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Formen
c) Lanner verwendet ein querformatiges Notenpapier, 18- oder 20linig, mit vorgezogenen Taktstrichen, d.Â
h.
alle Takte sind gleich breit, was optisch zu einem mitunter gewöhnungsbedürftigen Notenbild führt.
d) In der Regel verwendet Lanner Tinte, die Taktstriche sind mit Bleistift vorgezogen.
e) Abbreviaturen: im Finale bzw. in der Coda werden die Wiederholungen der Walzer nicht ausgeschrie-
ben, sondern lediglich die Abschnitte angegeben (deshalb finden wir in den ersten Teilen Orientie-
rungsbuchstaben, welche Beginn und Ende des jeweils einzufĂĽgenden Teils markieren).
f) In den Stimmen notiert Lanner die üblichen Abbreviaturen, auch „Faulenzer“ genannt (etwa bei Wie-
derholungen von Begleitstimmenakkorden).
g) An weiteren AbkĂĽrzungen finden wir Collaparte-Anweisungen fĂĽr unisono-Spiel, fallweise mit ottava-
Zeichen (etwa für die Oktavkoppelung Flöte – erste Violine).
h) Begleitakkorde: bei zweistimmigen Akkorden wird der Rhythmus nur fĂĽr die obere Stimme (also zwei
Viertel) notiert, die untere Stimme hingegen als Halbe;
i) Häufig schreibt Lanner das in moderner Notation verpönte „Knie“ bei Balkenziehung mit großen
IntervallsprĂĽngen, besonders bei eng beisammen liegenden Systemen.
j) An allgemeinen Anweisungen sei „Solo“ erwähnt, mit denen Lanner auf wichtige Passagen hinweist.
Bei Streichern (heute denken wir an chorische AusfĂĽhrung, zu Lanners Zeit waren die meisten Stim-
men einzeln besetzt) ist damit also nicht solistische AusfĂĽhrung gemeint, sondern lediglich ein Hin-
weis auf die jeweils fĂĽhrende Stimme gegeben.
Eng aneinander liegende Systeme erforderten Konzessionen an eine korrekte Notation insbesondere von Bögen
und dynamischen Anweisungen. Während in modernen Ausgaben die Gleichzeitigkeit etwa für den Eintritt
von dynamischen Änderungen und die Eindeutigkeit bei Phrasierung wie Artikulation eine Selbstverständlich-
keit darstellt, sind in Lanners Partituren aus Platzmangel bedingte Verschiebungen von dynamischen Zeichen
und anderen Angaben zu beachten, Lanners Intentionen sind jedoch aus dem musikalischen Zusammenhang
und aus der Kenntnis seiner Notationsgewohnheiten mit wenigen Ausnahmen zu rekonstruieren.
Formen
Lanner adaptierte vorhandene Modelle, neue Formen hat er keine erfunden. Quadrille und mit Abstri-
chen Galopp sind in ein enges Korsett eingebunden, welches fĂĽr formale Experimente wenig Raum bietet.
Anders steht es mit Ländler und Walzer. Die Grundform des einzelnen Walzers – zwei Teile, die in sich
wiederholt sowie fallweise als gesamtes da capo verlangt werden – ließ Lanner unangetastet, die Anzahl
der Walzernummern innerhalb eines Werkes schwankt allerdings.
Drei Bereichen, in denen Lanners Innovationskraft auch fĂĽr nachfolgende Generationen von Tanzkom-
ponisten besonders wirkmächtig wurde, seien eigene Abschnitte gewidmet.
Introduction
„Wann werden die Herren Componisten so glücklich seyn,
ein Mahl wieder etwas zu ersinnen,
was sie an die Stelle der sogenannten Introductionen setzen könnten?
Erst ein paar acht-, wenns möglich wäre zehn-stimmige Accorde im Marsch-Rhythmus;
dann eine mächtig kühne Passage,
etwa durch die Intervalle des verminderten Septimen-Accordes;
nun, als Intermezzo, ein paar Kraftschläge,
und wieder ein Lauf nach den höchsten Regionen,
dann ein kleiner, cantabler, oder harmonisch unverständlicher Satz,
durch diverse, ohrenzerreissende Arpeggien unterbrochen,
wohl auch gar einige Anspielungen auf’s Thema,
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Titel
- Joseph Lanner
- Untertitel
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Autor
- Wolfgang Dörner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.5 cm
- Seiten
- 752
- Schlagwörter
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang