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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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57 Werke Einen ersten Höhepunkt markierte der Carneval 1840, in dem sich die Quadrille einen bleibenden Platz eroberte. „Eine große, gewaltige Reaction wird sich heuer in der Tanzwelt begeben, ein entscheidender Kampf der Galop gegen die französische Quadrille! Ohne Zweifel wird jedoch letztere siegen, denn sie zĂ€hlt ein starkes Heer AnhĂ€nger und Verehrer. Der gegenwĂ€rtige Carneval wird diesem lieblichen Conver- sationstanze allgemeinen Eingang verschaffen und dadurch jenen edeln freien Anstand restituieren, den die Despotie der Walzerherrschaft im Faschingsreiche verbannte. Das graciöse Schweben des Tanzes, die harmonischen Pas, die anmuthigen Verschlingungen der Figuren sind unwiderstehliche Reize, welche Form, Gehalt und Bewegung der Tanzenden weit vortheilhafter und Ă€sthetischer ans Licht treten lassen, als das einförmige Drehen im Walzer. Wer von BĂ€llen nicht gĂ€nzlich unvergnĂŒgt scheiden will, lerne den schönen lockenden Quadrillemelodien folgen, denn das Losungswort unserer herrlichsten BĂ€lle wird lauten: vive la Quadrille!“171 Als Tanzmeister, welche als Spezialisten fĂŒr die Quadrille galten, werden BrĂ©tel (k.k. Hofballarrangeur und Lehrer von Wiens Adel) sowie sein SchĂŒler Hlasko neben Rabenstei- ner genannt. Wurden BĂ€lle frĂŒher ganz allgemein angekĂŒndigt, allenfalls NovitĂ€ten angepriesen, wird nunmehr auf die Quadrille eigens hingewiesen. Die Quadrille lĂ€uft dem Walzer fast den Rang ab, steht gleichberechtigt neben ihm. „Ein Fest fĂŒr QuadrilletĂ€nzer und TĂ€nzerinnen“172 wird fĂŒr den 31. Januar 1840 im „Sperl“ „unter dem Namen ‚ComitĂ©ball‘“ angekĂŒndigt, weiters heißt es: „in der Tanzordnung sind nicht weniger als sechs ContratĂ€nze mit Walzern abwechselnd angesetzt.“173 Mit „ContratĂ€nze“ sind hier Quadrillen gemeint. In der gleichen Ausgabe, nur eine Spalte weiter, wird erneut eine Lanze fĂŒr die Quadrille gebrochen: „Nein, meine schönen Galopantinnen, nein, meine rasenden Rolande! Es ist der Wunsch aller vernĂŒnftigen Anverwandten, endlich einmal diesem lungenzermalmenden Sturme Einhalt zu thun. Lanner schreibt Quadrilles, Strauß schreibt Quadrilles, Fahrbach instrumentierte bereits im vorjĂ€hrigen Carneval eine Francaise von Musard.“ Eine gelungene Quadrille konnte zum heimlichen Höhepunkt eines Ballfestes werden, viele Paare beteiligten sich an den Touren. So beschreibt die Zeitung Der Wanderer am 3. 2. 1840 einen Ball unter der musikalischen Leitung von Johann Strauß Vater, wo nicht weniger als 48 TĂ€nzerpaare, geleitet von Rabensteiner, die Quadrille ausfĂŒhrten. Es wĂ€re nicht Wien, wĂŒrden der vornehme französische Tanz und seine fĂŒr Wiener Ohren nur schwer verstĂ€ndlichen Titel (man denke an die Anweisungen der Tanzmeister, welche diese TĂ€nze zu ordnen und zu leiten hatten!) nicht Zielscheibe gutmĂŒtigen Spottes werden. In der Zeitung „Der Wanderer“ vom 23.  2. 1843 wird eine Quadrille mit allen dazugehörigen Touren verballhornt, die französischen Aus- drĂŒcke in den wienerischen Dialekt â€žĂŒbersetzt“. Die Quadrille wird Symptom fĂŒr die Bestrebungen der unteren StĂ€nde nach „Höherem“, die Sehnsucht der oben Zitierten nach dem einfachen Walzer lag auch im Unbehagen begrĂŒndet, sich bei den komplizierten Figuren einer Quadrille heftig zu blamieren (und auch zu langweilen). Wer je das Chaos einer Mitternachtsquadrille auf einem durchschnittlichen Wiener Privatball erlebt hat, kann sich die Szenen von einst lebhaft vorstellen. Die Quadrille erfuhr im Lauf der Zeit Weiterentwicklungen, komplizierte Touren wurden erfunden, die ihre eigenen Namen erhielten. Nicht immer lĂ€sst sich aus den Zeitungsberichten rekonstruieren, was genau gemeint ist. Die beliebteste Quadrille war die Quadrille francaise (sechs Touren), ab 1840 wird eine neue Tour, genannt „Lance“, getanzt, die ihren Ursprung in England hat und ihren Namen der Form verdankt: die Tanzpaare bilden eine „Lanze“. „Die ‚Lance‘ ist eigentlich ein kleines Ballett kriegerischen Charakters, das in seiner Hauptfigur eine Lanze formirt.“174 Nicht eindeutig geklĂ€rt ist, ob mit „Lance“ nicht auch die komplette „Lancier“ gemeint ist, also eine aus fĂŒnf Touren bestehende Quadrille, welche von vier Paaren im Karree getanzt wurde. Auf eine solche dĂŒrfte etwa der Bericht im „Wanderer“ vom 14.  2. 1840 ĂŒber einen Ball am 11. in der „goldenen Birn“ hindeuten. Am 8. 1. 1842 kĂŒndigt der „Wanderer“ ein von Rabel veran- staltetes „Lance-Fest“ am 10. an, bei welchem die „Quadrille ‚Lance‘, welche Rabel vor zwei Jahren einzufĂŒh- 171 Theaterzeitung 13. 1. 1840 (gekĂŒrzt). 172 Theaterzeitung 18. 1. 1840, sowie alle weiteren Zitate. 173 Der Wanderer vom 21. 1. 1840 listet alle TĂ€nze auf: eröffnet wurde mit einer Polonaise, es folgten abwechselnd „Valse“ (manche mit Galopp) und „Quadrille“. Der erste Teil wurde mit einem Cotillon abgeschlossen, es folgte die „Heure du repos“. Der zweite Teil gestaltete sich wie der erste mit abwechselnd Walzern und Quadrillen. 174 Theaterzeitung 18. 1. 1840.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Title
Joseph Lanner
Subtitle
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Author
Wolfgang Dörner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Size
21.0 x 29.5 cm
Pages
752
Keywords
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, TĂ€nze
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂŒrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. VorlĂ€ufer – MitlĂ€ufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. BĂ€lle – TanzstĂ€tten – AuffĂŒhrungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – AssemblĂ©e – Conversation – Piquenique – RĂ©union 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. WidmungstrÀger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. FunktionalitĂ€t – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂŒchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂŒrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. WidmungstrÀger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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