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Historische Aufzeichnungen
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Page - 445 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Imago und Vergessen von Sonnenthal als einem der bedeutendsten Wiener Schauspieler gesprochen. Ver- gleichbar mit gegenwärtig noch bekannten Namen wie Eleonora Duse war er auch ein internationaler Theaterstar, seine Tourneen führten ihn (mehrmals) in die usa, nach Russland, Deutschland und zahlreiche andere Staaten. Die internationale An- erkennung lässt sich an den zahlreichen Auszeichnungen, verliehen durch Fürsten, Könige, den Zaren und letztlich den österreichischen Kaiser, ablesen. Rückblickend mag es erstaunlich sein, dass Wiener Schauspielkunst solche Aufmerksamkeit erfuhr, doch dürfte gerade die Sonnenthal’sche Kunst einer Wien-Mode entsprochen haben, die sich ebenfalls international nachweisen lässt. Seine Kunst wird als maßvoll und elegant geschildert, so schreibt Helene Richter in ihrem Nekrolog über ihn vom „glücklichen Ebenmaß der Kräfte […] wohltuende[r] und befreiende[r] Harmonie […]. Seine äußeren Mittel entsprachen dieser inneren Veranlagung : die hohe kraftvoll-elastische Gestalt, der von weltmännischer Eleganz bis zu königlichem Anstand jede Art von Adel der Bewegung gegeben war […].“ Das Maßvolle und Elegante wird von Stefan Zweig als Tugend der Elterngeneration im verklärten „goldene(n) Zeitalter der Sicherheit“ 9 festgehalten. Für die Burgthea- tergeschichtsschreibung bis 1938 zählte Sonnenthal zu den prägenden Schauspieler- persönlichkeiten, vor allem in dem für das Burgtheater seit den Gründungstagen festgeschriebenen Auftrag, Sittenschule für den Bürger zu sein. Sonnenthal galt als der tonangebende Schauspieler in Bezug auf die Sitten, auf die Zivilisation österrei- chischer bzw. Wiener Ausprägung. Er wurde 1834 im Budapester Stadtteil Pest als Sohn einer jüdischen Schneiderfa- milie geboren. Sein Biograf Ludwig Eisenberg schildert, wie er als Jugendlicher heim- lich das Deutsche Theater in Budapest besuchte, es zum Statisten brachte. Als sein Va- ter 1848 verarmte, erlernte er das Schneiderhandwerk, nach seiner Gesellenprüfung nahm er den Dampfer nach Wien, um Schauspieler zu werden. 0 Nach Sonnenthals im Nachlass des Österreichischen Theatermuseums aufgefundenem handschriftli- chem Rollenverzeichnis debütierte er 1852 in Temesvar, nach Engagements in Graz und Königsberg spielte er erstmals 1856 am Hofburgtheater. Nachlass Adolf von Sonnenthal, Schachtel Dokumente, Österreichisches Theatermuseum. Vgl. Elke Krasny, „Beschwingte Gelassenheit und vornehme Zurückhaltung. Alt-Wien auf Weltausstel- lungen“, in : Kos, Rapp, Alt-Wien, S.165–171. Helene Richter, „Nekrologe. Adolf von Sonnenthal.“, in : Jahrbuch der deutschen Shakespeare Gesellschaft, hg. von Alois Brandl und Max Förster. Bd. 46 Berlin : Langenscheidt 1910, S. 131. Stefan Zweig : Die Welt von gestern, S. 15. 0 Eisenberg, Adolf Sonnenthal, S. 40–90. Handschriftliches Rollenverzeichnis, „in 47½ Jahren 7643mal aufgetreten“, Temesvar 1852, Hermann- stadt 1852–1854, Graz 1854–1855, Königsberg 1855–1856, Nachlass Adolf von Sonnenthal, Schachtel Dokumente, Österreichisches Theatermuseum.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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