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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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365 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung te des demokratischen Österreich vorträgt.“1546 Und hinsichtlich der frei gewordenen Lehr- stühle , die  – wie Fischer meinte  – durch „andere , bessere , augenblicklich nicht“ hätten besetzt werden können und nun von mittelmäßigen Professoren okkupiert würden , sprach sich der frühere Staatssekretär für die Rückholung von Exil-Wissenschaftern aus  – eine Initiative , die Fischer während seiner kurzen Amtszeit selbst nicht gesetzt hatte. Ohne sich selbst noch sonderlich dafür verantwortlich fühlen zu müssen , verwies Fischer aber sogleich auf die Wi- derstände , die ein derartiges Unterfangen ohnedies zum Scheitern verurteilen würden : „Ich habe schon im Budgetausschuß darauf hingewiesen , wie viele weltberühmte Gelehrte sich noch im Auslande befinden. Man hat gewisse Versuche unternommen , sie nach Österreich zurückzubringen , aber es ist mir bekannt , daß solche Versuche aus den Kreisen der Hoch- schullehrerschaft immer wieder konterminiert [ sic ] werden , weil diese Herren Angst vor der größeren Begabung , vor der legitimen Begabung jener haben , die zurückkommen und die ihnen gebührenden Lehrstühle an den österreichischen Hochschulen einnehmen könnten.“1547 Rückkehr unerwünscht ?1548  – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration Einen ersten Aufruf „an die österreichischen Künstler und Wissenschaftler in den U.S.A.“ um Mithilfe beim Wiederaufbau hatte der Wiener Stadtrat für Kultur und Volksbildung , Viktor Matejka , am 10. Oktober 1945 veröffentlicht. Darin umriss er die bisher erfolgten Wiederaufbaumaßnahmen im Bereich der Theater , der Kinos , Cabaretts und Varietes so- wie auf die erfolgte „Säuberung“ und Wiederherstellung von Schulen , Hochschulen und Volksbildungseinrichtungen und lud die „Freunde Österreichs in den Vereinigten Staaten“ ein , diese Arbeit zu unterstützen , etwa durch dringend benötigtes Lehr- und Lernmaterial für Schulen und Bibliotheken. Der Aufruf Matejkas , der in der Austro American Tribune veröffentlicht wurde , enthielt allerdings keine explizite Einladung zur Rückkehr an vertrie- bene beziehungsweise emigrierte österreichische Universitätslehrer.1549 Vor dem Hintergrund der heftigen öffentlichen Kritik an der Wiedereinstellung ehe- maliger NS-Professoren wandte sich nun Rektor Adamovich im Jänner 1946 in einem Interview an die Öffentlichkeit und signalisierte darin Bereitschaft , sich um die Rückho- lung vertriebener beziehungsweise emigrierter Dozenten und Professoren zu bemühen. 1546 Ebd., 319. 1547 Ebd. 1548 Vgl. Christian Fleck , Rückkehr unerwünscht. Der Weg der österreichischen Sozialforschung ins Exil. In : Friedrich Stadler ( Hrsg. ), Vertriebene Vernunft I. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930–1940 (= Veröffentlichungen des Ludwig Boltzmann-Institutes für Geschichte der Gesellschafts- wissenschaften , Sonderband 2 ), Wien  – München 1987 , 182–213. 1549 Stadtrat Viktor Matejka , An die österreichischen Künstler und Wissenschaftler in den U. S. A., Wien , 10. Oktober 1945. In : Austro American Tribune. Anti-Nazi Monthly , Vol. IV , No. 4 , 1945 , 1.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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