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5. PLASTIFIZIERUNGDERMATRIX 149
5.5 Diskussion
Fortführend zu der Prozessanalyse und der funktionsgerechten Auslegung der Systemkomponenten
inKapitel 4, wird imKapitel 5 der erste Teilprozess, die Plastifizierung desCFRTP-Werkstoffes un-
tersucht. In dieser Arbeit wird hierfür die Thermografie als geeignetes Messinstrument in Betracht
gezogen.Dies bedeutet jedoch, dass einige teils komplexeEinflussgrößen,wie etwaderEmissionskoef-
fizient, der vomBetrachtungswinkel, derOberflächenbeschaffenheit undderTemperatur abhängig ist,
unddieStörstrahlungausderUmgebungnotwendigsind. InAbbildung5.2 ist ein Ishikawa-Diagramm
dargestellt, welches die Einflussgrößen bei der pyrometrischenTemperaturmessung und derThermo-
grafiezeigt.Dabislang indenForschungsprojektenderTUDelft [53],derTUKaiserslautern [52], [109]
undderTUBraunschweig [20]MessungenderOberflächen-undFügespalttemperaturmitThermoele-
mentendurchgeführtwurdenunddieUntersuchungenvonMoser [89] einPyrometer zur kontaktlosen
Temperaturmessung verwendet hat,war es notwendig, dieMessmethode zuUntersuchungen undden
Anwendungsfall zuvalidieren.DieUntersuchungen zudenoben erwähntenEinflussgrößen sind inAb-
schnitt5.2.1beschriebenundbelegendieMöglichkeitderTemperaturmessungdurchdieThermografie
unterBerücksichtigung desmaximalenBetrachtungswinkels von 20°.Mit dieser Einschränkung kann
direkt auf der Oberfläche des PA66/CFGewebelaminates bis zur Ausbildung einer schmelzflüssigen
Phase gemessenwerden.Es ist sogarmöglich eineFunktion zurKorrektur desWinkel- undTempera-
tureinflusses abzuleiten (vgl.Gleichung 5.2).
Hierzuwurde einAbgleichder pyrometrischenTemperaturmessungmit derThermografiekameraund
demMittelwellenpyrometer durchgeführt.AlsReferenzwurde hierzu dieTemperaturmessungmittels
Thermoelemente verwendet. Diese wurde auf zwei Arten durchgeführt. Zum einen durch aufgekleb-
te Thermoelemente im Fügespalt und der Oberfläche (vgl. Abbildung 5.5), zum anderen durch bei
der Herstellung der Gewebe In-Situ eingebrachte Thermoelemente (vgl. Abbildung 5.14 und 5.15).
Hierdurchwird ein thermisch isolierender Spalt zwischen demThermoplaste und demverschweißten
Thermoelementdraht vermieden.
Aus denUntersuchungen zur Eignung der Thermografie und derMessungmittelsMittelwellenpyro-
meter ergeben sich zweiwichtigeErkenntnisse:Es ist nunmöglich eine qualitativeundvor allemauch
quantitative flächige Oberflächentemperaturbetrachtung von CFRTP-Geweben durchzuführen. Dies
ermöglichtdieKombinationder taktilenundtheromgrafischenMessmethode,umdetaillierteBetrach-
tungen des Einflusses der Prozess- und Systemparameter auf die Erwärmungsform und die Heizrate
(vgl.Abbildung5.21) zuuntersuchen.Besonders zu erwähnen ist dieUntersuchungdesEinflusses der
Schwingkreisfrequenz auf dieErwärmungstiefe (vgl. Versuchsreihe 7 inTabelle 5.9) und derFaserori-
entierung (Versuchsreihe 1 inAbschnitt 5.2.2). DesWeiteren hat die Faserarchitektur (Versuchsreihe
2 und 3 in Abschnitt 5.2.2) erheblichen Einfluss auf die Geometrie derWärmequelle. Theoretische
Überlegungen undHerleitungen zumEinfluss dieser Systemparameter wurden 2002 vonYarlagadda
und 2006 vonAhmed veröffentlicht. Prozesseinflussuntersuchungen undOptimierungenwurdenmit-
tels Thermoelemente in den Forschungsprojekten von Mitschang und Hümbert [109] durchgeführt.
Ebenfalls am IVWderTUKaiserslautern hat Bayerl [79] hiermit das numerische Simulationsmodell
entwickelt und validiert.
Die weiterenUntersuchungen in diesemAbschnitt haben dieWirksamkeit der temperaturgeregelten
Plastifizierung bestätigt (vgl. Abbildung 5.55) und anders als in den bisherigen Studien ein Prozess-
fenster von abgestimmten Schweißparametern (vgl. Abbildung 5.54) für die Schweißung der CFRTP
Fügepartner aufgezeigt.
Ergänzend zur Prozessfensteruntersuchung um eine schnelle Aussage zur Schweißeignung desWerk-
stoffes zu ermöglichen wurde ein semi-analytisches Simulationsmodell entwickelt. Es soll die Auflö-
sungsschwächendernumerischenModelle imBereichderdünnenFilamenteundderFaserorientierung
verbessernund eineOptimierungdesProzesses durchdieKombination aus empirisch ermitteltenDa-
ten und physikalischenGleichungen ermöglichen.
Induktionsfügen von thermoplastischen Faserverbundwerkstoffen
Table of contents
- Abkürzungen XIV
- Symbolverzeichnis XVI
- 1 Einleitung 1
- 2 Stand derTechnik 11
- 2.1 ThermoplastischeKunststoffe 11
- 2.1.1 Grundlagen undEinteilung derKunststoffe 11
- 2.1.2 Werkstoffeigenschaften vonThermoplasten 12
- 2.1.3 FaserverstärkteThermoplaste 16
- 2.1.4 Herstellverfahren vonHalbzeugen undBauteilenmit thermoplastischerMatrix 21
- 2.1.5 Konsolidierung vonThermoplasten 22
- 2.1.6 Betrachtung des Schmelzschweißprozesses bei Thermoplasten 23
- 2.1.7 Prüfmethoden 23
- 2.1.8 Ermüdungsverhalten 29
- 2.1.9 ThermischeKunststoffkennwerte 31
- 2.1.10 BildgebendeAnalyseverfahren 32
- 2.1.11 Schadensanalyse 33
- 2.2 Grundlagen der induktivenErwärmung 33
- 2.3 Erwärmung carbonfaserverstärkterKunststoffe 44
- 2.4 Schweißbarkeit 48
- 2.5 Modelle zurmathematischenBeschreibung 51
- 2.1 ThermoplastischeKunststoffe 11
- 3 Aufgabenstellung 53
- 4 Systemtechnik undVersuchsaufbau 55
- 5 Plastifizierung derMatrix 97
- 6 Rekonsolidierung und Schweißnahteigenschaften 151
- 7 FertigungstechnischeUmsetzung 171
- 8 Zusammenfassung 177
- Literaturverzeichnis 178
- Abbildungsverzeichnis 189
- Tabellenverzeichnis 197
- A Zeichnungen, Tabellen undErklärungen 199
- A.1 Werkstoffeigenschaften undDatenblätter 199
- A.2 Numerische Lösungsverfahren 213
- A.3 Datenblätter und Spezifikation derAnlagentechnik 215
- A.4 Berechnungen zu den Strömungszuständen in derKonsolidierungsrolle 224
- A.5 Komponenten undProgrammumgebung derVersuchs-anlage 231
- A.6 Optimierungsmethode 234
- A.7 Festigkeitsuntersuchung 245
- A.8 Prozessfenster 246
- A.9 Prozessfähigkeitsuntersuchung 247
- B Veröffentlichungen 249