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Notenmaterialien
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Andere Bearbeitungen
Der Wettstreit, wer der beliebtere – Lanner oder Strauß – war, wurde nicht nur auf den Zeitungsseiten
ausgetragen, sondern ganz handfest im Verlagswesen. Wer frĂĽher mit mehr unterschiedlichen Bearbeitun-
gen an die Ă–ffentlichkeit treten konnte, hatte im Konkurrenzkampf die Nase vorn.
Dass Lanner hier mit StrauĂź mithalten konnte, zeigen die verschiedenen Fassungen, die von ein und
demselben Werk erschienen. Bereits sein erstes gedrucktes Werk, „Neue Wiener Ländler mit Coda in G“,
am 6. 7. 1825 von Diabelli herausgegeben, wurde nur wenige Monate danach auch in einer Ausgabe fĂĽr
drei Violinen und Bass veröffentlicht, eine weitere für Violine und Klavier folgte 1829 (zusammen mit
drei anderen seiner mittlerweile erschienenen Tänze). Eine Transkription für ein oder zwei Gitarren wird
bei Weinmann erwähnt (siehe Werkverzeichnis), ist aber nicht nachzuweisen. Im Lauf seines Lebens kam
Lanner mitunter auf bis zu zehn Editionen.
Klavier zu vier Händen
Klavierstücke zu vier Händen waren im Biedermeier ungemein beliebt. Zahllos waren die Originalkom-
positionen, aber auch die Transkriptionen, die geselliges Musizieren im Freundeskreis erlaubten. Vierhän-
dige Fassungen erleichtern das Spiel, die Konzentration auf Melodie oder Begleitung erschloss Lanners
Tänze einem breiten Dilettantenkreis.
„Die Cavallerie zu Fuß“ op. 14 ist das erste Werk, für welches eine Fassung für Klavier zu vier Händen
nachgewiesen werden kann. Haslinger, der unmittelbar darauf Lanner als Verleger ĂĽbernahm, behielt die
vierhändige Klavierausgabe als Standard (mit einigen wenigen Ausnahmen, zu denen in erster Linie die
Potpourris zählen) bei, Mechetti hingegen (ab op. 32) verzichtete zunächst darauf.
Violine und Klavier
Die Duobesetzung erscheint als die logische Konsequenz fĂĽr Kompositionen, die von der Violine domi-
niert werden und für die Klavierbearbeitungen bereits vorliegen. Tatsächlich sind diese Fassungen nur
leicht modifizierte Ausgaben der Klavier- und der ersten Violinstimme. Stutzig macht im Titel von „Die
Cavallerie zu Fuss. Galoppe“ op. 14 der Zusatz „mit willkürlicher Begleitung einer Violine“ (Diabelli,
5. 12. 1827, Details siehe Werkverzeichnis). Offensichtlich wurde keine eigene Violinstimme angefertigt,
sondern der Geiger spielte die Oberstimme des Klavierparts ad. lib. mit.
In den Folgejahren tauchten Ausgaben für die Duobesetzung unregelmäßig auf. Mechetti startete eine
Serie „Sammlung der neuesten und beliebtesten Galoppen“, als deren 2. Heft op. 39 die „Schnellsegler-
Galoppe“ erschienen (Heft 1 sind kurioserweise die beiden Galoppe „Bruder Lauf und Bruder spring“ op.
44). Ab op. 47 sind die Plattennummern bekannt.
Introduktionen wurden verstärkt vom Klavier getragen, die Violine hingegen brillierte in den Walzer-,
Ländler- und Galoppmelodien.
Drei Violinen und Bass
Von Anfang an zählte diese Form zu den gefragtesten Arrangements. Sie bildet einerseits Lanners ur-
sprüngliche Streicherbesetzung am besten ab, ermöglicht andererseits dadurch, dass die dritte Violine „ad
libitum“ gesetzt ist, also ohne Verlust der Substanz weggelassen werden kann, eine Trioformation, wie wir
sie in der Kammermusik der Wiener Klassik gerne finden. Die Bassstimme kann von jedem geeigneten
Instrument, selbstverständlich auch vom Violoncello übernommen werden. Die Fassung ist offen für
zahlreiche andere Besetzungen (etwa auch Bläsern zugänglich oder Mischformen), ob sie dafür verwendet
wurden, entzieht sich unserer Kenntnis.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, Tänze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂĽrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn – Werden – Sein 21
- Vorläufer – Mitläufer – Nachfolger 23
- Tanz 28
- Bälle – Tanzstätten – Aufführungsorte 32
- Solisten – Ensemble – Kapelle – Orchester 39
- Akademie – Assemblée – Conversation – Piquenique – Réunion 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- Widmungsträger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen – Bibliotheken – Sammlungen 101
- Funktionalität – Autonomie – Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik – Biedermeier 108
- Strahlender Stern – leuchtender Stern 112
- Rezension – Rezeption 113
- FlĂĽchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang