Seite - 67 - in Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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erfährt, merkt er, dass er den Menschen mit seinen Vorhersagen mehr schadet
als nützt, und beschließt, sein Können nicht mehr einzusetzen.
Drehbuchautor Charles Bennett nahm in seiner Filmadap
tion 82 einige Ver-
änderungen an dem Romangeschehen vor, so wurde aus Trux ein Gedankenle-
ser, der die Zukunft nur dann sieht, wenn er sich in Gegenwart einer gewissen
Dame befindet (angepriesen wurde The Clairvoyant mit der Werbezeile »Hexed
by the evil eye. Ruled by a female Svengali. He tortured women with his world
prophecies …«). Als diese Frau aus seinem Leben tritt, verliert er seine hell-
seherische Gabe. Die filmische Umsetzung des Clairvoyant mache aus dem
Übernatür lichen »eerie entertainment« und falle eher durch Understatement
auf, stellte die Kritik fest.83 Lothars Roman hingegen wurde von der interna-
tionalen Presse gut aufgenommen. Die New York Times schreibt über das Buch,
mit dem das Verlagshaus Kinsey seinen Einstand feierte: »First publica
tion of a
new House, Ernst Lothar’s book lands firmly on its literary feet. As an example
of the modern Teutonic school of novel- writing, which lines clouded realism
with silvery romance, it deserves good marks.« 84 Auch im deutschsprachigen
Raum wurde das Buch überwiegend positiv besprochen,85 das Prager Tagblatt
vermisste gar »ein Vorwort oder einen Brief von Thomas Mann. Dieses Buch
hätte es mehr als andere verdient, denn es wandelt in den Spuren des Lübeckers
82 The Evil Mind war ein Alternativtitel des Films, der auch in Schweden, Dänemark, Finnland
(1936), Spanien und Italien (1939) in den Kinos lief.
83 Filmkritik zu The Clairvoyant u. a. in New York Times, 8.6. und 17. 6. 1935.
84 New York Times, 21. 3. 1932; Commonweal, 11. 5. 1932, S. 55 f. – Negativ hingegen die Kritik in
der Saturday Review of Literature (9. 4. 1932, S. 655). Weitere Besprechungen von Lothars Hell-
seher u. a. in: New York Times Book Review, 2. 6. 1935, S. 6; New York Times, 13. 3. 1932, S. 18;
Books, 6. 3. 1932, S. 11; Times Literary Supplement, 18. 2. 1932, S. 113; New York Evening Post,
12. 3. 1932, S. 7.
85 Paul Wiegler: Ernst Lothar. »Der Hellseher«. In: Unidentifizierte Zeitung, o. D. [1929], o. S.;
Witiko. Zeitschrift für Kunst und Dichtung, 2 (1929), S. 110; Frankfurter Zeitung, 10. 3. 1929;
Arno Schirokauer: Der Hellseher. In: Die literarische Welt, 18 (1929), S. 6; A. Haller: Ernst
Lothar. Der Hellseher. Roman. In: Reichspost, 4. 3. 1929, S. 8; Neuere deutsche Dichtung und
die Schule, 1 (1929), S. 42; Hanns Margulies: »Der Hellseher«. In: Der Tag (Wien), 13. 2. 1929,
S. 8; Heinrich Eduard Jacob: Magie und Zärt
lichkeit. Ernst Lothar: Der Hellseher. Roman. Paul
Zsolnay Verlag. In: Berliner Tageblatt, 26. 5. 1929, S. 7; Menorah. Jüdisches Familienblatt für
Wissenschaft, Kunst und Literatur, 9/10 (1929), Beitrag Nr. 1821, S. 539; Fritz Diettrich: Ernst
Lothar: Der Hellseher. Roman. In: Die Literatur, 32 (1929 – 30), S. 172 f.; Raoul Auernheimer:
Ein Roman. Ernst Lothar: »Der Hellseher.« In: Neue Freie Presse, 10. 2. 1929, S. 1 ff. Auch
im Hamburger Fremdenblatt und in der Literarischen Rundschau schrieb Auernheimer über
den Hellseher.
Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 67
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Ernst Lothar
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Ernst Lothar
- Untertitel
- Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
- Autor
- Dagmar Heißler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20145-8
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 484
- Schlagwörter
- österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung 9
- 2. Quellenlage 15
- 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
- 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
- 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
- 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
- 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
- 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
- 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
- 10. Schluss 373
- Literaturverzeichnis 385
- Anhang 415
- Bibliographie Ernst Lothar 415
- Selbstständige Publikationen 415
- Unselbstständige Publikationen 421
- Inszenierungen 464
- Zeittafel 467
- Personenregister 473
- Werkregister 478