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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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64 Joseph Lanner – Leben und Werk Form ist. Das Autograph des zweiten Quodlibets (siehe unten) beweist, dass die Quartettfassung vor der Orchesterfassung geschrieben wurde. In der Partitur (S. 43 des Autographs) steht die Violoncellostimme lediglich einen Takt, die Stimmen der 2. Violine und der Bratsche zwei Takte ausnotiert, dann kommt der Hinweis „wie in Quarttet [sic!]“. Damit dürfte die Quartettfassung von Lanner selbst sein (im Gegensatz zu vielen späteren Bearbeitungen anderer Werk, welche nicht selten von verlagseigenen Arrangeuren her- gestellt wurden, siehe das Kapitel „Bearbeitungen“). Gemeinsam ist den drei genannten Quodlibets – abgesehen vom relativ kurzen Entstehungszeitraum von etwa einem dreiviertel Jahr – der Bezug auf Wien und das Beiwort „beliebt“, vom Verleger Haslinger sicher nicht ohne Hintergedanken in den Titel gerückt (der Originaltitel Lanners ist nur für das 2. der genannten Quodlibets erhalten und lautet anders s. u.). Der Inhalt macht deutlich, was der Titel ver- spricht: im 1. Quodlibet verwertet Lanner ein Lied aus Raimunds „Der Bauer als Millionär“ – das Zau- bermärchen war bereits am 10. November 1826 im Leopoldstädter Theater uraufgeführt worden – sowie eigene Werke, u.  a. den „Kirchweih-Ländler“ op. 13, der wenige Monate vor dem Quodlibet (Dezember 1827) geschrieben worden war. Interessanter für den Musikhistoriker ist das 2. Quodlibet, weil Lanners autographe Partitur erhalten geblieben ist. Der Originaltitel (Kopftitel auf der ersten Partiturseite) lautet „Grand Poutpouri [sic!] cop: v: J: Lanner. mit Paganinischen Motiven“, weiters findet sich das für Lanner typische „Mitt [sic!] Gott“, allerdings im Gegensatz zu den meisten seiner Autographe ist dieses nicht datiert. Hintergrund war die Konzertserie, welche Paganini 1828 in Wien gab (siehe auch das Kapitel „Virtuosentum“, in welchem auf diese Konzerte näher eingegangen wird). Neben Zitaten aus den von Paganini in Wien vorgestellten Konzerten (insbesondere das Finale „mit dem Glöckchen“, welches auch Liszt zu einer Bearbeitung anregte) finden sich erneut Eigenzitate („Vermählungswalzer“ op. 15), Teile aus Rossinis Ouvertüre zu „La Siege de Corinth“, Volkslieder („Es wollte ein Jäger wohl jagen“, „Es ritten drei Reiter zum Tor hinaus“) und die Kaiserhymne. Inhaltlich ist das Quodlibet dürftig: Die Solovioline spielt zunächst weite Strecken colla parte mit den 1.  Violinen, auf Seite 9 der Partitur tritt sie erstmals mit einer kurzen Kadenz alleine ein, nun wechseln so- listische Abschnitte und tutti-Abschnitte, ohne dass die einzelnen Teile in irgendeiner Form Bezug aufein- ander nehmen würden. Im zweiten Teil taucht das langerwartete Paganinizitat auf, ehe das Finale anhebt: Streicher tragen die „Kaiserhymne“ von Haydn vor, die unvermittelt in das Finale aus der bereits erwähn- ten Rossiniouvertüre (ab T. 281, Eulenburg-Partitur 1126). übergeht. Eine objektive Beurteilung des Wer- kes wird den Gelegenheitscharakter nicht übersehen können. Es ist rasch entworfene Gebrauchsmusik, die schnell auf den Markt gebracht werden musste. Kapellen und Arrangeure wetteiferten damals um die Gunst des Publikums, wer als erster ein Arrangement beliebter Melodien präsentieren konnte, durfte sich der Aufmerksamkeit der Zuhörer wie der Journalisten gewiss sein. Letztere standen der Quodlibetpro- duktion distanziert-kritisch gegenüber, wie eine Rezension des „Ersten beliebten Wiener Quodlibets“ op. 16 im Allgemeinen Musikalischen Anzeiger beweist: „Will es uns fast gemahnen, als wäre das Zeitalter, worin wir leben, selbst so eine Species von Quodlibet. Was Wunder also, wenn die Kinder dieses Namens, zusammt den wahlverwandten Potpourri’s, Alla potrida’s, Cappriccio’s, Pasticcio’s und dergl. gleich einer Epidemie grassieren.“193 Immerhin gibt er zu: „Der Verfasser [Lanner] gibt hier mehr, als er verspricht: wasmaßen außer den Paganinischen Thematen, auch andere  …“194 und dann folgt eine Aufzählung der verwendeten Melodien („  … detto die alten Volkslieder: ‚Es wollte ein Jäger wohl jagen  …“195). Das dritte Quodlibet der genannten Serie unterscheidet sich von der ersten beiden darin, dass es stilis- tisch einheitlich ist. Es bezieht sich auf Konzerte von steirischen Alpensängern, welche im Herbst 1828 in Wien gastierten (der Untertitel der Klavierfassung lautet folgerichtig „Alpensänger-Potpourri“). Zitate von Alpengesängen bilden die Folie für Stimmungsgemälde, die von einer Gewitternacht bis hin „zur Ruhe“ unterschiedliche Fassetten des alpenländischen Lebens vorstellen. Solche Stimmungsgemälde wa- 193 Allgemeiner Musikalischer Anzeiger, Wien, 4. 4. 1829. 194 Ebd. 195 Ebd.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Title
Joseph Lanner
Subtitle
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Author
Wolfgang Dörner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Size
21.0 x 29.5 cm
Pages
752
Keywords
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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