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Die im Rahmen der Wiener Festwochen stattfindende Premiere selbst erach-
tete Lothar dann als Erfolg: Liebelei löste einen Beifallssturm aus, Lothar war
in »Siegesstimmung«, und auch Komtesse Mizzi wurde vom Publikum gut auf-
genommen.103 Die dem Theaterabend folgenden Kritiken fielen unterschied lich
aus.104 Lothar ärgerte sich über die Rezensionen (mit Ausnahme jener Rudolf
Bayrs für die Salzburger Nachrichten und Oskar Maurus Fontanas Radiokritik):
Was von den Übelwollern wegeskamotiert und verdreht werden konnte, geschah
pünkt lich und tückisch. Wenn ich Erfolg habe, bin ich sofort »gescheit«, wenn ich
sehr großen Erfolg habe, wissen sie, ihn durch einen erfundenen Mißerfolg zu
entwerten. […] Der Ekel vor diesen Dingen übersteigt beträcht lich die Freude
daran, doch das gehört nun einmal zu diesem Beruf und zum Wesen dessen, der
ihn ausübt.105
8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele
Im Anschluss an die Wiener Festwochen war eine Gastspieltournee des Burg-
theaters in den Niederlanden geplant, während derer Liebelei und Komtesse Mizzi
gezeigt werden sollten. Daneben war vorgesehen, dass Lothar gemeinsam mit
den »führenden Theatermänner[n] Europas« an einer Diskussionsrunde im
Rahmen des »Holland Festivals« teilnehmen sowie zwei Vorträge halten solle.
Der niederländische Botschafter Star-
Busmann garantierte für das Gastspiel
die Anwesenheit der Königin.106
Ende Juni 1954 begann die Gastspieltournee. Die angekündigte Diskussions-
runde fand nicht statt, Lothar musste nun stattdessen in Den Haag einen Vortrag
halten. Er wählte sich das Thema Regie – Dienst, nicht Selbstzweck (worüber er
auch bei dem zweiten von ihm verlangten Vortrag in Scheveningen sprach). Eine
Dreiviertelstunde lang versuchte er hierbei, ein »zusammengesetztes Auditorium«
zu interessieren, was »zwar gelang«, als Resultat allerdings nur »Respekt, aber
keine Wärme« einbrachte. Bei der Pressekonferenz wiederum sei das Burgtheater
103 Vgl. Brief von EL an AG. Wien, 13. Juni 1954. a. a. O.
104 Forum 1, 7 – 8 (1954), S. 39; Hans Weigel: Tausendundeine Premiere, S. 155. Auch wenn manch
eine Kritik nicht so günstig war, dem Publikum gefiel die Inszenierung (vgl. Forum, 22 (1955),
S. 369 f., hier S. 370).
105 Brief von EL an AG. Wien, 14. Juni 1954. WBR, ZPH 922a.
106 Vgl. Briefe von EL an AG. Wien, 15., 18.,19., 21. und 23. Juni 1954. WBR, ZPH 922a.
Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478