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Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger
tungen von Opernmelodien. Transkriptionen von populären Werken für die eigene Kapelle begleiteten
Lanner sein ganzes Leben, nur wenige wurden mit Opuszahlen versehen.
Die ersten gedruckten und zunächst vom Verlag Diabelli edierten Werke (immer nur in Klavierfassun-
gen) sind Ländler, die an frühe Vorbilder (insbesondere Pamer und Pechatschek) anknüpfen, aber schon
eine eigene Handschrift verraten. Zunehmende Routine fĂĽhrte zu vermehrter Sicherheit im Umgang mit
Form und Instrumentenbehandlung, Qualitätssprünge sind selten, jedes neue Werk bringt einen weiteren
Schritt nach vorn. Die Vergrößerung seiner Kapelle, die Hinzunahme neuer Instrumente (besonders Blä-
ser) ermöglichte Lanner eine reiche Klangpalette, über die weiter unten noch zu sprechen ist.
Schon wenige Jahre nach seinen ersten Auftritten als Komponist war Lanner zusammen mit Johann
Strauß Vater anerkannt. Phasen schöpferischen Erlahmens sind nicht überliefert, oft im Wochenrhyth-
mus veröffentlichte Lanner seine Novitäten. Wenngleich etliche Werke durchaus den Gelegenheitscha-
rakter verraten, dem sie ihre Entstehung verdanken, sind jene Kompositionen umso bedeutender, in
denen Lanner mit ausgesuchter Sorgfalt die ganze Bandbreite seines Könnens demonstrierte. Jeder neue
Walzer Lanners wurde mit Spannung erwartet und mit Jubel begrĂĽĂźt. Der Tod raffte ihn auf seinem
Höhepunkt dahin, nichts in seinen letzten Werken deutet auf Mangel an Inspiration oder Nachlassen
der Schaffenskraft. Im Gegensatz zu Johann Strauß Vater musste er weder Konkurrenz noch gar Ablöse
erleben, das Schicksal war ihm hier gnädig.
Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger
Wiener Klassik
Die Tanzkompositionen der groĂźen Meister der Wiener Klassik hatten zwar nur sehr bedingt Einfluss auf
Lanner, sie sollen der Vollständigkeit halber aber zumindest rudimentär erwähnt werden.
Drei bedeutende Komponisten prägten Wien am Ende des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts: Haydn,
Mozart und Beethoven. Die Aufmerksamkeit, die ihre Musik hervorrief, führte zu detaillierter Sammeltä-
tigkeit und frühem Bemühen, die Werke möglichst lückenlos zu erfassen. Die von den Komponisten der
„Wiener Klassik“ geschriebene Tanzmusik wurde in den Gesamtausgaben erfasst und kritischen Betrach-
tungen unterzogen, wenngleich keiner der Genannten als genuiner Tanzkomponist zu bezeichnen ist.
Schon früh beschäftigte Haydn sich mit Tanzmusik52. In seinen ersten Jahren in Wien, nach seinem
Ausscheiden aus dem Domchor, als er sich kĂĽmmerlich mit Stundengeben, Korrepetieren und Gelegen-
heitskompositionen durchschlagen musste, schrieb er Menuette, die in den Wirtshäusern bald populär
wurden, wie Albert Christoph Dies in seiner 1810 veröffentlichten Biographie erzählte. Seine frühesten
Werke dürften aus ca. 1758–60 datieren, möglicherweise sogar noch früher, also aus seiner Zeit bei Graf
Morzin. Weitere Menuette schrieb Haydn fĂĽr Esterhazy, erste Druckausgaben datieren aus 1784 (Verlag
Artaria, Wien), allerdings zirkulierten Haydns Menuette in Abschriften bereits seit vielen Jahren. Die Ti-
telbezeichnungen wechseln sich ab, teils werden Ausgaben von „deutschen Tänzen“, teils von „Menuettini
Tedeschi“ angekündigt.
1792 schrieb Haydn erstmals für die alljährlich stattfindende Redoute der 1788 gegründeten Pensionsge-
sellschaft fĂĽr bildende KĂĽnstler. Eine Klavierausgabe der fĂĽr diesen Anlass entstandenen Menuette und
deutschen Tänze wurde Kaiserin Maria Theresia überreicht, gedruckt bei Artaria, nur einen Monat nach
der AuffĂĽhrung. Im Jahr darauf wurden die gleichen StĂĽcke erneut aufgefĂĽhrt, nun kam auch eine Ausga-
52 Ausführliche Informationen bietet das Vorwort zum entsprechenden Band „Tanzmusik“ der Gesamtausgabe der Werke
Haydns.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Titel
- Joseph Lanner
- Untertitel
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Autor
- Wolfgang Dörner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.5 cm
- Seiten
- 752
- Schlagwörter
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang