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4. „The democratic way of life in Austria“
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„Ich ersuche daher um die obbezeichnete Regelung im Wege eines Vertrages und bin natürlich
auch gerne bereit weitere Pensionsbeitragszahlungen , so wie ich sie bis 1938 in Goldwährung
bereits in 46 anrechenbaren Dienstjahren dem österreichischen Bund eingezahlt hatte zu leis-
ten. [ … ] Ich bitte daher nochmals um eine vertrags mässige Regelung , wobei ich die Versi-
cherung abgebe , daß die Loyalität gegen den Österreichischen Staat durch Beibehaltung der
Amerikanischen Staatsbürgerschaft in keiner Weise abnimmt und , daß ich es mir zur Aufgabe
gestellt habe , das von mir geleitete Physikalische Institut international wieder in eine ganz
erste Reihe zu bringen [ … ].“1759
Bei diesem postalischen ‚Canossagang‘ verwies Ehrenhaft mehrmals und eindringlich darauf ,
dass „gerade die amerikanische Staatsbürgerschaft [ … ] für die Lösung der über
nommenen
Aufgabe nicht nur vom ethischen , sondern auch vom materiellen Stand
punkt von allergröß-
ter Bedeutung“ sei : Nicht zuletzt habe er innerhalb nur weniger Monate Spendenbeträge der
amerikanische Großindustrie in „relevanter Größe“ aufgetrieben ; darüber hinaus würden „alle
Postsendungen der Apparate und die Briefe an mich als amerikanischer Staatsbürger zu einem
ungleich niedrigeren Betrag erfolgen als mit der regulären Post [ … ]“.1760 Knapp ein Jahr später
wurde dem Gastprofessor nach Vollendung des 70. Lebens
jahres und knapp drei Jahre vor sei-
nem Tod mitgeteilt , dass er „von Amts wegen in den Ruhestand zu versetzen ist“, vom Unter-
richtsministeriums aber immerhin die „Zuerkennung eines ‚Ehrenjahres‘ “1761 gewährt bekam.
Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch-
öster reichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee
Wie sich anhand der dargestellten Fallbeispiele zeigt , standen dem Rückkehr wunsch pro-
minenter Wissenschaftsemigranten beziehungsweise ihrem bekundeten Interesse an einer
universitären Lehr tätigkeit nach Kriegsende unter schied liche , mitunter überaus seltsam
anmutende Schwierigkeiten und Hindernisse entgegen. Ein Bemühen um Rückholung
von durch den Nationalsozialismus vertriebenen Wissenschafter – von Wissenschafterin-
nen ganz zu schweigen – ist weder auf Seite österreichischer Stellen noch der amerikani-
schen Militärbesatzung vor Ort nachzuweisen. Und das , obwohl es die amerikanische Edu-
cation Division als eine ihrer zentralen Aufgaben ansah , „assisting all Austrian universities
and the Ministry of Education in establishing communication with Austrian scholars and
teachers who were forced to leave the country during the period of Nazi occupation.“1762
1759 Ebd., 4.
1760 Ebd., 3.
1761 UAW , Dekanatsakten , Phil. Fakultät , DZL. 2719–1948 / 49 , Zl.26470/III. 8 / 49 , Bundesminister Hur-
des an das Dekanat der Philosophischen Fakultät der Universität Wien , 18. Juni 1949.
1762 Thomas E. Benner , Synopsis of Post-war Education in Austria , USACA / Education Division , 10. März
1947 , 5. University of Illinois Archives , Thomas E. Benner Papers 1930–1979 , Austrian Materials , Rec.
Series No. 10 / 1 / 21 [ Kopie im Besitz des Verfassers ].
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741