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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Page - 209 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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„Wenn Dich drückt der Judenschuh“ 0 und Gegenständlichen einerseits, des Architektonischen andererseits“ – so veränderte sich der Ausdrucksgehalt seiner Werke gegen Ende der Zwanzigerjahre hin zu para- digmatisch anmutender Reduktion – im Anbruch treffend dargestellt als „einfachste Dreiklangsfolgen, vielfach kirchentonartlich kadenzierend, […] Weisen, deren Ein- falt und Schlichtheit seltsam ungegenwärtig erscheinen […]“. Als bemerkenswerte Veranstaltung im Wiener Konzerthaus tut sich eine vom Zio- nistischen Landeskomitee Österreich im Dezember 1937 organisierte „Makkabäer- feier“ auf : Jüdische Künstler, der Knabenchor des Stadttempels und Mitglieder des Jüdischen Kulturtheaters brachten Komponisten, die theoretisch wie praktisch mit jüdischer Musiktradition beschäftigt und um „jüdische Kunstmusik“ bemüht waren – nämlich Joseph Achron (Hebräisches Wiegenlied op. 35/2), Jacob Weinberg (Die Nächte von Chanaan/Jemenitischer Gesang), Ernest Bloch (Baal Shem/Drei chassi- dische Stimmungen für Violine und Klavier), Joel Engel (Hakotel/Die Klagemauer, Kaddisch) oder Heinrich Schalit (Eili Eili). Auch Hugo Kauder war mit Engelszene (Jakobs Traum) und einem Arrangement zu Hatikwah programmiert – zwei Werke, die in Kauders Werkverzeichnis nicht Eingang gefunden haben. Generell lässt Kau- ders Biografie keine Rückschlüsse auf eine nähere Beschäftigung mit Musik „quasi jü- dischen“ Idioms in der Wiener Zeit zu. Die Vermutung, es handle sich mit genannter „Makkabäerfeier“ als ein gegen 1938 hin gerichtetes singuläres Ereignis in Kauders Komponistenaktivität, drängt sich auf. Eric Zeisls Wiener Konzertprogramme und Rezensionen hingegen verweisen mit keiner einzigen Veranstaltung dieser Art auf eine Auseinandersetzung mit dezidiert „jüdischer“ Kunstmusik. Zwar sind den mit Mahler in Verbindung gebrachten Lie- dern Die Sonne sinkt und Das trunkene Lied melodische Wendungen zu eigen, die auch Bezüge zum Judentum kommunizieren könnten, indem die Baritonstimme fer- ner als melismatisches Rufen aus der Synagoge interpretiert werden könnte, zwar griff Zeisl in frühen Kammermusikwerken über das Aufnehmen und Verarbeiten von „Stilsplittern“ Osteuropas auf das Moment slawischer Tanzmusik, zwar vertonte er 1936 den 29. Psalm „Herrlichkeit Gottes im Gewitter“ – doch in der Gesamtheit betrachtet ist für sein Wiener Œuvre ein Reflektieren jüdischer Musiktradition nicht charakteristisch stilbildend. Nun zurück zum Auftakt – in Franz Mittlers Juedischer Entartung heißt es weiter : Erich Katz, „Vokalmusik im Schaffen der Gegenwart. Moderne Liedkomponisten“, in : Musikblätter des Anbruch. 1928/9–10, S. 404. Makkabäerfeier ; 4. Dezember 1937. Oskar Grünbaum, Redner ; Kurt Fuchsgelb, Dirigent ; Gerson Margulies, Lichterzünden ; Jakob Feldhammer, Lesung ; Sarah Goldstein, Gesang ; Robert Walter Spitz, Klavier ; Liselotte Markus, Violine ; Albert Feller, Tenor ; Sigmund Löwenherz, Orgel ; Martin Tossi, Leitung. Programmarchiv Wiener Konzerthaus : http ://konzerthaus.at/archiv/datenbanksuche/.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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