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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Page - 171 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Martin Bubers Weg zum Chassidismus 1 1 denen verhalten, die etwas Vergangenes so den Menschen gegenwärtig machen wollten, dass es neu wirkte –. Aber mein Fundament ist dort, und meine Antriebe sind den ihren verwandt.“ In diesen wenigen Zeilen brachte Buber sein persönliches Verständnis des Chassidismus sehr prägnant auf den Punkt. Für ihn sind die chassidischen Lehren, herausgelöst aus ihrem tradi- tionellen Hintergrund, Elemente einer möglichen religiösen Erneuerung des Ju- dentums. Unter den „blind Bewahrenden und Bestreitenden“ versteht er die ortho- doxen bzw. liberalen jüdischen Strömun- gen, die er in früheren Schriften als „offi- zielles Judentum“ bezeichnet hat. Buber beschwört hier eine schwe- bende Atmosphäre voll romantischer Sehnsucht herauf. Er spielt mit den Elementen „Chassidismus“, „Ostjudentum“ und „Aufklärung“ und streicht seine Verbundenheit mit dem Chassidismus heraus – seine Wurzeln liegen in der Welt des Chassidismus, auch wenn seine Familie und er selbst keine Chassidim gewesen sind. Dies zeigt aber auch, dass Buber über diesen Welten stand, die man als West- bzw. Ostjudentum bezeichnet. Rilke und R. Nachman ver- banden sich in ihm auf eine ganz einzigartige Weise wie bei keinem Denker zuvor. Dadurch entwickelte Buber, wie es sein enger Freund Ernst Simon formulierte, einen „Blick, der frei von innen nach außen und wieder zurück schweifen darf“ und eine „übernationale Unbefangenheit im Erfassen der Phänomene“ . Buber träumte den Traum der „jüdischen Wiedergeburt“, der damals wie heute weit von der Realität entfernt geblieben ist. Buber resignierte zwar am Ende seines Le- bens, gab aber die Hoffnung nie wirklich auf : „Dieser Geist ist nicht verschollen, der Zugang zu ihm ist noch immer offen, die Begegnung mit ihm noch immer gewährt, das Buch liegt noch vor uns, und die Stimme redet aus ihm wie am ersten Tag.“ 9 Buber, Werke III, S. 1259–1260. Ernst Simon, Martin Buber und das deutsche Judentum, Deutsches Judentum, Aufstieg und Krise, hg. von Robert Weltsch, Stuttgart 1963, S. 28–29. „Hebräischer Humanismus“ (1941), in : Buber, Jude und Judentum, S. 722. Abb. 7: Martin Buber
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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