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92 AufschwungderKurorte: InfrastrukturundmondänesLeben
SchwankungeninnerhalbdesallgemeinenWachstumstrends indenKurorten
lassensichmitkonjunkturellenZyklenvergleichen,die sich inderUntersuchungs-
periodevorallemauswirtschaftlichenundpolitischenGrĂĽndenergaben.DieStudie
vonDavid F.GoodzumwirtschaftlichenAufstiegdesHabsburgerreicheszwischen
1750und1914 liefertdazuwichtigeAnhaltspunkte.326Eszeigt sich,dassKonjunk-
turzyklendesHabsburgerreichesmitdenindenDiagrammenabgebildeten,auf
Kur-undFremdenlistenberuhendenFrequenzenĂĽbereinstimmen.
SeitderEntdeckungIschlsalsKurort1822nahmdieZahlderKurgästealljähr-
lichstarkzu.DieStagnation inden1840er-JahrenentsprichtdemKonjunkturtief,
dasaufdieAgrarkriseunddieallgemeineWirtschaftskrise1847folgte.Diedeut-
licheZunahmeanGästenAnfangder1850er-JahrespiegeltdieHochkonjunktur
wider,diedieReformperiodenachderRevolution1848begleitete.FĂĽrdie turbu-
lenten Jahrekurz vorder Jahrhundertmitte ist keinZahlenmaterial vorhanden,
beziehungsweisenichtmehrvorhanden.Gesichert ist jedoch,dassFerdinandmit
einigenFamilienmitgliedernvorderMärzrevolution1848nachIschlflüchteteund
FranzJosephseinenerstenGeburtstagalsKaiseram18. August1849 inIschl fei-
erte –kaiserlicheGästewarenalso trotz, oderbesser aufgrund, derpolitischen
Wirren inderResidenzstadt in Ischl.DieVerlobungvonFranz JosephundEli-
sabeth1853 in Ischl zogauĂźerdemAufmerksamkeit aufdenOrt.Derdeutliche
AnstiegderFrequenzAnfangder1850erkönntedaraufhindeuten,dassdieKur-
gästedem1848neugekröntenKaiser indenSommeraufenthaltnachIschl folgten.
DerHochkonjunkturder1850er folgteeinewirtschaftlicheStagnationaufgrund
einerdeflationärenGeldpolitik.327DerAnschluss andasEisenbahnnetz schlug
sichnur teilweise inderKurfrequenznieder.DieKurlistenvonIschlverzeichneten
imSommer 1859, der ersten Saisonmit derZugverbindungWien–Linz, sogar
einenBesucherrĂĽckgang.GlaubtmandemFremden-BlattvomJuli1863,warendie
stagnierendenGästezahlen inIschldaraufzurückzuführen,dasssichderKurort
nicht (mehr)andensichveränderndenAnsprüchenderGästeorientierte, sondern
aufhoheGewinneausgewesensei.328
BiszumErstenWeltkriegverzeichnetedieWirtschaftderHabsburgermonarchie
fünf großeKonjunkturaufschwünge. Der ersteHöhepunkt 1867 hingmit den
politischenEreignissenzusammen,demAusschlussderHabsburger aus Italien
unddemAusgleichzwischenĂ–sterreich-Ungarn,begĂĽnstigtdurcheineexpansive
Geldpolitik und eine auĂźerordentlich gute Ernte. Die folgendewirtschaftliche
Expansion ist alsGründerzeitbekannt, sie endete imWienerBörsenkrachvom
Mai1873.329DieZahlenvonIschlzeigenfĂĽrdenSommerdesDeutschenKrieges
326 Good,1986.
327 Ebenda,S.71–73,145.
328 Fb,12.7.1863,Nr. 189,S.6.
329 Good,1986,S.145–146.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Title
- Habsburg als Touristenmagnet
- Subtitle
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Author
- Ursula Butz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Size
- 16.0 x 23.5 cm
- Pages
- 204
- Keywords
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. EinfĂĽhrung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und StaatsfĂĽhrung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Ă–ffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197