Seite - 21 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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herangezogen, um Lothars Loyalitätskonfikte (amerikanische vs. österreichische
StaatsbĂĽrgerschaft) zu thematisieren, sowie als Beschreibung fĂĽr die Situa
tion in
Ă–sterreich knapp nach dem Zweiten Weltkrieg. Ernst Lothar wird hier durch-
weg mit dem Protagonisten des Romans identifiziert. Der ausfĂĽhr lichste und
lesenswerteste Beitrag zu diesem Komplex findet sich bei Joseph McVeigh, der
sich mit den beiden genannten Romanen auseinandersetzt und sie mit solchen
vergleicht, die eine ähn
liche Thematik haben (Hans Weigels Unvollendete Sym-
phonie, Reinhard Federmanns Himmelreich der LĂĽgner, Fritz Habecks Ritt auf dem
Tiger und Hans Leberts Wolfshaut).28 Ein zentrales Thema der RĂĽckkehr bildet der
Umgang der »Daheimgebliebenen« mit der Frage ihrer (Mit-)Schuld während des
Na
tionalsozialismus und die (Un-)Mög
lichkeit ihres Zusammenlebens mit den
»Rückkehrern« bzw. die Problematik, dass nach 1945 die Täter und Opfer wieder
an einem Tisch sitzen. Es würde sich anbieten, den Lothar’schen Roman mit ähn-
lich gelagerten Texten, beispielsweise mit Erich Frieds Roman Ein Soldat und ein
Mädchen (erschienen 1960, konzipiert 1945) und Ingeborg Bachmanns Erzählung
Unter Mördern und Irren (erschienen 1961, konzipiert 1956/57) zu kontrastieren.
Auszugsweise wird Ernst Lothars schriftstellerisches Schaffen im Exil bzw.
die Rezep
tion seiner Romane im angloamerikanischen Raum in der Disserta tion
von Gerhard Graml aus dem Jahr 1999 ĂĽber den Kulturtransfer zwischen Ă–ster-
reich und den USA behandelt;29 Graml stĂĽtzt sich in seinen Angaben aber zumeist
auf Maurer. Daniela Hessmann weist in ihrer Studie ĂĽber die Kanonbildung und
Rezep tion von Exilliteratur darauf hin, dass Lothars Werk unmittelbar nach 1945
im deutschsprachigen Raum noch relativ häufig rezensiert wurde, die Rezep
tion
allerdings nicht von längerer Dauer war und spätestens Ende der 1950er Jahre
abreißt.30 Lothars Geschäftsbeziehung zu seinem Verleger Paul Zsolnay wird in
Murray Halls Arbeiten ĂĽber die Geschichte des Verlags angefĂĽhrt.31
Auch finden sich Beiträge über Lothars Direk tion am Theater in der Josef-
stadt (1935 – 1938),32 zu seinem Experiment einer Österreichischen Bühne in
28 Joseph McVeigh: Kontinuität und Vergangenheitsbewältigung.
29 Gerhard Graml: Kulturtransfer zwischen Österreich und den USA, S. 125 – 184.
30 Daniela Hessmann: Kanonbildung, Türhüter und Diskursmächte im literarischen Leben Öster-
reichs, S. 420 f.
31 Murray G. Hall: Der Paul Zsolnay Verlag, S. 349 – 352; ders.: Österreichische Verlagsgeschichte
1918 – 1938.
32 Helmuth Waldner: Das Theater in der Josefstadt von Lothar bis Steinböck, S. 13 – 55; Anton
Bauer: Das Theater in der Josefstadt zu Wien, S. 173 f., 250 f.; Edda Fuhrich- Leisler: Vom Wun-
der des Überlebens; dies.: »The Miracle of Survival«; Hilde Haider- Pregler: Exilland Österreich,
S. 116; Julia Danielczyk: TrĂĽgerische Hoffnung.
Sekundärquellen 21
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar HeiĂźler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478