit mehr zur rechnen hatten. Detaillierte biografische Dossiers prominenter österreichischer Politiker , die Ex- perten von der „Division of Biographic Intelligence“ des U.S. Department of State noch im Verlauf des Jahres 1945 angelegt hatten , blieben somit Schubladenmaterial.1253 Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 Nachdem sich an den österreichischen Universitäten bereits im ausgehenden 19. Jahrhun- dert deutlich antisemitische Tendenzen manifestiert hatten ,1254 entwickelten sich die „Ho- das praktizierte Prozedere zu haben und merkte gegenüber dem State Department an , dass die von der Staatspolizei vorgenommenen Arrestierungen ohnehin vom amerikanischen CIC supervidiert würden ; des Weiteren : „The clearly defined arrest and removal categories of the directive were well received by members of the Political Police , who have hitherto been working on ill-defined and loosely worded Austrian authority. Hope has been expressed that uniform denazification policy , based on the Standard Operating Procedure for denazification , will be adopted and enforced by all the Allied powers.“ Ebd., 3. 1253 Als historische Quelle sind diese geheimen biografischen Dossiers , in die u. a. Material aus persönlichen Befragungen einfloss , allerdings durchaus von Interesse , da sie auch differenzierte Charakterisierungen einzelner politischer Persönlichkeiten enthalten , wie beispielsweise zum ( politischen ) Werdegangs Le- opold Figls , die u. a. von Martin F. Herz bestätigt wurden. Neben Angaben zu dessen politischer Sozi- alisation , über den niederösterreichen Bauernbund , die von ihm organisierten „Niederösterreichischen Sturmscharen“  š „Figl insists that the Sturmscharen were primarily anti-Nazi , but he does not deny they were also strongly anti-Socialist“ [ Unterstreichung im Original ]  š sind vor allem jene Passagen inte- ressant , die sich mit seiner Persönlichkeit beschäftigen , die Ähnlichkeiten zu Dollfuß aufweisen würde : „Especially in somewhat pathetic impression that both at times have given of plain , sincere , determined , little men close to the soil , shouldering heavy responsibilities [ … ]. A man of great vitality , he is said to require only four hours sleep nightly.“ Hinsichtlich Figls „Character Analysis“ hielt das Dossier fest , dass er sich seiner persönlichen historischen Bedeutung bewusst sei , jedoch weder besondere intellektuelle Neigungen noch überzogene Vorstellungen seiner sonstigen Fähigkeiten habe , wobei in demokratiepoli- tischer Hinsicht eine keineswegs unbedenkliche Ambivalenz spürbar sei : „FIGL is definitively honest and sincere and a convinced Austrian patriot. On the other hand , his ideas of democracy in the western sense are rudimentary. He knows very little of , and cares very little about , the intricacies of parliamentary politics. His knowledge of the psychology of the working class is minimal. His lack of ideological principles , his ignorance of international affairs and economic policy , and his tendency to oversimplify political questions , make it easy for him to put expediency above principles. Internationally , he inclines toward friendship with the Western Powers , and has made every effort to cooperate closely with the Americans whom he , like many of his party , half hopes and half believes have come to Austria to save Austria from the Russians [ … ]“. [ Hervorhebung d. Verf. ] Recordings of the U. S. Department of State relating to the Internal Affairs of Austria 1945š1954 ( Mikrofilm-Bestand Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien ), Decimal File , Reel 1 , Headquaters United States Forces in Austria , Office of the Political Advisor to Secretary of State , Washington , „Transmitting sketch describing division of political and economic influence in Austria and accompanying biographic portraits of prominent Austrians“, 30. April 1946 , 1 ff. 1254 Durch die Tolerierung bzw. Akzeptanz der immer unverhohlener antisemitisch auftretenden deutsch- national-schlagenden Studentenverbindungen  š mit der „Waidhofener Erklärung“ vom 11. März
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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