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Bad Ischl 65
IschlsNachbardorfGmundenbegannderdortigeArztFranzvonWolf, zeitgleich
SolebäderzuHeilzweckenzuverschreiben.213WolfsDarstellungenzogendieAuf-
merksamkeitdesArztesFranzdePaulaWirerauf sich,dersich inWienumeinen
prominentenPatientenkreis kĂĽmmerte.NacheinemBesuch1821 inGmunden
undIschl schickteWirer1822dieersten40KurgästenachIschl. JohannMichael
Tänzl, inderVerwaltungderSalzproduktiontätig,errichtete fürWirersGäste1823
einekleineBadeanstaltmit25Wannen.WirerselbstkĂĽmmertesichnichtnurum
dieOrganisationdesBadebetriebesunddieUnterbringungderGäste, sondern
bemühtesich,dasöffentlicheInteresseaufdasneueBadzu lenken, indemerüber
Ischlberichtete.1826publizierteeranonymseinWerk IschlundseineSoolenbä-
der, in demerdieHeilerfolge aufzählte unddieVorzügeundSchönheitenvon
Ischlbetonte.214AuchandereAutorenbewarbenIschlvoralleminZeitungenund
ZeitschriftenmitetlichenArtikeln.215
ImJahr1823kamderdamals60-jährigeHofratvonGentz, einVertrautervon
KlemensWenzelLotharvonMetternich,nachIschlundbrachteeinJahrspäterden
Staatskanzler selbstmitsamtseinerFamiliemit.MetternichgehörtezumHochadel
undderpolitischenElitedesKaisertumsĂ–sterreich.216DenStaatskanzlerbegleitete
währendseinesKuraufenthalteseinGefolgeausBeamtenundFreunden.Ernahm
mittelsBotenweiterhinampolitischenGescheheninWienteil. Ischlgewannmit
MetternichsBesuchen1824und1825nichtnuranBekanntheitdurchPresseartikel,
sondernwurdezumDreh-undAngelpunktpolitischerGeschäfte.217Metternich
selbst schrieb inseinerprivatenKorrespondenzĂĽberdenSommer1824,dass ihm
dieBäder indenAlpenOberösterreichsguttäten,underbestimmtwiederkomme.
DasWettersei leiderunbeständigundregnerisch,dasLandtrotzdemsehrschön.
Erzeigte sichbeeindrucktvondenhohenBergen.218AuchStaats-undKonferenz-
ministerGrafvonKolowratgehörtezudenfrühenGästendesKurortes.Erkaufte
sich1830einenWohnsitz imOrtundwurde inzahlreichennachihmbenannten
Bautenverewigt.219
DieWerbetätigkeitnahmschonindenerstenzehnJahrendesKurbetriebsimmer
größereAusmaßean,eineFüllevonLiteraturüber Ischlerschien.Tageszeitungen
213 Schraml,1934,S.84–85.
214 [WirervonRettenbach,FranzdePaula]: IschlundseineSolebäder,Wien1826.
215 Oberchristl, 2002,S.231;Hammer,2004b,S.131;Chézy,Helminavon:EinigeBemerkungenauf
einerFuĂźreiseĂĽberMariazellnachIschlundGmunden, in fĂĽnfAusgaben, in:WienerZeitschrift
fürKunst,Literatur,TheaterundMode(1826),S.1089–1126.
216 Prochaska,o. J. [1985],S.9.
217 LeipzigerZeitung,17.7.1824,Nr. 167,S.1852;ÖB,17.7.1825,Nr. 198,S.4;Oberchristl,2002,S.233;
Hammer,2004b,S.132.
218 Metternich-Winneburg,Richard(Hg.):AusMetternich’snachgelassenenPapieren,Bd. 4,Wien
1881,S.106–108.
219 Oberhammer,1983,S.31–32.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Title
- Habsburg als Touristenmagnet
- Subtitle
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Author
- Ursula Butz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Size
- 16.0 x 23.5 cm
- Pages
- 204
- Keywords
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. EinfĂĽhrung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und StaatsfĂĽhrung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Ă–ffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197