Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Seite - 86 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 86 - in Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis

Bild der Seite - 86 -

Bild der Seite - 86 - in Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis

Text der Seite - 86 -

86 Joseph Lanner – Leben und Werk Den Eintritt des Finales kennzeichnet in der Regel deutlich vom vorangehenden Walzer abgesetztes Themenmaterial. Aber auch Verschleierung bietet Lanner: In op. 92, „Pesther-Walzer“ ist Walzer Nr. 5 scheinbar schon Finalebeginn, ehe die eigentliche Coda einsetzt. In den letzten Takten gestaltet Lanner „Abschied“: Lanner nimmt Abschied von Pesth (in op. 95 wird Abschied Programm). Die Schreibweise wechselt mit den großen Walzern: was zunächst Coda war, wird nun Finale genannt, ein Hinweis auf Umfang und Gewicht des Schließens. Regelmäßig werden zwei der vorangegangenen Wal- zerteile (gerne auch ein zweiter Teil) vollständig zitiert, in der Partitur lediglich mit dem Hinweis „von Walzer Nr.  … Takte hierherein“ (siehe Notation), wobei Lanner kontrastierende (z. B. einen melodischen und einen rhythmisch betonten) Walzer auswählt, und den ersten Walzer der Walzerkette (der immer als der für das Werk signifikante galt) als zweiten und damit letzten innerhalb des Finales bringt. Diese Finalgestaltung wird für die nachfolgende Generation um Johann Strauß Sohn zum Standardverfahren, das verfeinert, aber nicht mehr entscheidend verändert wurde. Das Finale kann bis zu einem Drittel der gesamten Walzerpartie ausmachen. Op. 94, „Dampf-Walzer“ bringt im Finale erneut einen Galopp (Dampf-Galopp), anschließend wird die In- troduktion zitiert (also Bogenform, erstmals eine geschlossene Gestaltung, welche die Werkeinheit herstellt). Mit der Verlängerung des Finales geht die Verringerung der Walzeranzahl Hand in Hand. Die großen Walzerketten haben in der Regel nur mehr fünf anstatt wie früher sechs Einzelwalzer. Durch das Zitieren ganzer Abschnitte spart Lanner sich einerseits die Erfindung immer neuer Themen, bietet den Tanzenden aber die erwartete Länge einer Walzertour. Interpreten nutzen die Wiederholung zur Variation: aus dem Walzer wird dessen Reminiszenz. Wie die Introduktion, so zielen die späten Finali auf ein aufmerksam zuhörendes Konzertpublikum. Der Abschluss des Walzers beendet nicht nur ein einzelnes Werk unter vielen, sondern dient auch zu effektvollem Abrunden von Konzertteilen. Finale kann in Galoppen und anderen zweiteiligen Tänzen eine weitere Bedeutung haben: dann bezeich- net es einfach den dacapo-Abschnitt, also die in der Regel wörtliche Wiederholung des ersten Teiles nach dem Trio, wobei lediglich die Schlusspartie umgearbeitet werden musste. Notenmaterialien Skizzen Skizzen sind für Herausgeber wie Historiker unverzichtbare Hilfen bei der Bewertung eines Werkes. Die zahllosen Skizzenbücher Beethovens erschließen uns das Bild eines Komponisten, der jahrelang Ideen mit sich trug, ehe er sie umsetzte, der oft verzweifelt um die Gestaltung einzelner Passagen wie ganzer Sätze rang, für den Komponieren im wahrsten Sinn des Wortes Arbeit war. Für Lanner müssen wir – wie so oft – resignierend festhalten, dass wir keinerlei Aussage über den Schaf- fensvorgang, über sein „Komponieren“ machen können. Linkes232 Interpretationen des einzigen von Lanner erhaltenen Skizzenblattes (zum Walzer „Die Romantiker“, siehe Werkverzeichnis) sind zwar in sich schlüssig, aber stark verallgemeinernd, wo die Quellenlage nicht einmal vage Vermutungen zulassen würde. Das vom Verleger Haslinger in Lanners Nachlass aufgefundene Skizzenbuch233, das Basis der sechs Nachlass-Hefte ohne Opuszahl wurde, liegt im Original nicht vor. Es lässt sich vermuten, dass Lanner wie viele andere Komponisten auch Einfälle notierte, um einen steten Vorrat an Melodien zur Verfügung zu haben für den Fall, dass die Inspirationsquelle einmal nicht so kräftig sprudeln wollte. 232 Norbert Linke, a.a.O. S. 71ff. 233 Theaterzeitung 28. u. 29. 6. 1843.
zurĂĽck zum  Buch Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis"
Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Titel
Joseph Lanner
Untertitel
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Autor
Wolfgang Dörner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2012
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Abmessungen
21.0 x 29.5 cm
Seiten
752
Schlagwörter
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Joseph Lanner