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Joseph Lanner â Leben und Werk
ner LĂ€ndlerâ, âDornbacher LĂ€ndlerâ), auf Kirchweihfeste (âWiedner Kirchweih-LĂ€ndlerâ), auf Feiern
von nationaler Bedeutung (âKrönungs-Deutscheâ), auf Gattungsursprung (âTyroler LĂ€ndlerâ, âNatio-
nal Ober österreichische LĂ€ndlerâ). Bald schon werden einzelne TĂ€nze mit bestimmten AnlĂ€ssen und
Begebenheiten verbunden, âAufforderung zum Tanzâ nennt Webers Vorlage auch im Titel, der âMit-
ternachtswalzerâ erinnert an das legendĂ€re Abschiedskonzert Pamers, âTerpsichore-Walzerâ huldigt der
griechischen Göttin des Tanzes.
Mit diesen Namen begann Lanner strategisch BezĂŒge fĂŒr das Publikum herzustellen: seine Werke wurden
wiederholt nicht nur von ihm, sondern auch von anderen Kapellen gespielt, erstmals stellten sich Wie-
dererkennungseffekte ein, seine StĂŒcke wurden da capo verlangt, weil sie identifizierbar geworden waren.
FĂŒr die Verbreitung war somit ein Titel unverzichtbar geworden.
Wie bei den WidmungstrĂ€gern, so lassen sich bei den WerkĂŒberschriften Gruppen feststellen. Ortsbe-
zĂŒge werden seltener, ohne ganz zu verschwinden. DafĂŒr treten neue Namensspender auf: Auftraggeber,
die indirekt in den Titeln angesprochen werden, BezĂŒge zu lokalen oder internationalen Begebenheiten,
Verweise auf Persönlichkeiten. Am interessantesten sind die âpoetischenâ Titel, welche uns auf heimliche
Programme oder Stimmungshaltungen verweisen.
Zu den Auftraggebern zĂ€hlten Juristen und Mediziner, ersteren sind die âWiener Juristen Ball TĂ€nzeâ
op. 70 sowie deren Fortsetzungen, u. a. âThemis-Strahlenâ op. 147 (Themis ist die griechische Göttin der
Gerechtigkeit, vergleichbar der Justitia) gewidmet, die Mediziner erhielten anspielungsreich âDie Lebens-
weckerâ op. 104, âAesculap-Walzerâ op. 113 und âLebens-Pulseâ op. 172, ob Lanner bei âHygieiaâ-Galoppe
op. 83 (Hygieia ist die Tochter Asklepios, des Gottes der Gesundheit) ebenfalls an seine Mediziner dachte
(das Werk ist nicht gewidmet), ist unbekannt.
Technik â ein Bereich, an dem vor allem die StrauĂ-Söhne, unter ihnen besonders Josef, Interesse zeig-
ten â war Lanner fremd, kam allenfalls am Rande vor. Eine der Aufsehen erregendsten Erfindungen,
die Dampfmaschine, kommt im âDampf-Walzerâ op. 94 (samt anschlieĂendem Galopp) zu Ehren, das
Titelblatt zeigt eine solche, in der Rezension hingegen wird gegen den Titel polemisiert: âWas soll der
Titel âDampfwalzerâ bedeuten? Werden diese Walzer durch den Dampf getrieben, oder bereiten sie dem
Tanzenden die EngbrĂŒstigkeit, welche auch unter dem Namen Dampf bekannt ist? Welcher Witz liegt
diesem Titel zu Grunde? Auf jeden Fall bleibt er ein unauflösbares RÀthsel. Strauà trifft eine sorgfÀltigere
Wahl bei seinen Titeln. So finden wir bei ihm: âDas Leben ein Tanzâ, âein StrauĂ von StrauĂâ etc. etc.; bei
Lanner: âBruder lauf oder Bruder springâ, âder Wuadlaâ (!), âGusto LĂ€ndlerâ oder âdie Unwiderstehlichenâ,
ein Titel, der nicht die Bescheidenheit eines KĂŒnstlers andeutet. Möge sich Hr. Lanner bemĂŒhen, seinen
ideenreichen Compositionen poetische und mehr anpassende Namen zu geben!â250
Feste spielten eine groĂe Rolle im Leben des Wieners, dort fand Lanner ausreichend AnlĂ€sse fĂŒr Komposi-
tionen. âBlumen-Fest-LĂ€ndlerâ op. 23 ist nur einer unter den vielen, die auf die zahllosen Eröffnungsfeste
im FrĂŒhling hinweisen, âKatharinen-TĂ€nzeâ op. 26 ist eine Verbeugung vor den zahllosen Namensfesten
wie âAnnen-Einladungs-Walzerâ op. 48 und âSophien-Walzerâ op. 62.
Zahlreich sind die Werke, in denen der Titel auf zugrunde liegende Melodien oder ganze Opern als
Ideenspender verweist, bis hin zu Hommagen an die TĂ€nzerinnen Cerrito und Taglioni. Orte wie Pesth
kommen zu Ehren, die Pressburger werden ebenso in Titel verewigt wie Grazer und BrĂŒnner, Petersburger
und Neapolitaner hingegen sind Lanner nur im ĂŒbertragenen Sinn begegnet.
Das 19. Jahrhundert war ein Zeitalter der Entdeckungen, Humboldts Weltreisen brachten auch einfache
EuropÀer mit Völkern in Kontakt, die sie zuvor höchstens vom Hörensagen gekannt hatten. So wie die
indischen TempeltĂ€nzerinnen zogen Gruppen von âOsagenâ (ein bestimmter Indianerstamm aus Dakota)
250 Theaterzeitung 16. 2. 1835.
Joseph Lanner
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Joseph Lanner
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78793-8
- Size
- 21.0 x 29.5 cm
- Pages
- 752
- Keywords
- Joseph, Lanner, list of works, waltz, Vienna, danse, Joseph, Lanner, Werkverzeichnis, Walzer, Wien, TĂ€nze
- Category
- Biographien
Table of contents
- Vorwort 7
- Danksagung 9
- Verzeichnis der AbkĂŒrzungen 10
- Biographische Notizen 13
- Reisen 16
- Beginn â Werden â Sein 21
- VorlĂ€ufer â MitlĂ€ufer â Nachfolger 23
- Tanz 28
- BĂ€lle â TanzstĂ€tten â AuffĂŒhrungsorte 32
- Solisten â Ensemble â Kapelle â Orchester 39
- Akademie â AssemblĂ©e â Conversation â Piquenique â RĂ©union 42
- Publikum 44
- Werke 46
- Instrumentation 69
- Formen 79
- Notenmaterialien 86
- WidmungstrÀger 95
- Titel 97
- Verlage 100
- Quellen â Bibliotheken â Sammlungen 101
- FunktionalitĂ€t â Autonomie â Interpretation 102
- Virtuosentum 106
- Romantik â Biedermeier 108
- Strahlender Stern â leuchtender Stern 112
- Rezension â Rezeption 113
- FlĂŒchtige Lust 115
- Literatur 117
- I. Gedruckte und mit Opuszahlen versehene Werke
- II. Nicht mit Opuszahlen versehene Werke
- III. Sammelwerke und diverse Werke 717
- IV. Anhang