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Verkehrsrevolution 101
schonbisnachPayerbach,demdirektenNachbardorfvonReichenaufortgeschrit-
ten. 1855 legtengewöhnlicheZügedie StreckeWien–Payerbach indreieinhalb
Stundenzurück,währendEilzügenurzweiStundenbenötigten.VonPayerbach
nachReichenaugingmaneinehalbeStundezuFuß.367DerösterreichischeStaat
übernahm1853dieStreckeWien–Gloggnitz,dievonderWien-RaaberBahnpri-
vatgebautwordenwar.SokonntenachderĂśberwindungderbahntechnischen
Hindernisse1854dieganzeEtappevonWienbisnachSemmeringvonderk. k.
sĂĽdlichenStaatsbahnbetriebenwerden.368
ZweiMalwurdeeineweitereErschlieĂźungdesReichenauerTalesmitderBahn
versucht,undbeideMalegingErzherzogKarlLudwigpersönlichdagegenvor,weil
erdieRuhebewahrenwollte.369DieBedeutungderBahnzeigtesichinderenormen
ZunahmeanReisendenundanderEntwicklungderaufdenFremdenverkehrausge-
richtetenInfrastruktur.DerProtestvonKarlLudwigwiederumspiegeltdieSkepsis
wider, die der vondenBahnenausgelösteTouristenstrombei derBevölkerung
hervorrief.370
UmdieJahrhundertmitte,bevordieBahnstreckeĂĽberdenSemmeringbestand,
benötigtenReisendevonGloggnitzüberdenSemmeringbisnachMürzzuschlag
dreibisvierStunden.DieEröffnungderSemmeringbahn1854brachtemitden
TagesausflĂĽglernnichtnurneueFormendesTourismus indieRegion, sondern
senkteauchdieReisekostenerheblich.DerOrtSemmeringentstandals solcher
ĂĽberhauptnurdankderSemmeringbahn.DenUrsprungdesOrtesbildetedasSem-
meringhotel,1882erstelltdurchdieSĂĽdbahngesellschaft.371Diebahntechnische
ErschließungvonReichenauundSemmering fällt gemäßHaschersEinordnung in
die frĂĽheZeitderHauptausbauphasederEisenbahnanschlĂĽssevonKurorten.372
NachMeranbenötigtenReisendeausWien1859etwa33Fahrstunden.AbEröff-
nungderBahnstreckeRosenheim–Salzburg imSommer1860wareinGroßteilder
StreckemitSchienenversehen.AufderAlternativroutevonWienĂĽberTriestoder
UdinebenötigtenReisende1860trotzSchienenverkehrüber40Fahrstunden.373
MitderEröffnungderBrennerbahn1867(Innsbruck–Bozen)rückteMerannäher
anseuropäischeBahnnetz.DieStreckezwischenMeranundBozenmusstenochim-
mer inStellwagenzurĂĽckgelegtwerden,diederkritischeReiseschriftstellerRasch
367 Ebenda,S.193;Weidmann,1849,S.93;Toplitsch,2005,S.232;Weidmann,1855,S.80.
368 Dietrich,1994,S.17.
369 Pap,1996,S.194–195;Toplitsch,2005,S.111.
370 Scharf,2017,S.143.
371 Weidmann,1849,S.93;Pap,1996,S.194–195;Toplitsch,2005,S.111.
372 Hascher,2012,S.160.
373 Tschirschky,Thilovon:Meran.ZurOrientierungüberKlima,ReiseundAufenthaltnachlangjähri-
gereigenerErfahrung,Berlin1861,S.27;Pircher,1860,S.11;Sigmund,1859,S.157;KZ,18.7.1860,
Nr. 163,S.658.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Title
- Habsburg als Touristenmagnet
- Subtitle
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Author
- Ursula Butz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Size
- 16.0 x 23.5 cm
- Pages
- 204
- Keywords
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. EinfĂĽhrung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und StaatsfĂĽhrung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Ă–ffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197