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Ernst Lothar - Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
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heiligen Eifers über die Frage nachdachte, wer eigent lich Grillparzer inszenieren könne, und nach langem Grübeln plötz lich in Erleuchtung ausrief: »Nur der Ernst Lothar! Sonst niemand!« –? Nein, so war es sicher lich nicht; aber wie war es denn? Der Fall ist so kraß, daß die Abwehr nicht scharf genug sein kann. Geschmacksfragen sind schließ lich die Basis aller Kultur. Man kann nicht ausgerechnet Herrn Lothar sich für Grillparzer bedanken lassen – denn dafür bedankt sich Grillparzer!204 Der Direktor des Burgtheaters aber bedankte sich bei Ernst Lothar, unbeein- druckt von der Meinung der Neuen Zeitung, öffent lich für die Neueinstudie- rung des Werkes.205 Er dankte ihm allerdings nicht nur mit Worten, sondern verpfichtete ihn ein weiteres Mal als Gastregisseur: 1935 inszenierte Lothar das seit 1882 nicht mehr im Burgtheater aufgeführte Hebbel’sche Trauerspiel Agnes Bernauer. Er hatte auf dieses »vergessene Werk« »eindrück lich« hingewiesen und seine Wiederaufführung angeregt.206 Für diese bearbeitete er den Text für die Bühne neu.207 Im Februar 1935 wurde Ernst Lothars Neuinszenierung mit Nora Gregor in der Titelrolle aufgeführt. Die Bühnenbearbeitung wurde dies- mal von der Kritik einhellig positiv aufgenommen,208 sie habe gezeigt, dass das Hebbel’sche Stück kein »undramatisches Buchdrama« sei. Dennoch sei es nicht vollkommen gelungen, das Werk von »der kühlen Ideensphäre« 209 zu befreien: Friedrich Hebbel ist im Burgtheater ein seltener Gast, die kalte Größe seines Werkes sendet eisige Schauer der Ehrfurcht ins Publikum. Und die Liebe, die diesem Klassiker zeitlebens versagt blieb, kann auch die aktuelle »Agnes Bernauer« nicht erzwingen, die Ernst Lothar als Gastregisseur des Burgtheaters ins Haus brachte. Regisseure haben, wenn sie tagaus, tagein im Betrieb stehen und ein Stück nach dem anderen herausbringen müssen, zu so tiefgründiger Vorbereitung, wie Ernst Lothar, des Burg- theaters Sonntagsregisseur, keine Zeit, sie haben auch nicht die Begabung des Wortes, 204 Die Neue Zeitung, 2. 11. 1933, S. 3. 205 Hermann Röbbeling: Dank des Burgtheaters an Ernst Lothar. In: Neue Freie Presse, 5. 11. 1933, S. 12. – Auch für die Inszenierung des Bruderzwists hatte sich der Burgtheaterdirektor öffent lich bedankt (Hermann Röbbeling: Dankschreiben des Burgtheaters an Ernst Lothar. In: Neue Freie Presse, 25. 10. 1932, S. 8). 206 Reichspost, 16.2. 1935, S. 2 f., hier S. 3.; Wiener Zeitung, 16. 2. 1935, S. 11 f. 207 Vgl. Agnes Bernauer. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Für die Bühne neu bearbeitet von Ernst Lothar. [Mit Skizzen.] [Wien:] Burgtheater [um 1934]. 165 S. 208 Neues Wiener Journal, 15. 2. 1935, S. 3 f.; Neue Freie Presse, 15. 2. 1935, S. 6; Neues Wiener Tag- blatt, 16. 2. 1935, S. 16; Wiener Bilder, 24. 2. 1935, S. 10. 209 Neue Freie Presse, 16. 2. 1935, S. 7; Wiener Zeitung, 16. 2. 1935, S. 11; Das Kleine Blatt, 17. 2. 1935, S. 17. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind«94 Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Ernst Lothar Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Ernst Lothar
Untertitel
Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender
Autor
Dagmar Heißler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20145-8
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
484
Schlagwörter
österreichischer Schriftsteller, unveröffentlichte Werke und Korrespondenz, literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption, Emigration, Theater
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Einleitung 9
  2. 2. Quellenlage 15
    1. 2.1 Primärquellen 15
    2. 2.2 Sekundärquellen 16
  3. 3. 1890 – 1925: Literarische Nachwuchshoffnung 27
  4. 4. 1925 – 1935: »Einer jener Kritiker, die auch ein Stück Theaterdirektor sind« 53
    1. 4.1 Kritiker und Kulturfunktionär 53
    2. 4.2 Gegenseitigkeitskorruption und »unerwünschtes Schrifttum« 63
    3. 4.3 Ein »starkfäustiger Ankläger« der Gesellschaft? 79
    4. 4.4 »Des Burgtheaters Sonntagsregisseur« 88
  5. 5. 1935 – 1938: Theater in der Josefstadt – Max Reinhardts »rechte Hand und linker Fuß« 99
  6. 6. 1938 – 1946: Exil – »Emigrieren ist eine Sache für junge Menschen, die sich nicht erinnern« 135
    1. 6.1 Emigrant 135
    2. 6.2 Eine »Österreichische Bühne« in New York 150
    3. 6.3 College-Dozent 174
    4. 6.4 »Amerikanischer« Bestsellerautor 193
    5. 6.5 Tätigkeiten in Exilorganisationen und Vorbereitungen zur Rückkehr nach Österreich 213
  7. 7. 1946 – 1950: Rückkehr – »… und in Lothars Lager war Österreich« 243
    1. 7.1 »Als Allgewaltiger in Wien«: Amerikanischer Kulturoffizier 243
    2. 7.2 »Literatur-, theater- und Österreich-belastet« 266
  8. 8. 1950 – 1959: »Von allen meinen Kritikern bin ich der unerbittlichste« 293
    1. 8.1 »Amerikanischer Söldling, Kommunist, Reinhardt- und Hofmannsthal-Schänder«? 293
    2. 8.2 Burgtheaterkrise und Salzburger Festspiele 311
    3. 8.3 Vorstandsmitglied des Wiener P. E. N.-Clubs, Ehrenmitglied der Concordia, Rücktritt als Salzburger Schauspielchef 321
  9. 9. 1959 – 1974: »… und so muss ein Stückchen Torso für ein Stückchen Ganzes gelten« 335
    1. 9.1 Panorama eines österreichischen Schicksals 335
    2. 9.2 Ehrungsreigen 344
    3. 9.3 Der letzte Vorhang 361
  10. 10. Schluss 373
  11. Literaturverzeichnis 385
  12. Anhang 415
  13. Bibliographie Ernst Lothar 415
  14. Selbstständige Publikationen 415
  15. Unselbstständige Publikationen 421
  16. Inszenierungen 464
  17. Zeittafel 467
  18. Personenregister 473
  19. Werkregister 478
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