Page - IX - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Georg Winckler, Rektor der Universität Wien
Vorwort
Die Universität Wien begrüßt und unterstützt die Publikation „Wien und die jüdi-
sche Erfahrung 1900–1938. Akkulturation, Antisemitismus, Zionismus“. Insbeson-
dere Prof. Frank Stern, aber auch den anderen Mitwirkenden ist zu danken, dass sie
die Mühe der Organisation und der inhaltlichen Gestaltung übernommen haben.
Das Thema „Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938“ ist nicht nur von wis-
senschaftlichem Interesse. Für die Universität Wien heißt dies ebenso, sich an ihre
eigene große Zeit am Anfang des 20. Jahrhunderts erinnern zu können. Allerdings
deutet das Jahr 1938 darauf hin, dass die Universität schuldhaft in die Vertreibung
vieler jüdischer WissenschaftlerInnen 1938 verstrickt war.
Aus erster Hand bekam ich in den Sechzigerjahren als Student der Princeton Uni-
versity/usa von Persönlichkeiten wie Fritz Machlup vermittelt, wie unmenschlich die
Bedingungen der Vertreibung zur Nazi-Zeit waren. Trotz dieser Widrigkeiten und
trotz der vielen Nazi-Gräuel blieben viele der Vertriebenen der Wiener Kultur eng
verbunden. Sie blieben in einer Weise wienerisch, wie ich dies in Wien kaum mehr
antreffen konnte.
Die Universität Wien hat vor und nach 1945 viel Schuld auf sich geladen. Vor
1945 wirkte sie an der Vertreibung mit, nach 1945 unterließ sie es häufig und durch
lange Zeit, diese Mitwirkung einzubekennen. Auch unternahm sie viel zu wenig, um
die Vertriebenen für eine Tätigkeit an der Universität wiederzugewinnen. Dabei wäre
es ihre Aufgabe gewesen – ohne Rücksicht auf Interessen –, die historische Wahrheit
zu suchen, ihre Schuld anzuerkennen und durch Rückberufungen an die „große“ Zeit
vor 1938 anzuknüpfen.
Die Universität Wien hat, insbesondere in den letzten Jahren, wiederholt Projekte
initiiert und unterstützt, die sich mit der Geschichte der Universität auseinander-
setzen. Ziel der Universität Wien ist es, damit das Bewusstsein eines großen For-
schungsbedarfs betreffend der Rolle der Wissenschaften in der ns-Zeit zu schaffen.
Die Ergebnisse dieser Forschungsprojekte sind selbstverständlich in der Öffentlich-
keit bekannt zu machen. Mehr als sechzig Jahre nach dem Ende des Nationalsozialis-
mus sind die Beteiligungen der Universität Wien und ihrer WissenschaflerInnen an
den ns-Verbrechen noch immer nicht in ihrem ganzen Ausmaß erforscht, obwohl
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Title
- Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
- Subtitle
- Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Author
- Frank Stern
- Editor
- Barabara Eichinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2009
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78317-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 558
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort XI
- Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
- Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
- Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
- Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
- „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
- Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
- Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
- Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
- Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
- Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
- Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
- Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
- „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
- Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
- Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
- „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
- „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
- Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
- From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
- Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
- Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
- David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
- Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
- Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
- Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
- Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
- „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
- Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
- Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
- Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
- Personenregister 491
- Sachregister 503
- Biografien 519