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Mehrfach sprach er vor dem Kulturbund, der 1922 in Wien von Karl Anton
Rohan mit dem Ziel gegründet worden war, das geistige Leben Österreichs
zusammenzufassen, es würdig nach außen zu vertreten und seinen 376 Mit-
gliedern (1925) eine öffent
liche Plattform zu bieten.18 Der Kulturbund wurde
durch seine Tagungen und Vortragsveranstaltungen ein Treffpunkt für Schrift-
steller, Dozenten, Journalisten, Verleger, Künstler und Mäzene; unter seinen
Gästen befanden sich zahlreiche repräsentative Vertreter aus den Bereichen der
Hochbürokratie, der Kunst und der Wissenschaft.19 Lothar hielt auf Einladung
des Kulturbunds mehrere Vorträge, so beispielsweise 1928 über den Boykott des
Gefühls 20 und 1932 über den Fluch der Respektlosigkeit.21 1926 leitete er hier eine
Vorlesung von Heinrich Mann ein,22 Ende 1927 sprach er in der literarischen
Fachgruppe des Volksheims im 16. Wiener Gemeindebezirk erneut über dessen
Person und Werk, denselben Vortrag wiederholte er im Volksheim im 2. Bezirk.23
Lothar war aber nicht nur im Rahmen des Kulturbunds tätig; neben seiner
Mitgliedschaft bei der Concordia war er auch in den 1923 gegründeten, etwas
mehr als 250 Mitglieder zählenden Schutzverband deutscher Schriftsteller in
Österreich (S. D. S. Oe.) eingebunden, dessen Aktivitäten vorrangig auf eine
Verbesserung der Rechtssitua tion der Schriftsteller abzielten: Urheberrechte,
Schutzfristen, Honorare für Vorträge und Veröffent
lichungen, Krankenversi-
cherung und Sterbekasse für Journalisten und Schriftsteller.24
Diese und ähn liche Anliegen hatte er selbst zu vertreten und durchzusetzen,
als er 1927 Präsident des Gesamtverbands schaffender Künstler Österreichs
wurde (»weil man von einem Ex-
Beamten die Lebensart in Ämtern, von dem
18 Guido Müller: Europäische Gesellschaftsbeziehungen nach dem Ersten Weltkrieg, S. 319 und
S. 457.
19 Vgl. Peter Malina: Der Österreichische Kulturbund, S. 251 f.
20 Vgl. Neue Freie Presse, 11. 1. 1928, S. 7. – EL: Der Boykott des Gefühls. Vortrag, gehalten im
Kulturbund. In: Neue Freie Presse, 19. 1. 1928, S. 1 ff.
21 Vgl. Europäische Revue, 8 (1932), S. 256 sowie Neue Freie Presse, 12. 1. 1932, S. 7. – Der Vor-
trag selbst wurde in zwei Teilen in der Neuen Freien Presse abgedruckt (20. 1. 1932, S. 1 ff. sowie
21. 1. 1932, S. 1 ff.).
22 Vgl. Reichspost, 29. 10. 1926, S. 9 und Neue Freie Presse, 30. 10. 1926, S. 10 (dieser Einführungs-
vortrag wurde abgedruckt in: Neue Freie Presse, 2. 11. 1926, S. 1 ff.). – Vgl. dazu auch Die Fackel,
743 (1926), S. 107.
23 Vgl. Brief von EL an Heinrich Mann. Wien, 27. November 1927. Akademie der Künste, Berlin,
Heinrich- Mann- Archiv, Teilnachlass I, 1653. Vgl. auch Wiener Sonn- und Montags- Zeitung,
28. 11. 1927, S. 3 und Neue Freie Presse, 2. 12. 1927, S. 10.
24 Der Schriftsteller, 3 (1927), S. 28 f.; vgl. Murray G. Hall: Robert Musil und der Schutzverband
deutscher Schriftsteller in Österreich, S. 206.
1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor
sind«56
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Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478