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Joseph Lanner - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
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Notenmaterialien 91 Arrangements für kleine Ensembles suchen entweder ambitioniert den Originalklang nachzubilden oder einen eigenständigen zu schaffen. Eine gute Bearbeitung kann sich gleichwertig neben die Originalkom- position reihen, wenn sie von kompetenten Musikern erstellt wurde, die Geschmack mit Einfühlungs- vermögen verbinden. Ähnlich wie ein Übersetzer muss ein Bearbeiter eine gut ausgewogene Balance zwischen Respekt und Selbstbewusstsein entwickeln. Für die Tanzkomponisten aller Zeiten stellen sich Fragen dieser Art zunächst nicht. Tanzmusik war All- gemeingut, wurde auf bekannte Melodien improvisiert, von Generation zu Generation weitergegeben, variiert und für den jeweiligen Zweck adaptiert. Nicht das Werk suchte sich die passende Form, sondern in vorgegebene Modelle wurde Musik eingegossen. „Sine nomine“ steht über manchen Vokalkompositio- nen der Renaissance, genau so gut könnte dieser Titel über den Tausenden von Menuetten, Walzern und Kontretänzen stehen, die das 18. Jahrhundert hervorgebracht hatte. Ein Bewusstsein für die Besonderheit des einzelnen Werkes entstand nur langsam, wofür Titel ein wichtiges Indiz sind. Was in der Diskussion um die absolute Musik240 noch heftig umstritten ist, einem Werk nämlich ein Programm – und sei es nur durch eine Überschrift angedeutet – zu geben, war für den Walzer kein The- ma (siehe auch das Kapitel „Titel“). Aus Serien von Tänzen – beliebig austauschbar und variabel zusammen- gestellt – entwickelte sich das einzelne Werk, das nicht zuletzt durch den Titel seine Individualität erhielt. Dieses neue Selbstbewusstsein – und ohne Übertreibung kann festgehalten werden, dass Lanner und Johann Strauß Vater die ersten waren, die es auf dem Gebiet der Tanzmusik entwickelten – schlägt noch nicht auf die Definition einer allein gültigen „Fassung“ durch. Zu sehr sind Lanner und Strauß von den Erfordernissen des Tagesgeschäfts – im wörtlichen, also „pekuniären“ Sinn – geprägt. Beide drängten ihre Verleger ständig, möglichst viele Bearbeitungen ihrer Werke herauszubringen. Bekanntheit, ja Beliebtheit des Komponisten und Anzahl der Arrangements standen in ständiger Wechselwirkung. Obwohl Lanner nie für das Klavier schrieb, war die Klavierausgabe die wichtigste – und für manche Tän- ze sogar die einzige –, die einem interessierten Publikum die unmittelbare Begegnung mit seinen Werken ermöglichte. Kaum hatte Lanner eine Novität auf einem Ball oder in einem Konzert vorgestellt, setzte ein Ansturm auf die Notengeschäfte ein. Geschäftstüchtige Verleger erstellten manchmal die Klavierausgabe zeitgleich, so dass schon innerhalb weniger Tage, wenn das neue Opus noch Tagesgespräch war, den be- gierigen Käufern das Arrangement angeboten werden konnte. Über die Arrangeure wissen wir bei Lanner wenig, etwas mehr bei Strauß. Selten werden ihre Namen genannt, es sei denn, es war ein so prominenter wie Czerny, der manchen der Lannerschen Tänze bear- beitete (siehe unten). Wie sind heute diese Bearbeitungen zu bewerten? Zum einen müssen wir den Verlagen dankbar sein, an- sonsten hätten wir von zahlreichen Stücken allenfalls Kunde von Titeln und Aufführungsdaten. Sie bilden aber auch interessante Quellen (ähnlich den Bläserbearbeitungen von Mozartopern) für aufführungsprak- tische Details. Unterschiede in den diversen Ausgaben können auf instrumentenspezifische Rücksicht- nahme hinweisen, vielleicht aber auch interpretatorische Eigenheiten widerspiegeln. Für Lanner stellten die Bearbeitungen eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle dar, ohne die sein exzessives Schaffen und sein Einsatz für seine Kapelle nicht möglich gewesen wären. Klavierfassung Die Klavierfassungen stellen die wichtigsten Ausgaben für Lanner dar, wenngleich sie ihn nicht als Orches- terkomponisten zeigen. Die Klavierbearbeitungen wurden von verlagseigenen Arrangeuren angefertigt, de- ren Namen wir Großteils nicht kennen. Ihre Aufgabe war es, einen gut spielbaren Klaviersatz anzufertigen, 240 Siehe auch: Carl Dahlhaus, Die Idee der absoluten Musik, Kassel 1978.
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Joseph Lanner Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
FWF-E-Book-Library
Title
Joseph Lanner
Subtitle
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Author
Wolfgang Dörner
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78793-8
Size
21.0 x 29.5 cm
Pages
752
Keywords
Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
Category
Biographien

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Danksagung 9
  3. Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
  4. Biographische Notizen 13
  5. Reisen 16
  6. Beginn – Werden – Sein 21
  7. Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
  8. Tanz 28
  9. Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
  10. Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
  11. Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
  12. Publikum 44
  13. Werke 46
  14. Instrumentation 69
  15. Formen 79
  16. Notenmaterialien 86
  17. Widmungsträger 95
  18. Titel 97
  19. Verlage 100
  20. Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
  21. Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
  22. Virtuosentum 106
  23. Romantik – Biedermeier 108
  24. Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
  25. Rezension – Rezeption 113
  26. FlĂĽchtige Lust 115
  27. Literatur 117
  28. I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Vorwort 119
    2. Verlage 123
    3. AbkĂĽrzungen 123
    4. Bisherige Verzeichnisse 125
    5. Werkverzeichnis
    6. Opus 1 – 208 127
  29. II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
    1. Werkverzeichnis Anhang 1 – 90 e 605
  30. III. Sammelwerke und diverse Werke 717
  31. IV. Anhang
    1. Verzeichnis der Werke Joseph Lanners in alphabetischer Reihenfolge 721
    2. Widmungsträger 737
    3. August Lanner. Chronologisch-Thematisches Werkverzeichnis 739
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