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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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210 Ungarisch-Kroatisches Küstenland der Besonderheit«, das die Einstellung der Stadtbewohner charakterisierte,157 wies zwar starke lokale Züge auf  – daher war etwa der italienische Natio- nalismus / Irredentismus in der Stadt kaum vorhanden158  –, aber der kultu- rell-sprachlich verstandene »italienische Charakter« wurde sowohl seitens der lokalen, italienischsprachigen Elite als auch der ungarischen Regierung und ihrem Repräsentanten vor Ort, dem jeweiligen Gouverneur, affirmativ betont.159 Zwischen den freisinnigen Regierungen in Budapest und der italie- nischsprachigen liberalen Elite in Fiume / Rijeka bestand eine Allianz  – nicht zuletzt gegenüber Kroatien und den Kroaten.160 Die Untergemeinden der Hafenstadt standen lange Zeit mit ihrer länd- lichen und kroatischen Prägung im Kontrast zu den städtischen Milieus. Die Mehrheit der Bewohner dieser Untergemeinden gehörte bis zu den 1880er-Jahren fast ausschließlich der kroatischen Nationalität an.161 Diese Lage veränderte sich aber rasch mit dem wirtschaftlichen und demographi- schen Aufschwung der Hafenstadt,162 weil viele Italiener und Ungarn nach Ausgleich], in: Rijeka, 2010 / 1, S.  77ff.; William Klinger meint aber, dass nur die (nicht rechtsbindende) kroatische Übersetzung überklebt worden, aber dass dem kroatischen Sabor der vom König Franz Joseph  I. sanktionierte Text vorgelegt wor- den sei, in dem Fiume / Rijeka als unmittelbarer Teil von Ungarn festgelegt worden war, siehe Klinger, Negotiating the Nation, S.  121. 157 Karpowicz, Riječki Corpus separatum, S.  14. 158 Catherine Horel, Trieste et Fiume, deux aspects de l’ irredentisme italien 1867– 1914, in: Vojislav G. Pavlović (Hg.), Italy’s Balkan Strategies. 19th and 20th  Cen- tury, Belgrade 2014, S.  121–136, hier S.  129. 159 Der ungarische Gouverneur Sándor Nákó stellte etwa in seiner italienischen Amts- antrittsrede am 26.  Juni 1906 in Fiume / Rijeka Folgendes fest: »ich bin in diese schöne Meeresstadt gekommen  – wo die jahrhundertelange Vereinigung der ural- ten, vorwiegend lateinischen Kultur und Moral mit der ungarischen Kraft und Bega- bung stattfindet«; zitiert in: Budapesti Hírlap, 27.  Juni 1906 [Hervorhebung und übersetzt aus dem Ungarischen von mir]. 160 Techet, Verzahnung kirchen- und nationalpolitischer Frontlinien in Fiume / Rijeka, S.  296f. 161 Deswegen wurden zuerst nur kroatischsprachige Grundschulen in diesen Unter- gemeinden gegründet, von denen aber nur die Grundschule in Drenova das Kroa- tische als Unterrichtssprache  – neben dem Italienischen  – beibehielt. So existierte die einzig kroatisch-italienische, zweisprachige Grundschule der Region in Dre- nova; vgl. Milivoj Čop, Riječko školstvo (1848–1918.) [Das Fiumaner Schulwesen (1848–1918)], Rijeka 1988, S.  51ff. (Laut Ilona Fried hätten die kroatischsprachigen Familien 1899 in Drenova abgelehnt, eine nur kroatischsprachige Schule zu haben, weil sie sich eher »illyrisch«, fiumanerisch und nicht kroatisch gefühlt hätten; vgl. Fried, Emlékek városa, S.  69). 162 Unter der ungarischen Herrschaft erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Auf- schwung, der sich auch demographisch niederschlug. Aus den Statistiken lässt sich ein großer Bevölkerungszuwachs ablesen (1891: 29.494 Einwohner; 1910: 49.806)  – auch wenn die Größe der Stadt jene von Triest nicht einmal annähernd erreichte  –, was einerseits der ungarischen Ansiedlungspolitik, andererseits italienischer (und in geringerem Maße: südslawischer) Zuwanderung aus Istrien, Kroatien-Slawo- nien, Dalmatien, der Krain wie auch aus dem Königreich Italien zuzurechnen war.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Title
Umkämpfte Kirche
Subtitle
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Author
Péter Techet
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Size
15.9 x 23.5 cm
Pages
310
Keywords
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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