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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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77 Instrumentation kunstfertiger Hand gespielt, eine außerordentliche Wirkung macht) ist eine der Glanznummern des Straußschen Orchesters.“224 Die Harfe erhielt ihren Platz im Opernorchester, in die Tanzmusik wurde sie erst eine Generation später integriert. Lanner verwendete sie in seiner Tanzmusik nicht, genau so wenig wie andere Nebeninstrumente, welche nicht bereits unter „Schlagzeug“ aufgelistet wurden. Eine Ausnahme stellt seine Musik zu Carl Meisls „Der Preis einer Lebensstunde“ dar, in welcher in einer einzigen Nummer die Harfe zum Einsatz kommt. Dynamik – Phrasierung – Artikulation – Verzierung Musik wird erst lebendig durch dynamische Schattierungen, lebendige Phrasierung, sprechende Artiku- lation, Verzierungen, die zusätzlichen Reiz bieten. Tanzmusik erst recht braucht diese Elemente, um sich über die reine Funktion als Rhythmusspender zu erheben. Stärker und länger als sinfonische Musik oder gehobene Kammermusik wurde Tanzmusik improvisiert, meist nicht schriftlich fixiert, sondern durch Tradition weitergegeben. Die Ausführenden variierten vor- gegebene Modelle, fügten ihre eigenen Verzierungen hinzu, nach ihrem eigenen Können, mit mehr oder weniger Geschmack. Lanners Rang als ernstzunehmender Komponist und Interpret rührt nicht zuletzt von seiner hohen Kunst auf diesem Gebiet her, wie alle zeitgenössischen Rezensionen betonen. Die Genauigkeit, mit der Lanner seine Partituren notierte (siehe die einschlägigen Kapitel unten), weist darauf hin, wie präzise seine Vorstellungen waren und wie wichtig ihm deren penible Umsetzung war. Auf einige Details sei hier hingewiesen. a) Dynamische Effekte: Zu den ältesten Gestaltungseffekten gehört die Dynamik. Der Wechsel von laut und leise ist das auffälligste Gliederungselement, das Komponisten zur Verfügung steht, vor allem in Wiederholungspassagen wird es gerne eingesetzt. Relativ neu hingegen sind dynamische Abstufungen innerhalb des Orchesterapparates. Zum einen kann ein Komponist eine bewusste Klangregie durch unterschiedlich laut spielende Instrumente erzielen, zum anderen innerhalb eines relativ klein besetz- ten Ensembles Klangeigenheiten der einzelnen Instrumente ausgleichen. Mahler nutzte diese Mög- lichkeiten extrem, doch bereits bei Lanner finden wir solche Abschnitte, zum Beispiel im „Blumen- Fest-Ländler“ op. 23: während alle anderen pp spielen, notiert Lanner für Horn ff und Trompete f. b) Für Akzente notiert Lanner in der Regel fz, sehr selten fs, wobei Lanners Handschrift nicht immer hundertprozentig zu lesen ist. c) Phrasierung: vieles in den Druckausgaben ist schlampig, vor allem die Bogensetzung, leider aber auch bei Lanner selbst: regelmäßig finden wir Bögen, die quasi in der Luft enden, deren Zielnote nicht ein- deutig bestimmbar ist. Aber auch bei exakter Notierung kann es passieren, dass gleichlautende Passagen unterschiedliche Phrasierung aufweisen, ohne dass es gewollt war: vor allem Endnoten auf der ersten Zählzeit des neuen Taktes sind fallweise in die Bogensetzung eingeschlossen oder werden neu angesetzt. d) Artikulation: wie in der Rhetorik ist in der Musik die Artikulation ein Wesensmerkmal der individuellen Interpretation eines (Musik-)Textes. Im Lauf der Jahrhunderte notierten Komponisten die exakte Artiku- lation immer präziser, wobei sich in der Interpretation des Notierten noch immer eine oft gehörige Band- breite möglicher Auffassungsunterschiede auftut. Lanners virtuose Technik des Geigenspiels erlaubte ihm eine Vielzahl von Nuancierungen, die zuvor in Tanzmusik ungebräuchlich war. Gerade Tanzmusik aber lässt den Ausführenden Freiraum, sie müssen einerseits auf Raumbedingungen (Akustik, Nachhallzeiten etc.) Rücksicht nehmen, können andererseits auf Basis ihrer eigenen musikalischen Kompetenz ihre sehr persönliche Sicht einbringen. Als ein Beispiel sei die Ausführung von Gruppen von zwei Noten genannt: ursprünglich als Achtel notiert, findet sich immer häufiger die Notation zwei Sechzehntel mit Achtelpau- se oder Sechzehntel mit punktierter Achtel: gemeint war niemals eine exakte Ausführung, sondern „etwas breiter“ oder „etwas kürzer“. In der Notation spiegelt lebendige Aufführungspraxis sich wider. 224 Theaterzeitung 8. 5. 1839.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Title
Joseph Lanner
Subtitle
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Author
Wolfgang Dörner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Size
21.0 x 29.5 cm
Pages
752
Keywords
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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