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HofgesellschaftundAdel 47
DasbevorzugteTerrainvielerAdeligerwarwährenddes19. Jahrhundertsder
Hof.AuchwennsichdieaufgeklärtenMonarchenaufdasNaturrechtberiefenund
sichdie Ideeeines transpersonalenStaatesherausbildete,bliebensiedennochab-
soluteHerrscher.DasSozialkonstrukt„Hof“wareineMöglichkeit,herrschaftliche
Macht auszudrĂĽcken.DasHofzeremoniell zeigte explizit denRangeinesAdeli-
genan,dieEtikettegalt sowohlgegenĂĽberdenUntertanenalsauchinnerhalbder
adeligenGesellschaftsschicht. JenäheramThron,destohöherdasSozialprestige.
Diesäußertesich inderStellungamHofundderBeteiligunganderhöfischenKul-
tur.Sieermöglichtenesauch,privatewieklassenpolitischeAnliegenerfolgreicher
durchzusetzen.167
Die strengeHofordnungwarnachder 1848er-Revolution einMittel, umdie
kaiserlicheAutoritätzubetonen.DieHabsburgerbehieltensieauchwährendder
zweitenHälftedes19. Jahrhundertsbewusstbei. IndemdieHabsburgeraufeine
„reinrassigeAristokratie“achtetenundHofämterwieHofwürdennuransieverga-
ben,bildetediehofwĂĽrdigeAristokratiedasengeUmfelddesMonarchen.Diese
althergebrachten, jahrhundertealtenHofämter,wieObersthofmeister,Oberstkäm-
merer,ObersthofmarschallundOberststallmeister,warendenwichtigstenPerso-
nendesHofstaatesvorbehalten.SiebliebenbiszumNiedergangderMonarchie im
20. JahrhundertbestehenundwurdennachalterSittevonnamhaftenMitgliedern
desHofadelsbesetzt,dienachwievoreinebedeutendepolitischeMachtausĂĽbten.
AuchdieHofwürden,beispielsweiseGeheimräte,KämmereroderPalastdamen,
gingenbeinahe ausschlieĂźlich andieAristokratie.DieAristokratie umgabden
MonarchenwieeinRing,der ihnvonderrestlichenBevölkerungderMonarchie
abschottete.WennFranzJosephbeispielsweisebeioffiziellenEmpfängenBürgerli-
chendenHändedruckverwehrte, auchwennessichumLandeshauptleuteoder
hoheBeamtehandelte,machtediesdieDistanzzuniederenGesellschaftsschichten
offensichtlich.DieBetonungderdemThronfernengesellschaftlichenStellungwar
nichteineExzentrizitätdesKaisers, sonderngehörtezumSelbstverständnisder
Monarchenfamilie.168
NichtnurdiekaiserlicheFamilie,auchdieösterreichischeAristokratiewarexklu-
siv.DerHochadelgrenztesichebensovomniederenAdelunddemBĂĽrgertumab,
wiedieHabsburgersichgegenĂĽberderAristokratieverschlossen.Esgaltenstrenge
Hausgesetze, ähnlichdemHabsburgerFamilienstatut, allenvoranfürdasErlangen
derHoffähigkeit.Dieseberechtigte sowohlzurTeilnahmeanHofbällen,Hoffesten
undfeierlichenEmpfängen,alsauchzurAusübungderhöchstenHofämterund
zurBekleidungderHofwĂĽrden.DieAristokratiebestandaus300bis400FĂĽrsten-
undGrafengeschlechtern,diesichdurchdasGebĂĽrtigkeitsprinzipvondenanderen
167 Stekl,2004e,S.22–24.
168 Hamann,1990,S.68.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Title
- Habsburg als Touristenmagnet
- Subtitle
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Author
- Ursula Butz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Size
- 16.0 x 23.5 cm
- Pages
- 204
- Keywords
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. EinfĂĽhrung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und StaatsfĂĽhrung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Ă–ffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197