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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Seite - 73 -
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73 Instrumentation eingesetzt (Begleitakkorde auf der zweiten und dritten Zählzeit, als Verstärkung der zweiten Violinen und Bratschen), in Einleitung und Finale kommen ihnen wichtige Aufgaben (markante Fanfaren, Kadenzen u. ä. m.) zu. Solistisch werden eher Trompeten als Hörner verwendet, ähnlich wie bei den Klarinetten setzt Lanner auf einen scharfen Klang. Die Trompetenpartien spiegeln die Entwicklung dieses Instruments über die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder (einschränkend muss gesagt wer- den, dass Lanner seine Partien stets konkret für die Mitglieder seiner Kapelle schrieb. War ein neues Instrument auf dem Markt, musste das noch nicht heißen, dass es seinen Musikern automatisch zur Verfügung stand – siehe auch den Bericht212 über das chromatische Waldhorn, welches spätestens 1828 allgemein bekannt wurde. Beethoven dürfte ein solches Instrument für seine 9. Sinfonie eingesetzt haben, allerdings hatte er, wie aus der Partitur ersichtlich, nur einen einzigen Musiker dafür zur Verfü- gung, so dass ausgerechnet die 4. Hornpartie, welche gewöhnlich die tiefste Lage aufweist und selten durch besonders exponierte Passagen auffällt, das große Hornsolo im langsamen Satz enthält. Lanner hingegen dürfte für seine Kapelle über keine solchen Instrumente verfügt haben, zumindest gibt es keine Hornpassagen, welche ein chromatisches Horn verlangen. Es könnte aber auch sein, dass Lan- ner – ähnlich wie viel später Brahms, siehe dessen 1. Sinfonie, in welcher er vom Horn einen Stopfton verlangte, obwohl der gleiche Ton wesentlich einfacher und sauberer auf einem chromatischen Horn hervorzubringen wäre – konservativ in Komponier- wie Schreibstil war und von daher auf Experimen- te verzichtete. Letztlich konnte er sich nicht sicher sein, stets Musiker mit chromatischem Horn zur Verfügung zu haben.). Wir finden die einfache Bezeichnung „Tromba“ (in Abschriften sowie in allen Drucken), später „Klappentrompeten“213, „Maschintrompeten“ und „Ventiltrompeten“. Die Maschin- Trompete, wie sie damals genannt wurde, war in Wien erstmals von Nemetz in seine Militärkapelle aufgenommen worden.214 Noch 1839 wurde bewundernd über die Virtuosität seines Flügelhornspielers geschrieben, welcher „  … die schwierigsten Musikstücke, worunter vorzüglich eine Sammlung Bra- vour-Variationen mit solcher Reinheit, Fertigkeit und Eleganz vorträgt“.215 Die Orthographie wechselt gerade bei diesen Bezeichnungen ständig (ausgerechnet die einfache Bezeichnung „Trompete“ kommt nie vor). In zwei Tänzen schreibt Lanner Partien für das „Posthorn“. An Transpositionen kommt so gut wie alles vor, was nur möglich ist, bei A, B und manchmal sogar G kann tief oder hoch vorgeschrieben werden. In Walzern wird eine Stimmung für die Hörner und eine weitere für die Trompeten festgelegt, (z. B. Hörner in E, Trompeten in D), was den Einsatz auch in den wechselnden Tonarten der einzel- nen Walzer ermöglicht. Die Verwendung mehrerer unterschiedlicher Stimmungen erlaubt vollständi- ge Akkorde, wobei die aus der Klassik bekannten großen Intervallsprünge erforderlich sind, welche stimmführungstechnisch zu oft widersinnigen Dissonanzauflösungen führen216. Bei längeren Werken, insbesondere bei den Potpourris können mehrere Stimmungen vorkommen, je nach Tonart. Bis heute völlig ungeklärt ist, wie diese Wechsel in der Praxis funktioniert haben. Da die Walzerkette mit ho- her Wahrscheinlichkeit ohne Unterbrechung durchgespielt wurde (Tanzpaare werden wohl kaum am Ende eines Stückes angehalten und den Einsatz des nächsten abgewartet haben), mussten die Musiker sehr rasch wechseln. Lanner nimmt in der Komposition auf die geforderten Instrumentenwechsel kei- ne Rücksicht, der Schlussakkord wurde auf einem Instrument gespielt, im nächsten Takt musste der Spieler bereits mit dem anderen Instrument parat stehen (Ähnliches findet sich beim Wechsel Flöte/ Piccolo). Wie dies technisch damals bewältigt wurde – ob die Spieler jeweils letzte Noten vor oder erste Noten nach dem Wechsel ausgelassen haben – ist unbekannt. 212 Theaterzeitung, 9. 2. 1828, in diesem Bericht findet sich eine ausführliche Beschreibung des Mechanismus, welcher auch für Posaunen zur Anwendung kann, wenngleich er sich für diese Instrumente, im Gegensatz zu Hörnern und Trompeten, nicht durchgesetzt hat. 213 Ursprünglich baute man Klappeninstrumente, die aber aufgrund der verwendeten Bauart nicht befriedigten und zur Wei- terentwicklung hin zum Einbau von Ventilen führten. (Anm. d. V.) 214 Theaterzeitung 27. 8. 1833; Nemetz publizierte 1827 die weltweit erste Ventiltrompetenschule, siehe Lanner-Katalog S.  63. 215 Theaterzeitung 10. 7. 1839. 216 In klassischen Orchesterwerken finden wir diese Horn- und Trompetenpassagen, welche spätere Komponisten und Diri- genten veranlasst haben, Änderungen und Ergänzungen anzubringen, um die korrekte Stimmführung herzustellen. Über- sehen wird dabei, dass gerade diese Behandlung der Blechbläser ein markantes Merkmal der damaligen Zeit war. Zu dieser Diskussion siehe u.  a. N. Harnoncourt, div. Aufsätze in „Musik als Klangrede“, Wien 1982.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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