Page - 135 - in Habsburg als Touristenmagnet - Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
Image of the Page - 135 -
Text of the Page - 135 -
FremdenverkehrundEinheimische 135
ihrOrtalsmodernerKurortgeltenkonnte.Diesbetrafnichtnurdiegenannten
(technischen)Innovationen,sondernverlangteaucheineAdaptionanursprĂĽnglich
fremdes,kulturellbedingtesVerhalten.UmdieJahrhundertwendewurde inMeran
undSemmeringein„WienerLebensstil“gepflegt,dassdies inIschlebenfallsder
Fallwar,verwundertnicht.546DanebenmusstensichdieEinheimischenauchmit
VerhaltensweisenundUmständenarrangieren,die ihnenanfänglichwiderstreben:
ZudenwichtigstenGebäuden,die sowohlEinheimischealsauchKurgästenutzten,
gehörtedieKirche.DiewachsendekonfessionelleToleranzimmultikonfessionellen
EuropawirktesichauchaufdieKirchenaus,die indeneuropäischenBadeorten
gebautwurden.547 InMeranwurdezuBeginndesKurjahres imHerbst jeweilsauf
dieGottesdienste imOrthingewiesen.Während1868 lediglichkatholischeund
evangelischeGottesdiensteabgehaltenwurden, fandenabden1870ernzusätzlich
anglikanischestattundspätestensab1891regelmäßiggriechisch-undrussisch-
orthodoxesowie israelitischeGottesdienste.548
DerersteevangelischeGottesdienst fandinMeranalsPrivatgottesdienst1858
statt, alsKönigFriedrichWilhelm IV.vonPreußenmitGefolgealsKurgastdrei
Wochen imSchlossRottenstein inObermaisweilte. Er brachte einenOberhof-
predigermit, derdenGottesdienst ausrichtete.549Ein regelmäßigeröffentlicher
reformierterGottesdienstwarerstmitdemProtestantenpatentvon1861möglich,
dasdieNiederlassungs-unddieReligionsfreiheit indeutsch-österreichischenPro-
vinzengewährleistete.Der ersteprotestantischeHausbesitzer inMeranwarein
KurgastausPreuĂźen,dernoch1861verstarbundseinHausseinenevangelischen
GlaubensgenossenalsGotteshausvermachte.DieErstellungeinesprotestantischen
FriedhofswurdedurchprotestantischeKurgästeorganisiert, erkonnteEnde1861
eingeweihtwerden.GegendieEinfĂĽhrungdesProtestantismusfandenverschie-
deneMale inderUmgebungMeransDemonstrationenstatt.5501885konntedie
zweiteprotestantischeKircheTirols inMeraneingeweihtwerden, fĂĽrdiesowohl
FranzJosephalsauchderdeutscheKaiserundeineStiftungerheblicheBeiträge
spendeten.551
DasssichdieFallbeispielorteaufeinenneuenWirtschaftssektorausrichtenkonn-
ten, zeigt ihreWandelbarkeit undAnpassungsfähigkeit anneueUmstände.Die
546 Oberhammer,1983,S.34–35.
547 Steinbach,Peter:KurstädteundBadeortedes19. JahrhundertsalspolitischeBühne.DasBeispiel
unddiePerspektivender„kleinenWeltstadt“Baden-Baden,in:Eidloth,Volkmar(Hg.):Europäische
KurstädteundModebäderdes19. Jahrhunderts,Stuttgart2012,S.212.
548 MeranerHerbstsaison,3.9.1868,Nr. 1;MeranerHerbstsaison,1.9.1871,Nr. 1;MeranerFremden-
liste,2.9.1893,Nr. 1;KurvorstehungMeran,1891,S.5.
549 Stampfer,1865,S.205.
550 Ebenda,S.208–209.
551 IN,14.12.1885,Nr.285,S.3–4.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
back to the
book Habsburg als Touristenmagnet - Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910"
Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Title
- Habsburg als Touristenmagnet
- Subtitle
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Author
- Ursula Butz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Size
- 16.0 x 23.5 cm
- Pages
- 204
- Keywords
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- 1. EinfĂĽhrung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und StaatsfĂĽhrung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Ă–ffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197