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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Page - 447 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Imago und Vergessen eines Juden in der abendländischen Theaterliteratur – Shakespeares Shylock im Kauf- mann von Venedig. Offenbar wollte Sonnenthal mit seiner Interpretation dem antise- mitischen Darstellungskanon eine andere Interpretation entgegensetzen, „er studierte den Shylock und beabsichtigte, zu der alten Macklin’schen Auffassung des Juden als des rechtschaffenen, in seinem Recht gekränkten, nichts als sein gutes Recht verfechtenden tragischen Helden zurückzukehren“. Dass dies 1909 eine Notwendigkeit war, zeigt He- lene Richters Kritik von der Der Kaufmann von Venedig-Neuinszenierung im Dezember des Jahres. Otto Tressler hatte Sonnenthals Rolle übernommen, seine Interpretation ent- spricht plumpen antisemitischen Klischees, er „gab einen mageren, schäbigen Juden mit langfädigem schitteren [sic !] grauschwarzen Bart und hakenförmig gekrümmten Kno- chenfingern, mit blutunterlaufenen Augen und kreischender Rachenstimme“. 9 In der Biografie Eisenbergs hat es den Anschein, als wäre Sonnenthal in Wien nie- mals antisemitischen Vorwürfen ausgesetzt gewesen. Dass dies doch der Fall war, legt folgendes Gedicht anlässlich Sonnenthals Todes 1909 nah : „Verhängt mit schwarzen Schleiern das Haus Der Spielmann ist tot, das Stück ist aus Mich fasst ein bohrendes Sorgen und Bangen : Nathan, der Gute ist heimgegangen […] Aus seiner unendlichen Güte und Milde Wuchsen viele warme Menschengebilde […] Ich hör ihn schmettern mit trotzigem Mut : Ihr dürft mir fluchen, ich bin ein Jud ! […] Den Künstler zu ehren, war alles bestrebet Nur nicht die Stadt, in der er gelebt Ihm wurde kein Bürgerrecht verliehn Er musste als Ritter von dannen ziehen […].“ 0 Sonnenthal wurde zwar für die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien vorgeschlagen, konnte in der Ära des aufsteigenden Karl Lueger und des sich popularisierenden Anti- Richter, Nekrologe, S. 140. Helene Richter, „Der ‚Kaufmann von Venedig‘ im Wiener Burgtheater“, in : Shakespeare-Jahrbuch Bd. 46, S. 162–165, S. 165. 0 Undatierter Zeitungsausschnitt, ohne Angaben, Nachlass Adolf von Sonnenthal, Schachtel : Zeitungs- ausschnitte, Österreichisches Theatermuseum.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Subtitle
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Author
Frank Stern
Editor
Barabara Eichinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2009
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
558
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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