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Geschichte
Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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226 Ungarisch-Kroatisches Küstenland den bisherigen Kaplan im kroatischen Crkvenica, Ivan Kumbatović, vor.238 Die Stadt lehnte ihn ab, weswegen der ungarische Kultusminister Albert von Apponyi in seinem Brief an Gouverneur Nákó im  Mai 1910 bemerkte, dass »der Fall der Pfarrei von Drenova wieder giftig zu werden droht«.239 Erst der neue Bischof konnte Bewegung in den erstarrten Konfliktfall bringen. Im  Mai 1910 wurde der Bischofssitz  – nach mehr als zweijähriger Vakanz  – mit Rocco Vučić besetzt.240 Er kannte die Geschichte, weil er parteiisch darin involviert gewesen war, nachdem er bereits 1907 noch als Vikar in Senj daran mitgewirkt hatte, Pavel Zigar aus Drenova zu entfernen. Viele im Dorf woll- ten sich jedoch weiterhin mit keinem anderen Pfarrer als dem abgesetzten Don Zigar abfinden: 160 Dorfbewohner wandten sich mit einer Petition an den neuen Bischof von Senj, dass er die Rückkehr von Don Zigar ermögli- chen möge.241 Bischof Vučić bemerkte aber in seinem Brief an den Stadt- pfarrer Kukanić, dass er die Unterschriftenaktion der Dorfbewohner »im Allgemeinen als Forderung nach einem Geistlichen« verstehe.242 Letztend- lich wurde ein Konkurs für die Administratorenstelle ausgeschrieben. Auch Pavel Zigar aus Ledenice bewarb sich um den Posten. Ausgewählt wurde aber ein anderer Priester. Bischof Vučić ernannte im  September 1910 den bishe- rigen Kaplan in Novi, Mate Polić, zum neuen Kirchenadministrator in Dre- nova. Die zwei weiteren Kandidaten waren für den Posten nicht geeignet: Im Falle von Don Zigar bestanden »die genannten Gründe« seiner Absetzung immer noch,243 während der andere Kandidat, Pavao Oršić, der italienischen Sprache nicht mächtig war.244 Es dauerte bis zum 11.  April 1911, bis Mate Polić seine Stelle in Drenova antreten und die Kirchenschüssel vom Stadtma- 238 Ebd. 239 Brief vom Minister Apponyi an Gouverneur Nákó (7.  Mai 1910), in: DAR, Gubernij, Pr.Sp., kut.  37, 1910/130 [übersetzt aus dem Ungarischen von mir]. 240 Der ungarische Ministerpräsident, Sándor Wekerle, legte im Herbst 1910 dem österreichisch-ungarischen Außenministerium einen Protestbrief vor, in dem er sich darüber beschwerte, dass Rocco Vučić ohne vorherige Absprache mit der ungarischen Regierung und ohne ihre vorherige Einwilligung ernannt worden sei, wofür er vom Hl.  Stuhl eine Entschuldigung und die Feststellung der Einmalig- keit erwartete; vgl. Brief von Wekerle (20.  November 1908), in: MNL OL, ME, FÜ K26, 1910/457. 241 Unterschriftenliste (eingetroffen am 23.  Juli 1910 beim Gouverneur), in: DAR, Gubernij, Pr.Sp., kut.  37, 1910/223. 242 Brief von Bischof Vučić an Stadtpfarrer Kukanić (21.  Juli 1910), in: Ebd. [übersetzt aus dem Italienischen von mir]. 243 Note von Mate Polić (11.  Juni 1911), in: AŽD, Liber Insertionis, fol.  22 [übersetzt aus dem Kroatischen von mir]. 244 Ebd. (Dass die italienische Sprache für die Stelle vorausgesetzt war, kann sowohl als sprachliche Toleranz der katholischen Kirche als auch eine städtische Anforderung angesehen werden. Angesichts der Tatsache, dass die Kirchenhierarchie die sprach- liche Vielfalt andernorts ebenso respektierte  – etwa in Triest oder Istrien wurden alle bischöflichen Hirtenbriefe mehrsprachig verkündet, auch wenn die lokale welt-
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Title
Umkämpfte Kirche
Subtitle
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Author
Péter Techet
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Date
2021
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Size
15.9 x 23.5 cm
Pages
310
Keywords
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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