Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung
Page - 213 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 213 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Image of the Page - 213 -

Image of the Page - 213 - in Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung

Text of the Page - 213 -

anderen Selbstreferenzen ist es in erster Linie das Trauma der Vater-Familie, das zu Jelineks eigenem Trauma wurde, die Verfolgung und Vernichtung der europĂ€ischen Juden im Zweiten Weltkrieg, das in ihrem Opus Magnum die Feder fĂŒhrte, wie im weiteren Verlauf der Interpretation deutlich werden wird. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen »Seit Jahrzehnten schreibt Elfriede Jelinek mit großem Erfolg an einem einzigen Buch. â€șDie Kinder der Totenâ€č ist die Summe all ihrer Themen, ihrer Verachtung und ihrer Obsessionen. Es ist das in seiner thematischen Gigantomanie und seiner sprachlichen Zerstörungswut radikalste Werk der Autorin.«632 Wie Radisch treffend anmerkte, stellte Jelineks Roman 1995 kein Novum, son- dern vielmehr die Summe aller bis dato aufgegriffenen Motive und Themen der Autorin dar. Auch in frĂŒheren Texten beschĂ€ftigte sich Jelinek bereits mit der sarkastischen Entlarvung und Destruktion verschiedener Alltags- und Tri- vialmythen (Sport, Medien, Heimat, Natur, Familie, SexualitĂ€t usw.). Auch in frĂŒheren Texten beschrieb sie ent-individualisierte und ent-lebendigte Charak- tere, um ihre Mythendestruktion ĂŒber deren Sprachverwendung darzubringen. Das ĂŒbergeordnete Ziel all dieser Mythendestruktionen, im Einzelnen aber auch in Summe betrachtet, ist es, Bewusstsein zu schaffen fĂŒr die Beeinflussbar- keit und Manipulierbarkeit durch bestimmte Sprachgebrauchsformen in politi- schen und medialen Diskursen. Mit Blick auf österreichische Spezifika stellen sich der Opfermythos und sein Fortwirken in der Gegenwart als perfides Geflecht nationaler Mythen dar, welche die unterschwellige, aber stĂ€ndige PrĂ€senz und auch gesellschaftliche Akzeptanz faschistischer oder zumindest rechtsideologischer Strukturen in Ös- terreich widerspiegeln und damit die unzureichende kollektive, aber auch indi- viduelle Auseinandersetzung mit Österreichs Zeitgeschichte befördern. Im Folgenden werden daher einzelne, rekurrente Mythendestruktionen aus »Die Kinder der Toten« exemplarisch herausgegriffen und ihr Zusammenhang zu dem zentralen Thema des Romans hergestellt : der VerdrĂ€ngung österreichi- scher Schuld fĂŒr die Verbrechen des Nationalsozialismus und der Shoah. 632 Radisch, Maxima Moralia, unpaginiert. 213 »Die Kinder der Toten«  |
back to the  book Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek - Eine historiografische Untersuchung"
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek Eine historiografische Untersuchung
Title
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek
Subtitle
Eine historiografische Untersuchung
Author
Sylvia Paulischin-Hovdar
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20325-4
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
328
Keywords
Elfriede Jelinek, Nationalsozialismus, Faschismus, Opfermythos, Dekonstruktion, IntertextualitÀt
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. 1. Einleitung 11
    1. 1.1 Inhalte und Ziele 12
    2. 1.2 Forschungsstand 16
    3. 1.3 Darstellung der Gliederung 20
    4. 1.4 Diskussion der zentralen Begriffe 22
      1. 1.4.1 »Faschismus« 23
      2. 1.4.2 »Nationalsozialismus« 36
      3. 1.4.3 »Mythos« nach Roland Barthes 41
      4. 1.4.4 Der Begriff »Opfermythos« 43
    5. 1.5 Elfriede Jelinek : AnnĂ€herung an eine »synthetische KĂŒnstlerbiografie« 55
    6. 1.6 Poetologische EinfĂŒhrung 67
      1. 1.6.1 Jelineks Àsthetische Position : »Tradition des Sezierens« 67
      2. 1.6.2 Destruktion des Opfermythos : »Das ist mein Angelpunkt« 79
  3. 2. Methodische Reflexion 99
    1. 2.1 Zur IntertextualitÀt 100
    2. 2.2 Darstellung der angewandten Methodik 105
  4. 3. LektĂŒre- und DeutungsvorschlĂ€ge 107
    1. 3.1 »Burg theater« 108
      1. 3.1.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 108
      2. 3.1.2 Formales, Setting und Plot 112
      3. 3.1.3 Die Figuren : »Sprachschablonen« 115
      4. 3.1.4 Die Sprache : ein Mythos 143
      5. 3.1.5 Die Rezeption : ein Skandal 155
      6. 3.1.6 Die Wessely/Hörbigers : eine Potenzierung des Opfermythos 158
    2. 3.2 »Die Kinder der Toten« 173
      1. 3.2.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 173
      2. 3.2.2 Formales, Setting und Plot 181
      3. 3.2.3 Referenzen und Intertexte 186
      4. 3.2.4 Die ErzÀhlinstanz als multiperspektivische Kunst- und Kippfigur 203
      5. 3.2.5 Der Opfermythos als perfides Geflecht nationaler Mythen 213
      6. 3.2.6 »Die Kinder der Toten« : Die große Anklage 245
    3. 3.3 »Das Lebewohl« 247
      1. 3.3.1 Zur verwendeten SekundÀrliteratur 247
      2. 3.3.2 Formales, Setting und Plot 250
      3. 3.3.3 Der Sprecher : Destruktion eines vermenschlichten Mythos 252
      4. 3.3.4 Entstehungskontext und Rezeption 274
  5. 4. ResĂŒmee 279
    1. 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 280
    2. 4.2 InterdisziplinÀre Zusammenschau : Zum »Mehrwert« von Literatur 291
  6. 5. Epilog – Wir waren’s nicht ? 296
  7. 6. Anhang 299
    1. 6.1 Literaturverzeichnis 300
      1. 6.1.1 PrimÀrliteratur 300
      2. 6.1.2 SekundÀr- und Referenzliteratur 301
      3. 6.1.3 Zeitungen und Zeitschriften 316
      4. 6.1.4 Filme und TV-BeitrÀge 317
      5. 6.1.5 Internet-Seiten 317
    2. 6.2 Abbildungsverzeichnis 318
  8. 7. Register 319
    1. 7.1 Personenregister 319
    2. 7.2 Sachregister 321
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Opfermythos bei Elfriede Jelinek