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Instrumentation
eingesetzt (Begleitakkorde auf der zweiten und dritten Zählzeit, als Verstärkung der zweiten Violinen
und Bratschen), in Einleitung und Finale kommen ihnen wichtige Aufgaben (markante Fanfaren,
Kadenzen u. ä. m.) zu. Solistisch werden eher Trompeten als Hörner verwendet, ähnlich wie bei den
Klarinetten setzt Lanner auf einen scharfen Klang. Die Trompetenpartien spiegeln die Entwicklung
dieses Instruments über die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder (einschränkend muss gesagt wer-
den, dass Lanner seine Partien stets konkret fĂĽr die Mitglieder seiner Kapelle schrieb. War ein neues
Instrument auf dem Markt, musste das noch nicht heiĂźen, dass es seinen Musikern automatisch zur
Verfügung stand – siehe auch den Bericht212 über das chromatische Waldhorn, welches spätestens 1828
allgemein bekannt wurde. Beethoven dĂĽrfte ein solches Instrument fĂĽr seine 9. Sinfonie eingesetzt
haben, allerdings hatte er, wie aus der Partitur ersichtlich, nur einen einzigen Musiker dafĂĽr zur VerfĂĽ-
gung, so dass ausgerechnet die 4. Hornpartie, welche gewöhnlich die tiefste Lage aufweist und selten
durch besonders exponierte Passagen auffällt, das große Hornsolo im langsamen Satz enthält. Lanner
hingegen dĂĽrfte fĂĽr seine Kapelle ĂĽber keine solchen Instrumente verfĂĽgt haben, zumindest gibt es
keine Hornpassagen, welche ein chromatisches Horn verlangen. Es könnte aber auch sein, dass Lan-
ner – ähnlich wie viel später Brahms, siehe dessen 1. Sinfonie, in welcher er vom Horn einen Stopfton
verlangte, obwohl der gleiche Ton wesentlich einfacher und sauberer auf einem chromatischen Horn
hervorzubringen wäre – konservativ in Komponier- wie Schreibstil war und von daher auf Experimen-
te verzichtete. Letztlich konnte er sich nicht sicher sein, stets Musiker mit chromatischem Horn zur
Verfügung zu haben.). Wir finden die einfache Bezeichnung „Tromba“ (in Abschriften sowie in allen
Drucken), später „Klappentrompeten“213, „Maschintrompeten“ und „Ventiltrompeten“. Die Maschin-
Trompete, wie sie damals genannt wurde, war in Wien erstmals von Nemetz in seine Militärkapelle
aufgenommen worden.214 Noch 1839 wurde bewundernd über die Virtuosität seines Flügelhornspielers
geschrieben, welcher „ … die schwierigsten Musikstücke, worunter vorzüglich eine Sammlung Bra-
vour-Variationen mit solcher Reinheit, Fertigkeit und Eleganz vorträgt“.215 Die Orthographie wechselt
gerade bei diesen Bezeichnungen ständig (ausgerechnet die einfache Bezeichnung „Trompete“ kommt
nie vor). In zwei Tänzen schreibt Lanner Partien für das „Posthorn“. An Transpositionen kommt so gut
wie alles vor, was nur möglich ist, bei A, B und manchmal sogar G kann tief oder hoch vorgeschrieben
werden. In Walzern wird eine Stimmung für die Hörner und eine weitere für die Trompeten festgelegt,
(z. B. Hörner in E, Trompeten in D), was den Einsatz auch in den wechselnden Tonarten der einzel-
nen Walzer ermöglicht. Die Verwendung mehrerer unterschiedlicher Stimmungen erlaubt vollständi-
ge Akkorde, wobei die aus der Klassik bekannten groĂźen IntervallsprĂĽnge erforderlich sind, welche
stimmführungstechnisch zu oft widersinnigen Dissonanzauflösungen führen216. Bei längeren Werken,
insbesondere bei den Potpourris können mehrere Stimmungen vorkommen, je nach Tonart. Bis heute
völlig ungeklärt ist, wie diese Wechsel in der Praxis funktioniert haben. Da die Walzerkette mit ho-
her Wahrscheinlichkeit ohne Unterbrechung durchgespielt wurde (Tanzpaare werden wohl kaum am
Ende eines Stückes angehalten und den Einsatz des nächsten abgewartet haben), mussten die Musiker
sehr rasch wechseln. Lanner nimmt in der Komposition auf die geforderten Instrumentenwechsel kei-
ne Rücksicht, der Schlussakkord wurde auf einem Instrument gespielt, im nächsten Takt musste der
Spieler bereits mit dem anderen Instrument parat stehen (Ähnliches findet sich beim Wechsel Flöte/
Piccolo). Wie dies technisch damals bewältigt wurde – ob die Spieler jeweils letzte Noten vor oder erste
Noten nach dem Wechsel ausgelassen haben – ist unbekannt.
212 Theaterzeitung, 9. 2. 1828, in diesem Bericht findet sich eine ausfĂĽhrliche Beschreibung des Mechanismus, welcher auch
für Posaunen zur Anwendung kann, wenngleich er sich für diese Instrumente, im Gegensatz zu Hörnern und Trompeten,
nicht durchgesetzt hat.
213 UrsprĂĽnglich baute man Klappeninstrumente, die aber aufgrund der verwendeten Bauart nicht befriedigten und zur Wei-
terentwicklung hin zum Einbau von Ventilen fĂĽhrten. (Anm. d. V.)
214 Theaterzeitung 27. 8. 1833; Nemetz publizierte 1827 die weltweit erste Ventiltrompetenschule, siehe Lanner-Katalog
S. 63.
215 Theaterzeitung 10. 7. 1839.
216 In klassischen Orchesterwerken finden wir diese Horn- und Trompetenpassagen, welche spätere Komponisten und Diri-
genten veranlasst haben, Änderungen und Ergänzungen anzubringen, um die korrekte Stimmführung herzustellen. Über-
sehen wird dabei, dass gerade diese Behandlung der Blechbläser ein markantes Merkmal der damaligen Zeit war. Zu dieser
Diskussion siehe u. a. N. Harnoncourt, div. Aufsätze in „Musik als Klangrede“, Wien 1982.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang