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In der Folge ist ein erbitterter Kampf entbrannt zwischen den Ur-
hebern und einer digitalen Untergrundorganisation,die seit mehr als
zwanzig Jahren erfolgreich gegen jede Form von Kopier- und Soft-
wareschutz rebelliert. Vom FBI als »Syndikat« bezeichnet und von
der Polizei weltweit verfolgt, führen ihre Mitglieder ein anonymes
Eigenleben im digitalen Netz. Ihr Einfluß ist so groß,daß täglich Mil-
lionen digitaler Kopien ihren Weg zu den Computernutzern finden.
Diese Entwicklung führt zu Aushängen, die an Fahndungsplakate
erinnern. In Videotheken und Shops kleben provokative Porträts von
vermeintlich gesuchten Straftätern, in Kinos werden Werbespots ge-
zeigt, in denen Kriminelle mit Handschellen abgeführt werden. Da-
bei geht es nicht,wie auf den ersten Blick vermutet,um Mörder oder
Terroristen.Es geht um sogenannte Raubkopierer.
Mit Kampagnen wie »Raubkopierer sind Verbrecher« versucht die
Industrie seit Jahren,den Verbraucher für das Thema zu sensibilisie-
ren. Doch statt Aufklärung zu betreiben, erntet die Kampagne größ-
tenteils Unverständnis. Angesichts immer neuer Medienberichte
und Meldungen von angeblichen Milliardenschäden gerät auch das
Wort »Raubkopie« zunehmend in die Kritik. Nicht nur im allgemei-
nen Sprachgebrauch, sondern auch im juristischen Sinne ist mit
»Raub« eine Form des Diebstahls gemeint,bei dem etwas mit Gewalt
entwendet wird. Beim Kopieren von Musik oder Software kann hier-
von keine Rede sein. Zudem wird bei einem Diebstahl davon ausge-
gangen,daß der Beraubte den Gegenstand,der ihm gestohlen wurde,
nicht mehr besitzt.Bei einer Kopie dagegen bleibt das Original erhal-
ten.Analog zu den Vergehen des Schwarzfahrens und der Schwarz-
arbeit, die auch nicht »Raubfahren« oder »Raubarbeit« genannt wer-
den, erscheint der Begriff »Schwarzkopie« weniger wertend als Be-
zeichnung für illegale Kopien. Als Autoren verzichten wir in diesem
Buch daher auch bewußt auf das Wort »Raubkopie«.
Doch Begriffsdefinitionen und Schadensmeldungen reichen nicht
annähernd aus, um das Thema Schwarzkopie zu konkretisieren. Es
ist eine viel tiefer gehende Betrachtung notwendig, um beide Seiten
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No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Title
- No Copy
- Subtitle
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Authors
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Publisher
- Tropen Verlag
- Location
- Leipzig
- Date
- 2007
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Size
- 13.9 x 19.0 cm
- Pages
- 314
- Keywords
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Categories
- Medien
- Recht und Politik
Table of contents
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290