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„Being different where being different was definitely not good“
dern. Besonders die bei Möbius ausgeführte These, die intellektuelle Tätigkeit von
Frauen würde deren Weiblichkeit beeinträchtigen, hatte weitreichende Konsequen-
zen, die auch das Selbstbild von Frauen betrafen. Eine Reihe der Akademikerinnen der
ersten Generation sahen sich in einen Konflikt zwischen intellektuellen Ambitionen
und gesellschaftlichen Weiblichkeitskonstruktionen gedrängt, was vor allem in den
autobiografischen Texten von Elise Richter (1865–1943), Margaret Mahler (1897–
1985) und Käthe Leichter (1895–1942) zum Ausdruck kommt. Letztere beschreibt
diese Dynamik in ihren Erinnerungen wie folgt : „Geblieben ist mir die körperliche
Unsicherheit, die Abneigung gegen Tanz, Flirt und oberflächliche Geselligkeit, der
geringe Wert, den ich auf Kleidung und auf mein Äußeres lege, das Zurückdrängen
aller weiblichen Eigenschaften in mir und das Überbetonen eines männlich-herben
Typus, der ich doch in Wirklichkeit gar nicht war.“
Die Romanistin Elise Richter definiert ihre Hinwendung zur Wissenschaft hin-
gegen als eine bewusste Entscheidung gegen die Normalbiografie einer Hausfrau und
Mutter, die sie aufgrund ihrer „mangelnden Schönheit“ als versperrt für sich sah.
Dem Vorbild Rahel Varnhagens (1771–1833) folgend widmete sie ihre Energie aus-
schließlich geistigen Dingen : „Meine Mutter sagte : ,Du bist nicht hübsch, du musst
liebenswürdig sein.‘ Es dauerte nicht lange, so schien für immer und war auf Jahre hi-
naus jede ,weltliche‘ Aussicht versperrt. Ich wurde von meiner Umgebung keineswegs
Käthe Leichter, Leben und Werk, hg. von Herbert Steiner, Wien 1973, S. 314.
Rahel Varnhagen war eine deutsche Schriftstellerin im 18. Jahrhundert, die durch ihren literarischen
Salon Berühmtheit erlangte, in dem sich die Größen des Geistes- und Kulturlebens trafen.
Abb. 1: „Wie sie sind“ und „Wie sie sein sollten !“
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Title
- Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
- Subtitle
- Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Author
- Frank Stern
- Editor
- Barabara Eichinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2009
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78317-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 558
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort XI
- Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
- Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
- Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
- Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
- „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
- Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
- Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
- Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
- Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
- Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
- Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
- Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
- „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
- Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
- Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
- „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
- „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
- Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
- From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
- Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
- Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
- David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
- Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
- Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
- Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
- Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
- „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
- Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
- Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
- Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
- Personenregister 491
- Sachregister 503
- Biografien 519