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26 Adelsgesellschaft imWandel
inFormvondiversenBĂĽndnissen,KonventionenundAbkommenmitanderen
europäischenStaaten.49
DerHofkonnteseineStellung innerhalbderösterreichischenMonarchie trotz
desRevolutionsjahrs 1848halten.DieAbdankungFerdinands aufgrund seiner
währendderRevolutioneingeräumtenliberalenZugeständnisse,vonderkonser-
vativenHofparteialsuntragbarbeurteilt, führtezueinerStärkungderMonarchie.
Der jungeKaiser Franz Joseph regierte, nachdemWiderruf derKonzessionen
anden revolutionärenVolkswillen,wieder absolut, gestützt aufPolizei,Militär,
KircheundAristokratie.ErdemonstriertekaiserlicheAutorität, indemeraufdie
BeachtungalterTraditionenbestandwieeinerstrengenHofhierarchiemit strikten
RanggesetzenoderdemEinhaltenderhöfischenEtikette.SeineVormachtstellung
galt ebenfalls innerhalbderFamilie, indemerautonomĂĽberGeldmittelundApa-
nagenfĂĽrdieFamilienmitgliederbestimmte,ĂĽberEheverbindungenentschiedund
dieobersterichterlicheInstanz füralleErzherzögedarstellte.50
DasBeharren auf der standesgemäßenHerkunftvonHabsburger-Gattinnen
und-Gattenzeigt, dassdieTrennungzwischenderKaiserfamilieundderAris-
tokratie rigoros aufrechterhaltenwurde. So hattenEheverbindungen zwischen
HabsburgernundNichtadeligen,aberauchzwischenHabsburgernunddemnicht-
regierungsfähigenhohenAdeldenAusschlussausderFamiliezurFolge.51Nichts-
destotrotz kamen solche Ehen vor, siemussten jedoch vomKaiser persönlich
anerkanntwerden,umgültigzusein. Johann(1782–1859)wolltebeispielsweise
diebĂĽrgerlichePostmeisterstochterAnnaPlochlehelichenundfochtmit seinem
Bruder,KaiserFranz I., langeZeitumdieErlaubniszurHeirat.52KronprinzFranz
Ferdinand (1863–1914)wiederumbeharrte auf der ehelichenVerbindungmit
GräfinSophieChotek, diewohl adeligwar, jedochauskeiner souveränenoder
reichsständischenFamilie stammte.FranzJosephgab1900seineEinwilligung,als
FranzFerdinand,wievor ihmJohann,aufalleThronfolgerechtederKinderaus
diesernicht standesgemäßenEheverzichtete.53
DievonFranzJosephstrengdurchgesetzteRangordnunginnerhalbderFamilie
Habsburgrichtete sichnachdemGradderVerwandtschaftzumMonarchen.Nach
der engsten Familie desKaisers, die FrauundKinder einschloss, folgten seine
BrĂĽder,danachseineEltern,dieFamilienderOnkelunddieNachkommender
49 DenZweibund1879mitdemDeutschenReich,der1882mitItalienzumDreibunderweitertwurde,
dasGeheimbündnismitRumänien1883unddievonFranzJosephangestrengteAusdehnungauf
demBalkanab1878.Erbe,2000,S.228–240;Hamann,Brigitte:FranzJoseph I., in:Hamann,1988c,
S.140–141.
50 Hamann,1990,S.62.
51 Ebenda,S.69.
52 Klingenstein,1988,S.175–177.
53 Leslie, John:FranzFerdinand, in:Hamann,1988a,S.142.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Title
- Habsburg als Touristenmagnet
- Subtitle
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Author
- Ursula Butz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Size
- 16.0 x 23.5 cm
- Pages
- 204
- Keywords
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. EinfĂĽhrung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und StaatsfĂĽhrung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Ă–ffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197