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mittierten Sprache wie einer Suppe zur KrĂ€ftigung fĂŒr die MĂŒhen der Selbstdarstel-
lung bedienen. ⊠Sonst hat die Suppe immer geschmeckt ; aber angesÀuert, erbrochen
und umgerĂŒhrt wie bei Elfriede Jelinek schmeckt sie vielen nicht.«373
3.2 »Die Kinder der Toten«
»Die Apokalypse, wenn es eine âșgibtâč, war schon,
und sie war und ist der Holocaust.«374
3.2.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur
»WÀhrend ihn [den Roman] Jelinek als ihr
bestes und wichtigstes Werk bezeichnet, haben
Kritik und Forschung das opus magnum wenig
beachtet.«375
Seit seinem Erscheinen im Jahr 1995 gilt der Roman »Die Kinder der Toten«
als Elfriede Jelineks Opus Magnum.376 Die Autorin selbst hat ihn wiederholt
als ihr bestes und wichtigstes Buch bezeichnet : »Es enthÀlt alles, was ich sagen
wollte«, so Jelinek.377 Gleichzeitig glaubt sie, dass »Die Kinder der Toten« nicht
verstanden werde, weil in unserer Gesellschaft jenes spezifische VerstÀndnis von
Humor und Ironie fehle, das mit der Vernichtung und Vertreibung jĂŒdischer
Kunstschaffender im Nationalsozialismus »ausgestorben«378 sei.
Nahezu alle SekundÀrautoren verweisen auf den hohen Stellenwert und die
enorme Bedeutung des Romans innerhalb des Jelinekâschen Ćuvres. Dennoch
belassen es die meisten bei diesem Hinweis.
Prinzipiell gibt es wenige SekundÀrtexte, die sich dezidiert mit »Die Kinder
der Toten« befassen oder sich gar an eine textnahe Interpretation heranwagen.
373 Lengauer, Jenseits vom Volk, S. 227 f.
374 LĂŒcke, Elfriede Jelinek, S. 93.
375 Pontzen, PietÀtlose Rezeption, S. 54 f.
376 Vgl. Mayer/Koberg, Ein PortrÀt, S. 207. Vgl. auch Pontzen, PietÀtlose Rezeption, S. 54 f. Vgl.
auch Just, Zeichenleichen, unpaginiert. Sehr bezeichnend in diesem Zusammenhang ist etwa
der Einleitungssatz eines kurzen Aufsatzes von Ralf Schnell aus dem Jahr 2010 : Schnell
schreibt, er halte Jelineks Roman »fĂŒr eines der bedeutendsten Prosawerke deutscher Sprache
im 20. Jahrhundert«. Schnell, Stoffwechselprozesse, S. 169.
377 profil, Nr. 42, 2004, S. 125. Vgl. auch folgendes Interview : Venckute, Elfriede Jelinek im
Zenit des Ruhms, online abrufbar unter : http://www.hagalil.com/archiv/98/12/jellinek.htm
(Zugriff am 17.6.2011).
378 Jelinek, zitiert nach : Venckute, Elfriede Jelinek im Zenit des Ruhms, unpaginiert. 173
»Die Kinder der Toten«â |
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Eine historiografische Untersuchung
- Title
- Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
- Subtitle
- Eine historiografische Untersuchung
- Author
- Sylvia Paulischin-Hovdar
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20325-4
- Size
- 15.5 x 23.5 cm
- Pages
- 328
- Keywords
- Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, IntertextualitÀt
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 7
- 1. Einleitung 11
- 2. Methodische Reflexion 99
- 3. LektĂŒre- und DeutungsvorschlĂ€ge 107
- 3.1 »Burg theater« 108
- 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
- 3.2.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 173
- 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
- 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
- 3.2.4 Die ErzÀhlinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
- 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
- 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die groĂe Anklage 245
- 3.3 »Das Lebewohl« 247
- 4. ResĂŒmee 279
- 5. Epilog â Wir warenâs nicht ? 296
- 6. Anhang 299
- 7. Register 319