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Joseph Lanner – Leben und Werk
Im Hotel zur goldenen Birn wurden zahlreiche Werke Lanners erstaufgeführt. In der Zeitschrift „Der
Wanderer“ wird das Wirken des Tanzmeisters Webersfeld ausführlich gewürdigt: „Webersfeld, der Pro-
fessor des Tanzes, leitet auf energische Weise die Tänze. Mir kommt er vor wie der alte Ueberall und
Nirgends. Auf jeder Ecke, in jedem Winkel, bald in der Mitte, dort im GewĂĽhl, hier sichtend, da vermit-
telnd, kurz ein Tanzmeister wie er seyn soll und seyn muĂź. Dazu eine erkleckliche Portion von Fantasie
in Cotillonfiguren, tüchtiger Dirigent der Quadrille, und ausgezeichneter nationeller Tänzer des Mazurs.
Nie bemerkt man in den von ihm arrangirten Quadrillen eine auffallende Störung, denn sein Haupt-
augenmerk ist immer auf jene gerichtet, welche dem Tanze minder gewachsen sind, dabei verbindet er
eine erstaunliche Geduld, wie man sie bei Tanzlehrern selten findet.“79 Webersfeld ließ seine Zöglinge bei
Bällen als Einlage auftreten, wie der gleiche Artikel zeigt: „Bei den von ihm arrangirten Negligéebällen
gewährt es ein wahres Vergnügen, eine Quadrille oder Masur von seinen Eleven aufführen zu sehen.“80
Ein weiterer angesehener Tanzmeister war Adam Rabel, der zum Teil selbst als Veranstalter auftrat. Am 24.Â
No-
vember 1835 hielt er eine „Große Assemblée dansante in den Sälen des k.k. Augartens“ ab, bei dem Lanner
aufspielte und Rabel „die Conversationstänze, als Cotillons, Quadrilles, Masurs u. s. w.“ selbst leitete
81.
Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte
Hauptsaison für Bälle war der Fasching (in den zeitgenössischen Berichten wird in der Regel vom Carne-
val oder Karneval gesprochen).
Die Saison begann mit dem 6. Januar und endete mit dem Faschingsdienstag vor dem Aschermittwoch.
Nach Ostern wurden die Tanzveranstaltungen wieder aufgenommen, mit der warmen Jahreszeit zu-
nehmend ins Freie verlagert. Im Herbst gab es vereinzelte Feste, u. a. das Katharinen-Fest, welches die
Herbstsaison – vor dem Advent – beschloss.
Die vornehmsten Bälle fanden in den Redoutensälen statt, einzig dort wurden Maskenbälle abgehalten.
Das Anlegen der Maske bereits auf der Straße war strengstens verboten. Die Beliebtheit der Maskenbälle
rührte daher, dass es möglich war, unerkannt und unabhängig vom eigenen Stand mit anderen zu tanzen
und sich zu unterhalten. Gesellschaftliche Vereinigungen (Mediziner, Juristen etc.) veranstalteten ihre
eigenen Bälle, es wurden Wohltätigkeitsbälle für unterschiedlichste Gruppen und Anlässe gegeben.
Bälle boten Gelegenheit zum Entspannen, man konnte zarte Bande knüpfen oder sich sozial geben, man
sah und wurde gesehen. Man konnte anonym eintauchen in die Masse oder den intimen Rahmen eines
Hausballes bevorzugen, man lud ein, wurde wieder eingeladen. Ironisch teilte der Rezensent der Theater-
zeitung die Bälle ein „Â
… in Privat-Bälle, wozu einige junge Leute eingeladen werden, um mit vielen tanz-
lustigen Mädchen von 7 Uhr Abends bis 8 Uhr Früh in einem kleinen Raum herumzurasen; in öffentliche
Bälle, wo man hingeht, um – nicht zu tanzen, sondern im Wege zu stehen, und in Wohlthätigkeitsbälle,
bei welchen man zum Besten irgend eines menschfreundlichen Zweckes galopirt.“82
Die meisten Tanzlokale verfügten über mehrere Räume, üblicherweise wurden zwei Orchester engagiert.
Neben dem eigentlichen Tanzorchester spielte in einem Nebenraum eine Militärmusik. Der 3. Konver-
sationsball am 28. 2. 1832 in den Redoutensälen bot erstmals drei Tanzorchester auf, welche unter der
Leitung von Lanner, Morelly und Resnitschek standen.83
79 Der Wanderer, 4. u. 5. 2. 1841.
80 Der Wanderer, 5. 2. 1841.
81 „Wiener Zeitung“ 17. 11. 1835.
82 Theaterzeitung 14. 1. 1836.
83 Theaterzeitung 25. 2. 1832.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Titel
- Joseph Lanner
- Untertitel
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Autor
- Wolfgang Dörner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.5 cm
- Seiten
- 752
- Schlagwörter
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang