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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Page - 259 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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„Being different where being different was definitely not good“ Familiengeschichte der Vorfahren der Emanzipationsprozess mehrheitlich als Erfolgs- geschichte präsentiert wurde , erheben die autobiografischen Texte aus der Zeit nach der Shoah viel bewusster den Anspruch, als zeitgeschichtliche Dokumente Geltung zu finden. Die Adressaten der Lebenserinnerungen sind häufig ein größer gedachtes, historisch interessiertes und auch nicht immer ausschließlich jüdisches Publikum. Wenn der einzelnen Familienmitglieder und Vorfahren gedacht wird, so vor allem im Zusammenhang mit der Shoah, indem festgehalten wird, wie viele der Nachkommen die „Zeit ohne Gnade“ überlebt haben. Um die bedeutende Prägung des jüdischen Gedächtnisses durch die Shoah zu illustrieren, soll an dieser Stelle Manès Sperber zu Wort kommen : „Wenn die jüdischen Städtel noch existierten, würden sie für mich nur einer fernen Vergangenheit angehören ; da sie vernichtet, so ausgerottet worden sind, dass nichts von dem, was sie gewesen sind und hätten werden können, in die Zukunft hinüberreichen kann, gehört Zablotow nunmehr zu meiner Gegenwart. Es ist in meinem Gedächtnis beheimatet.“9 Diese Verlusterfahrung ist nicht nur auf die zerstörten ostjüdischen Shtetl beschränkt. Auch die Lebenswelt der meisten west- europäischen Juden hat in der ihnen bekannten Form nicht mehr existiert, und die Überlebenden sind über alle Kontinente verstreut. Die Motivation, Zeugnis über eine verschwundene Welt abzulegen und diese Erinnerungen für die eigenen Nachkommen festzuhalten, findet sich daher bei einem Gros der Autorinnen und Zeitzeuginnen. Kontext jüdischen Lebens in Wien und Definition jüdischer Identität(en) Jüdisches Leben im Wien der Zwischenkriegszeit kann nicht ohne den Kontext des aufgelösten Habsburgerstaates verstanden werden, dessen multinationaler Charakter im Zeitalter der Nationalstaatsidee in auffallendem Gegensatz zu den meisten neu etablierten Nationen Zentraleuropas stand. Dieser Umstand kam der jüdischen Bevöl- kerung zugute, die ihre Identität als eigenständige Ethnizität aufrechterhalten konnte, ohne dabei in Konflikt mit staatlicher Solidarität zu kommen. 0 Wien als Zentrum des multinationalen Vielvölkerstaates wurde zum Kreuzungspunkt zwischen Ost und West, was jüdischem Leben ein spezifisches Gepräge verlieh. Ein Großteil der in den Jahren Miriam Gebhardt, Das Familiengedächtnis. Erinnerung im deutsch-jüdischen Bürgertum 1890 bis 1932, Stuttgart 1999, S. 58f, S. 90f, S. 185f. Manès Sperber, Die Wasserträger Gottes. All das Vergangene …, Wien 1974, S. 162. 0 Siehe dazu : Marsha L. Rozenblit, Reconstructing a national identity. The Jews of Habsburg Austria during World War I, Oxford, New York 2001, 17f. Robert S. Wistrich, „The Modernization of Viennese Jewry : The Impact of German Culture in a Multi-Ethnic State“, in : Jacob Katz (Hg.), Toward Modernity. The European Jewish Model, New Brunswick und Oxford 1987, S. 43–70, S. 59f.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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