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Vorwort
Wenig? Nein, viel (sehr viel) fĂĽr Joseph L.
Dass etwas Selbstverständliches eine kleine Sensation genannt werden darf, das beschämt viele, es freut
aber noch mehr.
Zugegeben, Österreich ist nicht gerade arm an tatsächlichen Musikgenies. In diesem Bereich sind
wir, so locker jetzt die letzten 800 Jahre betrachtet, sogar das dichteste Land der Welt, ein ĂĽberbordendes
musikalisches Öster-„reich“.
Und sofort Einspruch beziehungsweise ZurechtrĂĽckung! Denn berechtigt(e) das jenes Land (wie groĂź
oder klein es jeweils gerade auch ist, war oder gewesen ist) dazu, mit seinem Erbe nicht zu protzen oder
gar Wucher im WeltmaĂźstab zu treiben?
Zugegeben, wir sind gern stolz, sind unschön oft. Suhlen uns dabei zumeist halt leider im Anekdo-
ten- oder Kitsch-Bereich. Das liegt irgendwie in den Ă–sterreichern (und da speziell in den Wienern)
drinnen? Nämlich sich zwar zumeist sentimental mit „unserer“ Musik zu brüsten, bei einer vernünftigen,
gar groĂźzĂĽgigen Erbverwaltung aber, abgesehen von rauschenden Selbstdarstellungen zwischen Neujahrs-
konzertantem Musikverein, Opernprotz oder U-Musik-Sentiment, heftig zu knausern.
Ja, es geht nun und auf den nachfolgenden Druckseiten um das, wodurch Ă–sterreich und Wien noch
immer Weltgeltung besitzen. Es geht um Musik, welche eben auf Quellen (be)ruht. Schon das ist ein
Umstand, den viele weder bedenken noch eigentlich wirklich gern so haben möchten. Denn sozusagen:
Das notwendige aber irgendwie Schwierigkeiten bereitende „Material“ (historisches, aufführungsprak-
tisches, das Umfeld der Musik betreffendes) kommt fĂĽr die Auffassung der meisten Leute irgendwie
heikel, undurchsichtig, vielleicht sogar etwas (in Wien sagt man so bildlich) „halbseiden“ daher. Es geben
doch gerade die Ă–sterreicher schlieĂźlich permanent vor und stolz zu, sowieso all ihre Ă–sterreich- und
Monarchie-Musik im Blut mit sich herum zu schleppen. Was bräuchte man da schon geordnete und kor-
rigierte Noten, Verzeichnisse, Gesamtausgaben oder gar diese so genannte, irgendwie undurchschaubare
Wissenschaft?
Tja, schon das Nennen des Wortes Gesamtausgabe macht alles sogar noch ein wenig heikler. Denn
Österreich hat sein Erbe quasi im Maß seiner Größe vernachlässigt. Nennen wir die Namen wie immer,
Mozart oder Schubert, Schönberg oder Haydn, die text- und quellenkritische Herausgabe der Opera, der
Schriften, ja bloß der Werkverzeichnisse hat man anderen Ländern geschenkt. Die Arbeiten für die Fa-
milie Strauß müssen sich mangels öffentlicher Unterstützungen mühsam und in immer neuen Anläufen
dahinschleppen. Andere Unternehmungen z. B. ein feiner Werkkatalog fĂĽr die BrĂĽder Schrammel oder
eine Quellenedition fĂĽr Anton Webern verliefen in nuce im Sand. Selbiges passierte mit Joseph Lanner.
Selbiges – so darf man nun sagen – ist auch dem Joseph Lanner passiert. Bisher. Es muss sich die so
genannte öffentliche Hand zwar noch weiterhin ordentlich schämen (wer verbirgt sich eigentlich hinter
so einer Metapher des huldvollen Vergebens, auĂźer ministerielle oder provinzkulturelle Institutionen, die
sich bei guten Gelegenheiten, Gedenk- und Erinnerungstagen, sentimental befeiern lassen, sonst aber
sich leicht beleidigt geschlossen zu halten pflegen?) Allein, Lanner hat irgendwie GlĂĽck. Seit rund zehn
Jahren wächst, vor allem durch Verlagsinitiativen und zunächst kleine Forschungsprojekte ermöglicht, ein
Schrifttum über ihn. Aber, mehr noch. Privatinitiativen haben jetzt die Werke-Schau ermöglicht.
Greifen wir noch einmal zurück. Was in anderen Ländern eine Selbstverständlichkeit wäre, nämlich
fĂĽr einen die Nation dergestalt vertretenden Komponisten (und parallelen Musikmanager resp. virtuo-
sen Musikerzeuger) Geld bereit zu stellen, um mittels eines erarbeiteten Gesamtwerkes auch sich selbst
auszuzeichnen, das wird in Ă–sterreich und in der Lanner-Stadt Wien mit der ĂĽblichen GroĂźartigkeit fast
ausschließlich verabsäumt. Nur eben diese „lästigen“ Privatinitiativen (vor allem des Verantwortlichen
für dieses Buch), dieses stete sich Anstellen um Förderungen, dieses im Vergleich zu Massenkonzernen
selbstloses Verlagsinteresse (vor allem eben jener Österreich-Institution namens Böhlau, ohne welche
ein beschämend großer Prozentsatz der Kultur, Historie, Kunst und Gedächtnis des Landes nie hätten
öffentlich, also publiziert, also erarbeitet, also in die Sichtweise unserer Zeit gebracht werden dürfen), all
diese Menschen und Ambitionen haben, wie in der Folge zu lesen ist, für Lanner das Selbstverständliche,
also das AuĂźerordentliche gemacht.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Titel
- Joseph Lanner
- Untertitel
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Autor
- Wolfgang Dörner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.5 cm
- Seiten
- 752
- Schlagwörter
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang